Die Umrüstung von Elektroauto-Ladesäulen in Deutschland auf eichrechtskonforme Systeme ist immer noch nicht abgeschlossen. Kilowattstundengenaues Strom zapfen ist daher vielerorts weiter nicht möglich. Das ergab eine Umfrage unter Betreibern des Branchendienstes Energate.
Den Einbau der neuen Messtechnologie verlangt die deutsche Mess- und Eichverordnung (MessEV), die für Normal- (AC) und Schnellladesäulen (DC) gilt. Die Umstellung auf eichrechtskonforme Ladetechnik soll die Kostentransparenz für E-Auto-Fahrer erhöhen. Ohne das Messverfahren darf Fahrstrom seit April 2019 nur noch in Ausnahmefällen abgerechnet werden – etwa über eine Pauschale, nach Zeit oder kostenlos.
Dass viele Ladesäulen weiter nicht dem Eichrecht entsprechen, liegt Energate zufolge auch an der am Markt verfügbaren Messtechnik – insbesondere bei Schnellladesäulen gebe es hier einen Mangel. „Aktuell bieten im DC-Bereich nur zwei Hersteller eichrechtskonforme Ladestationen an“, erklärten auf Nachfrage die Stadtwerke München. Auch bei langsamerer AC-Technik sehe man „noch erheblichen Aufholbedarf“. Die Stadtwerke wollen ihre derzeit 580 Ladestationen nun bis Ende 2020 umstellen.
Der niederländische Betreiber Allego teilte mit, dass sich bei der Messtechnik für DC-Säulen die meisten Hersteller noch im Zertifizierungsprozess befänden. „Wir erwarten, dass sich zum Ende des Jahres die Situation entspannen wird“, sagte der für Deutschland zuständige Manager Ulf Schulte zu Energate. Er betonte, dass die Umrüstung aller 1850 Allego-Ladepunkte organisatorisch wie finanziell ein enormer Aufwand sei.
Auch die EnBW, eigenen Angaben Betreiberin des deutschlandweit größten Schnellladenetzes, verwies gegenüber Energate auf das komplexe Verfahren für die erforderliche Anpassung der Ladesäulen. „Bei der eichrechtskonformen Aufrüstung bestehender Ladesäulen muss beachtet werden, dass jede Ladesäule im Regelfall einzeln angefahren, umgerüstet und über ein Protokoll in Anwesenheit der Eichbehörde konformitätsbewertet werden muss“, erläuterte EnBW-Manager Claus Fest. Das baden-württembergische Energieversorgungsunternehmen werde die Umstellung seiner öffentlichen Strom-Tankstellen „voraussichtlich bis Ende Q1/2021“ abschließen.
Dass die flächendeckende Eichrechtskonformität der Ladesäulen in Deutschland deutlich später als vorgesehen gegeben ist, soll auch an den Prüfbehörden selbst liegen: Ein Sprecher des Nürnberger Energieversorgers N-Ergie sagte Energate, dass sich die Zertifizierung von eichrechtskonformen AC-Messsystemen wegen Engpässen bei den Behörden oder geänderten Anforderungen verzögert habe.
C-Zero meint
Die Menschheit ist in den 1960er-Jahren auf den Mond geflogen, aber im 21. Jahrhundert soll es nicht möglich sein, eichrechtskonforme Ladesäulen zu bauen? Vielleicht sollte man das deutsche Eichrecht auch auf den Mond schießen …
IsoOktan meint
An den Tankstellen beträgt die max. zulässige Toleranz in der EU 0,5% und es gab sogar Bestrebungen diese auf 1% auszuweiten.
Verstehe nicht weshalb bei den Ladesäulen so ein Terz gemacht wird! Stelle mir das viel einfacher vor, man braucht zb. keine Temperaturkompensation wie bei den Kraftstoffen.
McGybrush meint
Mir wäre ein billiges PI ma Daumen abrechnen lieber als diese unsäglich verteuernde Eichtechtskonforme art die nur die Kosten der Betreiber erhöhen.
Strom Kostet 10Cent. Oder 9? Oder 11?
Komm. Bau ein geeichten Zähler ein. Jetzt kostet er nich UNGEFÄHR 10Cent jetzt kostet er EXAKT 76,435547 Cent.
Schönen dank.
TwizyundZoefahrer meint
So schwierig kann das ja wohl nicht sein, bei der Enbw war das doch in einer Woche abgehakt.