Die Hochschule Koblenz forscht seit 2018 gemeinsam mit der Energieversorgung Mittelrhein (evm) für die Umnutzung von Straßenlaternen als schneller Ladepunkt für Elektroautos. Nun wurde das Patent für die Lademöglichkeit angemeldet, erste Einsätze von Prototypen in Remagen und Koblenz sind in Planung.
Im städtischen, oft eng bebauten Raum stelle es eine echte Herausforderung dar, wenn die eigene Garage mit Stromanschluss fehle. „Warum also nicht die bereits vorhandene Infrastruktur nutzen und Straßenlaternen technisch so erweitern, sodass diese nicht nur zur Beleuchtung von Bürgersteig und Fahrbahn dienen, sondern auch zum Laden der E-Fahrzeuge genutzt werden können?“, so die Hochschule Koblenz in einer Mitteilung.
Laternenladen ist nicht neu und wird bereits in verschiedenen Städten von privaten Unternehmen angeboten. „Doch die Ladeleistung ist dabei bislang sehr gering, sie erreicht nur 2,3 kW in der Standard-Ausführung und 11 kW in der erweiterten Version“, erklärt Projektleiter Johannes Stolz aus dem Fachbereich Ingenieurwesen der Hochschule Koblenz. „Wir haben also den bestehenden Ansatz erweitert, im Laborversuch praktisch nachgewiesen und nun auch zum Patent angemeldet. Mit unserem Prototyp können wir Ladegeschwindigkeiten erreichen, die sonst nur Schnell-Ladesäulen bieten.“
2019 hatte das Team aus Vertretern von Hochschule und evm einen ersten Prototyp vorgestellt. Durch die neue Technik habe sich die Ladezeit deutlich verkürzt. „Mit jeder Minute Ladezeit lädt man etwa drei Kilometer Reichweite auf, sodass das Vollladen je nach Auto in knapp zwei Stunden erledigt sein kann“, berichtet Stolz. Die Koblenzer Forscher gingen dabei vom Ansatz aus, bereits vorhandene Komponenten weiterzunutzen. „Wir wollten für die Ertüchtigung der Laternen zu Ladesäulen keinen einzigen Pflasterstein heben müssen und damit Tiefbauarbeiten völlig vermeiden“, so Stolz. Damit könne nicht nur die Ladeleistung gesteigert, sondern auch die Kosten gegenüber einem konventionellen Ausbau um etwa 30 Prozent reduziert werden.
Die Ergebnisse der Forschung zeigen laut den Projektverantwortlichen, dass die Ladeleistung für einen kompletten Straßenzug auf 102 kW dauerhaft und 145 kW für eine Stunde erreicht werden kann. „Das ist möglich, da wir die vorhandenen Spezifikationen der Erdkabel und der Anschlussdosen vollständig ausgenutzt haben“, erläutert Stolz. Damit könnten im Stadtgebiet stehende Laternen auch zum Laden von E-Autos genutzt werden – nach einer Aufrüstung mit zusätzlichen Anbau- oder Nebenbauschränken, an denen dann die Ladestation montiert werden kann.
Standorte für den Einsatz von Prototypen seien bereits seit Längerem sowohl in Koblenz als auch in Remagen mit den dort Verantwortlichen im Gespräch, lässt die Hochschule Koblenz verlauten. Noch in diesem Jahr könnten erste Straßenlaternen dazu dienen, E-Fahrzeuge zu laden.
Kona64 meint
Mir ist völlig unklar was hier eigentlich gemacht werden soll. AC oder DC? Die Aussage in zwei Stunden den Akku voll zu haben spricht für einen kleinen DC Lader. Vielleicht gibt es noch ein paar Kisten mit Puffer Speicher.
E.Korsar meint
„Mit jeder Minute Ladezeit lädt man etwa drei Kilometer Reichweite auf, sodass das Vollladen je nach Auto in knapp zwei Stunden erledigt sein kann“
3*60 km/h = 180 km/h, entspräche bei meinem e-Corsa 33kW. Wenn für die schwammigen Angaben allerdings von einem effizienterem Fahrzeug ausgegangen wurde, sind es vielleicht nur 22KW.
Da wird wohl nur ein Lademanagement hinterstecken, um den vorhandenen AC von 102kW auf mehrere 22kW-Lader gerecht zu verteilen. Ist ja schon kompliziert genug.
Duesendaniel meint
@ecomento:’Ladeleistung‘ nicht -leitung (im 3. Abschnitt)
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis!
VG | ecomento.de
SoundOfLithium meint
Top! Hoffentlich spricht sich das schnell bei den Städtebauämtern rum und wird entsprechend innerhalb von 5-10 Jahren flächendeckend umgesetzt.
Christian meint
Warum wollen alle Schnellladen?
Verstehe ich das richtig, daß dann ein Straßenzug dann einen Laternenschnelllader bekommen könnte? Um den sollen sich dann alle kloppen?
Über Nacht mit 4 – 11 kW laden reicht doch dicke, jedes Auto ist morgens geladen und die Batterie wird geschont. Im Winter hat die Batterie beim Losfahren sogar eine gute Mindesttemperatur und ist nicht wieder auf 2 – 5°C abgekühlt wenn nach 2 Stunden das Schnelladen beendet ist.
Baut da Laternenlader wo der Anwohner Bedarf anmeldet, mit 4 – 11 kW. Installiert es innerhalb von 2 Wochen ab Beantragung, das wäre super.
Die Laterne ist vom Parkplatz durch einen Gehweg getrennt? Stolpergefahr? Baut einen drehbaren Galgen an die Laterne mit fest installiertem Kabel. Kabel morgens aufrollen, das im Straßendreck gelegen hat ist nämlich das Blödeste was es gibt. Fest installierte Kabel sind echt viel angenehmer.
