Der deutsche Ingenieur Roland Gumpert bringt zusammen mit dem chinesischen Unternehmen Aiways einen Sportwagen mit Wasserstoff/Elektrizität produzierender Methanol-Brennstoffzelle auf den Markt. Mitte Mai wurde das Serienmodell Gumpert Nathalie offiziell vorgestellt und der Produktionsstart verkündet. Die Auslieferungen sind für nächstes Jahr geplant.
„Es war meine Vorstellung eines Elektroautos das nicht stehen bleibt wenn die Batterie leer ist, die uns auf diesen Weg gebracht hat. Jetzt präsentieren wir Ihnen das weltweit erste Serienfahrzeug mit Methanol-Brennstoffzelle das unabhängig von Ladesäulen oder speziellen Wasserstofftankstellen ist“, so Gumpert.
Auf dem Weg in die Serie habe man die 2018 gezeigte Prototyp-Version an vielen Stellen überarbeitet. Auffälligstes Merkmal seien die „Scissor door“-Türen, man habe zudem die Front- und Seitenlinien verfeinert. Besonders fortschrittlich sei der Einsatz von biologischen Leichtbaumaterialien wie Flachs. Bei der „First Edition“ kämen – anders als bei der bisherigen Carbon-Außenhaut des Prototyps – bis zu 50 Prozent dieses Materials zum Einsatz.
Die jetzt vorgestellte Serienversion der Nathalie verfüge über eine 15 kW Methanol-Brennstoffzelle, die permanent aus Methanol Wasserstoff gewinnt und damit Elektrizität generiert, erklärt Gumpert. Dies ermögliche Stadtfahrten und Fahrten auf der Landstraße fast ohne Nutzung der Pufferbatterie. Die Energiekapazität des Gesamtsystems bestehend aus einer „Methanol Power Cell“ mit 65 Liter Tank und Pufferbatterie betrage 190 kWh.
Roland Gumpert verspricht, dass seine neue Kreation bereit für die Rennstrecke sei. Ein FIA-gerechter Gitterrohrrahmen mit Überrollkäfig und der Allradantrieb würden hier für die nötige Performance sorgen. Die Beschleunigung von 0-100 km/h wird mit 2,5 Sekunden angegeben, die Höchstgeschwindigkeit mit 300 km/h. Auftanken lasse sich das Fahrzeug wie herkömmliche Pkw in drei Minuten mit handelsüblichem Methanol. Die Versorgung sei für die Kunden im ersten Jahr nach Auslieferung kostenfrei.
Die Nathalie „First Edition“ ist eine Sonderauflage anlässlich der Produkteinführung. Die Fahrzeuge kommen weltweit zum Preis von 407.000 Euro auf den Markt. Insgesamt sollen von der Baureihe höchstens 500 Exemplare inklusive der „First Edition“ gebaut werden. Die Fahrzeuge sollen ab dem ersten Halbjahr 2021 verfügbar sein.
Duesendaniel meint
Und wieder ein Start-up, das man sich nicht merken muss.
„Es war meine Vorstellung eines Elektroautos das nicht stehen bleibt wenn die Batterie leer ist“. Dann bleibt es eben stehen, wenn der Methanoltank leer ist. Was für ein technologischer Quantensprung. Abgesehen davon verstehe ich nicht, warum man sich im Zeitalter der Dekarbonisierung noch mit Methanol beschäftigt.
Raphael R meint
Den Zusammenhang konnte ich noch ausfindig machen:
Laut Wikipedia ist die Chinesische Firma Aiways an der Gumpert Sportwagenmanufaktur beteiligt. Aiways setzt die Technologie selbst auch ein. Daher macht es Sinn, einen Blick nach China zu werfen.
China verfolgt die Strategie, gleichzeitig mehrere Antriebstechnologien und alternative Treibstoffe in lokal begrenzten Gebieten im Grossmassstab zu testen. So ist z.B. Shenzhen das Labor für Batterieantriebe. Methanol wird in den Provinzen Shanxi und Guizhou getestet. Allerdings wird das Methanol über Kohlevergasung und hergestellt und ist daher nicht nachhaltig. Für China hat es einen strategischen Wert, da so auf Ölimporte verzichtet werden kann und in den Städten die NOx- und Russemissionen gesenkt werden können.
Ist also schlussendlich eine rein chinesische Angelegenheit!
Links dazu im nächsten Kommentar.
Ccrl meint
Rein chinesisch nun nicht, die Gumpert Aiways Automobile ist ein deutsches Unternehmen mit Sitz in Ingolstadt
Raphael R meint
Das stimmt. Ich wollte eigentlich damit aussagen, dass das Auto für den chinesischen Markt bestimmt ist. Habe es unklar ausgedrückt.
LiPo meint
Die Brennstoffzelle des Gumpert kommt nicht aus China, sondern vom dänischen Hersteller Serenergy.
Die Chinesen haben null Kompetenz bei Brennstoffzellen.
