Audi konzentriert sich bei der angestrebten Elektroauto-Zukunft auf große Modelle sowie verstärkt auf Luxus. Kompaktere Pkw mit Batterie-Antrieb werde es von der Marke wahrscheinlich nicht geben, wurde zuletzt berichtet. Das gilt aber nur für Kleinwagen, wie jetzt Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann erklärte.
Angesprochen auf einen möglichen A3 mit Stromantrieb sagte Hoffmann im Interview mit der Automobilwoche: „Wir werden bis 2027 alle Kernsegmente elektrifizieren. Dazu gehört auch das A-Segment, in dem wir auch in Zukunft ganz klar den Bedarf an Premium-Fahrzeugen sehen.“
Konzernchef Markus Duesmann hatte vor Kurzem erklärt, dass die Kleinwagen-Reihen A1 und Q2 ohne Nachfolger auslaufen werden. Der Grund dafür sind strengere Emissionsvorgaben, die sich mit herkömmlicher Antriebstechnik nicht mehr wirtschaftlich realisieren lassen. Der Einsatz von Plug-in-Hybrid- oder rein elektrischen Systemen lohnt sich wegen der geringen Margen in den unteren Segmenten für die meisten Hersteller ebenfalls nicht.
Laut den Worten von Hoffmann werden bei Audi später auch kompaktere Autos angeboten, die dann elektrisch fahren. Der Premium-Anbieter hat angekündigt, ab 2026 neue Modelle nur noch mit Elektroantrieb auf den Weltmarkt zu bringen. Bis 2033 soll die Produktion von Verbrennern nach und nach auslaufen. Der Mutterkonzern Volkswagen entwickelt speziell für batteriebetriebene Kleinwagen eine Plattform auf Basis des modularen E-Auto-Baukastens MEB. Audi hat also auf Technik sowohl für Klein- als auch für Kompaktwagen Zugriff.
In welchem Segment genau in Zukunft der Einstieg bei Audi angeboten wird, bleibt abzuwarten. Die jüngsten Aussagen von Duesmann und Hoffmann widersprechen sich scheinbar. Das von letzterem genannte A-Segment umfasst in Europa offiziell Kleinstwagen, also Modelle wie den Smart ForFour oder Renault Twingo. Kleinwagen wie der Audi A1 werden dem B-Segment zugeordnet. Der Audi A3 ist ein Kompaktmodell im C-Segment, wird intern aber wohl als A-Segment-Modell geführt.
Wie ein künftiger elektrischer Audi kompakter Bauart aussehen könnte, hat das Unternehmen 2019 mit der Studie AI:ME gezeigt.
Peter W meint
Wenn man die Erfolgsgeschichte des BMW i3 anschaut, so muss man doch erkennen, dass sogar elektrische Kleinwagen für 40 bis 50.000 € verkauft werden können. Eventuell hat Audi erkannt, dass klein nicht gleich billig sein muss, sondern die Managertochter oder Professorengattuin auch in einem Kleinwagen standesgemäß unterwegs sein möchte. Ich kenne einen Chefarzt / Professor dern einen Smart fährt. Nicht jeder der gut verdient will deshalb eine Protzkarre.
Es gibt mit Sicherheit einen großen Markt für einen flotten gut aussehenden Kleinwagen, der mit Luxus und Fahrkomfort punkten kann.
JürgenSchremps meint
Soweit ich weiß, zählt Audi/VW die Segmente anders als andere Firmen.
Der Q4/Q3/A3 ist intern dem A-Segment zugeordnet-
Der A1/Q2 ist dagegen A0-Segment (Kleinwagen).
Dann gibt es noch das A00-Segment, hier hat Audi aber kein Angebot
Wenn Audi sagt, es wird BEVs im A-Segment geben, dann schließt das einen elektrischen A1/Q2 nicht ein.
René H. meint
Korrekt. Das A-Segment im VW-Konzern heißt international C-Segment.
Es hätte mich auch stark gewundert, wenn Audi langfristig auf die Kompaktklasse verzichtet.
CaptainPicard meint
Der künftige elektrische A3 wird das Schwestermodell des ID.3 Mk2, der dann nicht mehr auf der MEB-Plattform sondern auf der SSP-Plattform von Trinity stehen wird. Neben 800 Volt-Technik erlaubt die dann auch eine etwas niedrigere Bauweise weil durch die besser integrierte Batterie (Cell-to-Pack) mit der VW-Einheitszelle die Batterie flacher wird als beim MEB. Aktuell baut der ID.3 ja rund 10 cm höher als der Golf. Kommen soll die zweite Generation des ID.3 nicht vor 2027, von daher kann man ab dann auch den elektrischen A3 erwarten.
Aber das stand ja eh nie wirklich zur Diskussion, interessanter ist ja ob Audi auch eines der Kleinwagen-Modelle die ab 2025 in Spanien auf Basis der gekürzten MEB-Plattform gebaut werden anbieten wird. Das wäre dann A1-Q2-Niveau und das hat man offenbar nicht vor. Was ich für einen großen Fehler halte, weil selbst wenn man daran kaum was verdient sind das für viele jüngere die erste Erfahrung die sie mit Audi haben und wenn es ihnen gefällt wird ein Teil davon später mal, wenn sie mehr Geld haben, auch teurere Audis mit hoher Marge kaufen. Aber soweit in die Zukunft denken Manager heute natürlich nicht mehr, was nicht in diesem Quartal Gewinn bringt ist uninteressant.
Peter meint
Je nachdem wie man „Mk. 2“ definiert…
Ich persönlich erwarte aufgrund direkter und indirekter Gerüchte eigentlich, dass der ID.3 ein kleines und ein großes Facelift bekommt (das kleine evtl. schon dieses/nächstes Jahr – Schwerpunkt Innenraumoptik, das große dann in etwa in 2024/25 mit weiteren technischen Änderungen – Stuergeräte) und dass beide auch auf MEB laufen. Dann würde MEB erst ca. 2030 beim ID.3 auslaufen. Falls Audi schon ca. 2024/25 mit einem vollelektrischen „A3“-Pendant ums Eck kommt, könnte das auch noch auf MEB basieren.
Ist aber alles nur Rätselraten.