Dagobert meint
Das wird eher so laufen, das an einem Straßenzug an jeder Laterne einer dieser Lader hängt. Die kommunizieren unter einander und können Insgesamt 100kW Dauerleistung abgeben. Wenn an 5 Stück Fahrzeuge hängen eben 20kW pro Fahrzeug.
SoundOfLithium meint
Ja genau so hab ich es auch verstanden. Aber wenn eben nur 1 zieht können die Säulen halt auch als Supercharger fungieren. Was bislang viele für nicht möglich hielten.
Mike meint
Das Problem ist die Menge an Lademöglichkeiten. Bei Schnelllader reichen weniger. Auch wenn ich zustimme, dass 1-phasig 8A reicht, um ein Auto wieder gut zu füllen, bräuchte es dafür praktisch an jedem zweiten Stellplatz so ein Teil. Die Preise sind aber nicht viel niedriger als schnellere 3-Phasenlader, sie bringen aber weniger Umsatz. Ich könnte mir also gut vorstellen, dass viele von den 1-phasigen Ladern schnell Vandalismus (oder einfach Ausfall) zum Opfer fallen würden, aber da kein Umsatz damit gemacht wird, sie nicht so oft repariert würden.
Gunarr meint
Ist sicher eine beeindruckende technische Leistung, aber lohnt sich der Aufwand? Ich glaube, 10 Laternen mit 2 kW sind besser als eine mit 20 kW.
Kasch meint
Mein BEV lade ich ausschließlich mit DC. Für die übernächste Generation E-Fahrräder wären die Lademöglichkeiten toll. Eine 5-Minuten-Zwischenladung an der Laterne und weiter geht die Tour. Typ2-Dose und Wandler am/im Pedelec ist aber dann doch etwas überdimensioniert. Fürs Auto zu wenig, fürs Rad zu viel, aber für E-Roller wärs tatsächlich perfekt.
alex meint
? Wieso laden sie nur DC? Mein BEV lade ich zu 95% AC, wenn er steht und nicht gebraucht wird.
Schnellader fürs eBike? Interessant, gibt es sicher bedarf, aber wohl kaum an jeder 3 Laterne, eher an viel befahrenen Routen und Sehenswürdigkeiten.
Hegard meint
Für den Normal Verkehr mit dem Pedelec meinte ich,ist das laden Zuhause genug.
Aber im Zug wäre es von Vorteil,wenn Mann eine grössere Tour vorhabt.
Jürgen V meint
Das Thema wird dann erstmal durch die Regierung kaputtgeprüft. Hatten wir schonmal. Ich glaube das war eine Berliner Unternehmung mit Namen Ubritzity, oder so ähnlich. Wurde hier solange geprüfte bis die Leute nach England gegangen sind und seit dem dort Laternen umrüsten.
E.Korsar meint
Die evm im Jahr 2020:
„Der Kollege , der sich mit den Wallboxen auskennt ist im Urlaub. Bitte rufen Sie in 3 Wochen nochmal an.“
„Ob Sie einen Juice-Booster an einer CEE16-Dose bei uns anzeigen müssen, wissen wir auch nicht. Sie können ja mal den Vordruck ausfüllen, wenn Sie wollen.“
Da wäre selbst ein einzelner Ladepunkt an einer Laterne im Jahr 2022 eine Sensation. Wünsche trotzdem viel Erfolg!
Sebastian meint
Was soll das bringen? Wer an der Straße parkt tut das für Stunden. Ist der Akku geladen blockiert er für andere eine notwendige Ladestelle. Oder er parkt ein paar Parkbuchten um… alles Blödsinn. Warum baut EnBW nur noch HPC? Weil die wissen das schnarchladen auf öffentlichen Grund Unfug ist und kaufmännisch nix bringt… man geht kurz einkaufen und schiebt per DC 40 kWh in den Akku. Das reicht den meisten für 3 Tage mindestens.
Lustig wird auch sein wenn in paar Jahren überall diese blöden Kabel über die Gehwege liegen…
Sebastian meint
Korrektur. Mein Posting sollte allgemein gesprochen sein, nicht an E.Korsar gerichtet. Bin in der Zeile verrutscht
Wambo13 meint
Und warum sollte ich alle 3tage einkaufen?
Hab besseres zu tun.
Es wird alle 7-10 Tage eingekauft und solange schaffe ich es leider nicht mit einer Akku Füllung.
Gerade für feste Punkte wo ein e Auto ist halte ich es nicht für Unfug ein schnarchlader hinzupacken.
Für eine geringen Kostenaufwand bei der Installation bekommt man gut und gerne 1500kwh im Jahr verkauft. 12000km im Jahr bei 17kwh/100km und rund 25% extern laden.
Klar sind da keine riesen Gewinnspanne drinnen.
Aber über die Masse gesehen.
Sebastian meint
Wie soll sich ne Ladesäule rechnen an der einer pro Tag lädt? Und dann womöglich 17 kWh? Ich sehe kaum noch neue AC Baustellen. Zurecht.
Frank meint
Eigentlich würden öffentliche CEE-Steckdosen an jeder denkbaren Ecke völlig ausreichen. Das Kabel mit CEE-Stecker ist bei Neuwagen ab 2022 im Auto zum Ausrollen verpflichtend integriert. Der Strom an diesen Steckdosen wird kostenlos abgegeben.
Ich glaube, diese Art Förderung würde mehr Erfolg haben als eine Kaufprämie, welche die Autohersteller ohnehin einpreisen.