Raphael R meint
Aiways Methanol-Antrieb:
https://www.auto-motor-und-sport.de/tech-zukunft/aiyways-elektroauto-methanol-brennstoffzelle/
Methanol in China:
http://german.china.org.cn/txt/2019-03/20/content_74592509.htm
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Vielen Dank für die interessante Info und die Links.
Habe 1976 mein Mofa mit einem Gemisch aus Benzin + Methanol + 2-Taktöl betrieben; hat seltsamerweise sogar funktioniert. Musste nur nach den 6 Schulstunden etwas abgesetztes Wasser aus dem Vergaser entfernen, dann konnte ich wieder 15 km störungsfrei nach Hause fahren.
Raphael R meint
Methanol hat ähnliche Eigenschaften wie Benzin, daher funktioniert eine Mischung der beiden als Treibstoff recht gut. Das Mofa ging dann sicher recht ab, durch den Sauerstoff im Brennstoff kann man ja deutlich fettere Gemische fahren :-) … Für Rennmotoren wird auch Treibstoff mit Alkoholen verwendet.
Heute könnte man einen Elektromotor und eine e-Bike Batterie einbauen und ab die Post! Für 2x 15km würde dies sicher reichen.
Schreiber meint
Dachte ich mir auch, man braucht so eine Art alltagsfremdes Auto einfach nicht..
Tom meint
Regeneratives Methanol lautet die Antwort! Entweder über Syngas/Wasserstoff oder biokatalytisch hergestellt. Schau mal hier:
https://methanology.com
https://ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news/news/2019/07/katalysator-fuer-nachhaltiges-methanol.html
alupo meint
Methanol wird in der Industrie in großen Anlagen aus Erdgas hergestellt (dass man MeOH auch mittels, Windstrom plus Elektrolyse plus Carbonisierung plus anschließender Methanolanlage herstellen kann ist klar, aber wer kauft an einer Tankstelle wo der Liter MeOH15 € kostet?), und sehr oft auch direkt an der Quelle. In Europa gibt es jede Menge Methanol z.B. aus Argentinien importiert. Das ist viel effizienter zu transportieren als ein Gas, insbesondere wenn es keine Pipelines gibt.
Daher, bitte nicht wundern wenn die Ökobilanz mittels MeOH grausam aussieht. Aber im Auto ist ein MeOH-Tank viel einfacher zu händeln als ein H2-Hochdrucktank, zumal MeOH leicht in Wasserstoff (für die Brennstoffzelle) und CO2 zurückzuwandeln ist.
JoSa meint
Wenn die Methanol-Brennstoffzelle eine Leistung von 15kW hat, wieviel kW ziehe ich aus der Batterie bei 300kW/h ???
Wird schon ab 80km/h an der Batterie genuckelt.
Was geschied eigentlich mit dem Kohlestoff, werden daraus Diamanten gepreßt?
Ich bin gespannt auf die Erfahrungsberichte :))
Wird bestimmt lustig.
JoSa meint
Oo
, wieviel kW ziehe ich aus der Batterie bei 300km/h ???
kleine Korrektur ^^
LiPo meint
Das Ding ist ein Blender. Ursprünglich waren anstatt der Batterie, Supercaps geplant. Da wäre aber bei Abruf der vollen Leistung nur 3km Reichweite drin gewesen. Also hat man schnell ne 130lWh Batterie verbaut um sich nicht komplett lächerlich zu machen.
Bin gespannt ob das Teil überhaupt auf die Straße kommt, dazu noch zu dem Preis!
Wäre nicht das erste Mal dass Gumpert pleite geht…
Xcrl meint
Schon ein tolles Auto, aber warum denn eine Methanol-Brennstoffzelle? Eine „normale“ Brennstoffzelle hätte es doch auch getan und für die gibt es immerhin schon Tankinfrastruktur (ja, auch noch nicht genug, aber in Deutschland schon ganz brauchbar).
SoundOfLithium meint
Bei ca 1.1l Methanol pro kWh Strom ergibt das also ca 59 kWh Energie des Gesamtsystems auf Methanolbasis und der Rest zu 190 kWh ist dann also Batterie ?
Macht 131 kWh Batterie.
Ja da lohnt sich das Methanol-Dingens ja richtig. Warum nicht gleich die Batterie weglassen ?
Futureman meint
Endlich ein Brennstoffzellenauto für die Massen…
Priusfahrer meint
Wenn sich die Methanol-FC wirklich auf dem Markt etabliert, wird es auf dem
Lebensmittel Sektor zu Preisanstiegen von Getreide und für die Methanolproduktion
verwertbaren Pflanzen kommen, so wie es jetzt schon in Südamerika seit Jahren
durch Förderungen der Regierung geschieht.
Das komplette Preisgefüge auf den Lebensmittelmärkten geriet in wirtschaftliche
Schieflage.
Wegen des zweifelhaften Fortschritts dieser „Erfindung“ (CO2-Freisetzung), hat Toyota
schon vor Jahren die Weiterentwicklung dieser Technik und weil feinste Partikel im Methanol die Brennstoffzelle verschmutzen und daher die Leistung derselben sich
kontinuierlich reduziert, eingestellt.
Raphael R meint
Verwechselst Du bei der Brasilianischen Förderung nicht Methanol mit Ethanol?
Methanol wird in der Regel aus Erdgas und Kohle gewonnen.
Methanol wird derzeit in China im Rahmen eines der Grossversuche mit alternativen Antrieben / Kraftstoffen ausgetestet. Dort wird es aus Kohle produziert.
Dies wäre dann gleich der einzige Ort auf der Welt, wo dieses Auto ohne zusätzliche Aufwände für eine Infrastruktur eingesetzt werden könnte.
Priusfahrer meint
Ja hab ich verwechselt, mein Fehler.
Stocki meint
Also wer diese Karre kauft, da bin ich echt gespannt. Nur mal angenommen Tesla baut jetzt endlich den Roadster II. Der kostet nur ein Achtel dieses Gumpert Teils, hat 1000km Reichweite, fährt schneller und beschleunigt schneller. Ob die Fertigungsqualität, Ausstattung und was auch immer da noch unter der Haube steckt, diesen gigantischen Preisunterschied rechtfertigen? Ich glaube nicht, aber Exklusivität lässt sich so Mancher gerne ein paar Heller mehr kosten. ;-)
Andreas_Nün meint
„Der kostet nur ein Achtel dieses Gumpert Teils“
Wohl eher die hälfte, dachte der Roadster II würde auch so in der 200k Liga spielen.
Stocki meint
Ja richtig, mein Fehler.
Vanellus meint
Damit ist man also nicht mehr auf Ladesäulen oder Wasserstoff-Tankstellen angewiesen? Nur noch auf Methanol-Tankstellen.
Wo stehen die denn?
Fortschritt à la Gumpert.
Mein Vorschlag: Akku – Strom – Elektrolyse + Wasser – Wasserstoff – Methan – Methanol – Wasserstoff- Brennstoffzelle – Strom – E-Motor.
Thomas meint
Das Konzept ist von vorne bis hinten krude. „Pufferbatterie“ mit 190 kWh?? Damit sollte das Auto mindestens 800 km weit kommen, wozu braucht man dann noch diesen Methanol-Aufriß?
„Dies ermögliche Stadtfahrten und Fahrten auf der Landstraße fast ohne Nutzung der Pufferbatterie.“
Wie bitte? Ich soll gerade die Kurzstrecken mit dem 15%-Wirkungsgrad-System fahren? Bei einer 190 kWh-Batterie?
issnichso meint
„Die Energiekapazität des Gesamtsystems bestehend aus einer „Methanol Power Cell“ mit 65 Liter Tank und Pufferbatterie betrage 190 kWh.“
Also kein 190 kWh-Akku.
Stocki meint
„Die Energiekapazität des Gesamtsystems bestehend aus einer „Methanol Power Cell“ mit 65 Liter Tank und Pufferbatterie betrage 190 kWh.“
Die Betonung liegt auf:
– Gesamtsystem
– Tank UND Pufferbatterie
also alles zusammen hat 190kWh. Wer weiß warum die Kapazität der Batterie nicht angegeben wurde. Wenn man den ganzen Brennstoffzellenunsinn weglässt und eine 190kWh Batterie einbauen würde, wäre das Fahrzeug sicherlich um einiges billiger. Aber es kann nicht sein was nicht sein darf. ;-)
An anderer Stelle wurde heute berichtet, daß Tesla nun in Cooperation mit CATL die Batterien ab 2021 deutlich billiger produziert. Aber da hat Gumpert ja nix von. ;-)
In ein zwei Jahren sind die Batteriepreise so niedrig auch bei anderen Herstellern als Tesla, daß sich das Thema Brennstoffzelle endgültig erledigt hat, auch bei LKW.
McGybrush meint
Zusammen mit dem Methanol hat man eine Energiemenge von 190kWh
DerMond meint
„… mit dem 15%-Wirkungsgrad-System fahren?“
Genau, der Wirkungsgrad bleibt entscheidend. Ohne Energiebilanz kann man kaum beurteilen ob das System halbwegs sinnvoll ist. So gut sieht es da nicht aus wenn man bisherige Systeme nimmt.
Reiter meint
Dann bau ich doch noch Kartoffel im Garten an. Privatbrennerei geht bis wieviel Liter? ;-)
Raphael R meint
Hier wird aber nur der Vorlauf gebraucht. Den Rest kannst Du als Vodka verkaufen.
Reiter meint
Müsste man mehrwertsteuerlich noch abklären, v.a. wenn ich die Distille dann immer um 12.00h bei Sonne mit meinem PV-Heizstab heize…..;-)