Volvo zieht sich infolge der Kontroverse um ein EU-weites Verkaufsverbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor aus dem europäischen Herstellerverband ACEA zurück. Der schwedische Autohersteller folgt damit auf den Stellantis-Konzern (u. a. Fiat, Chrysler, Citroën, Opel, Peugeot), der dies bereits im Juni bekannt gegeben hatte.
„Nach reiflicher Überlegung sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die Nachhaltigkeitsstrategie und die Ambitionen von Volvo Cars zum jetzigen Zeitpunkt nicht vollständig mit der Positionierung und Arbeitsweise von ACEA übereinstimmen“, teilte das Unternehmen auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP mit. Volvo werde daher zum Jahresende austreten.
Hintergrund des Austritts von Stellantis und jetzt auch Volvos aus dem ACEA ist dessen Engagement gegen EU-Pläne für ein Verbrenner-Aus ab 2035. Dann sollen nur noch emissionslose Autos und Transporter neu zugelassen werden dürfen, was einem Verbot der bisher dominierenden Benzin- und Dieselfahrzeuge gleichkommt. Es sei „verfrüht, ein Ziel für 2035 festzulegen“, so der ACEA. Der Lobby-Verband zweifelt daran, dass die Lade- und Betankungsinfrastruktur für lokal emissionsfreie Elektro- und Wasserstofffahrzeuge mit dem Plan mithalten könne.
Der ACEA mit aktuell BMW-Chef Oliver Zipse an der Spitze vereint die 16 größten Automobilhersteller mit Standorten in Europa. Der zweitgrößte Autokonzern des Kontinents, die 2021 aus der Fusion von PSA (Citroën, DS, Opel, Peugeot) und Fiat/Chrysler hervorgegangene Stellantis Group, hatte bereits vor knapp einem Monat den Austritt aus dem Verband für Ende des Jahres angekündigt. Stellantis setzt anstelle der ACEA-Mitgliedschaft auf ein offenes Diskussionsforum für Experten aus unterschiedlichen Bereichen. Darin soll erstmals 2023 und dann jährlich über die Mobilität in Europa diskutiert werden.
Wie sich Volvo weiter in die Verkehrspolitik auf EU-Ebene einbringen wird, bleibt abzuwarten. Die Schweden haben vor, ab 2030 nur noch batteriebetriebene Autos zu verkaufen. Stellantis will zu diesem Zeitpunkt in Europa aus dem Verbrenner aussteigen und auf Elektro- sowie Wasserstofffahrzeuge setzen.
Fritzchen meint
Witzig. Volvo als Monsterautobauer redet von Nachhaltigkeit. Herrlich, gleich montags was zu lachen.
DerRob meint
Ich frage mich auch warum VW da noch nicht ausgetreten ist.
alupo meint
Schön zu lesen dass es in Europa Autohersteller gibt, die aus dem Dieselbetrug gelernt haben und auch bereit sind, relativ schnell ihre Konsequenzen zu ziehen. Klar, der aktuelle BMW-Chef macht diese Austrittsentscheidung etwas einfacher, spannt er doch alle Mitglieder vor seinen eigenen Karren.
Andere die ebenfalls bei ihren BEV-Anstrengungen glaubwürdig rüberkommen wollen sollten diesem Beispiel folgen. Was ist mit VW? Man könnte doch wenigstens verkünden, darüber nachzudenken, oder?
Ich denke, diese Nichtmitgliedschaft sollte auch ein BEV-Kaufkriterium sein.
Shullbit meint
Der ACEA lügt noch krasser als der VDA. Zipse der strategische Vollversager muss natürlich das Verbrenner-Aus bestmöglich verzögern, da er bei BMW die Weichen viel zu spät auf Elektromobilität umgestellt hat. Andere haben Jahre früher den Bau von Batteriefabriken beschlossen. VW, Hyundai und Mercedes sollten auch noch aus dem ACEA austreten.
Der ACEA behauptet z.B. das das Laden von BEV zu 60% an öffentlichen Ladepunkten stattfinden wird. Das widerspricht allen Studien und jeglicher Logik. Für die beabsichtigten 34,4 Mio. BEV in Europa in 2030 hält der ACEA 7 Mio. öffentliche Ladepunkte für erforderlich. Also einen Ladepunkt je 4,9 BEV. So ein Nonsens.
Auch in Deutschland parken rund 50% der PKWs vor Eigenheimen. Auch bei Mietwohnungen wird es bis 2030 nicht überall aber doch vielerorts Lademöglichkeiten geben. In anderen Ländern sind die Wohneigentums-Quoten und privaten Lademöglichkeiten meist noch besser. 2030 werden mindestens 70% der BEV zu hause geladen – weil es billiger und bequemer ist. Wenn die BEV im Schnitt 360km Reichweite haben, brauchen sie rechnerisch alle 9 Tage eine Vollladung. Bei 34,4 Mio. BEV und 7 Mio. Ladepunkten kann dann jeder Ladepunkt alle 7 Tage eine einzige Vollladung verkaufen. 1 Ladekunde pro Woche.
eBiker meint
Es ist zwar richtig das 50% vor Eigenheimen parken, das heisst aber nicht dass man da auch eine eigene Ladestation hat. Ich zB wohne in einem Gründerzeitviertel l-rate mal was hier trotz riesiger sau teurer Wohnungen Mangelware ist?
Und wenn man es noch extremer will: das Nachbarvierel ist schönster Jutgenstil – Garagen haben da nur die „Bombenlöcher“. Da parken dann eben auch die 911er etc auf der Strasse. Oder schau dir die 70er Jahre Hochhausbunker an: da hat man ebenfalls an der Parkplätzden gespart.
Das 1 Ladepunkt für 4,9 BEV Blödsinn ist, ist klar. Nur so zur Anmerkung. Es gint mir nur um die 70% zuhause Lader.
Gunnar meint
Das ist schon irgendwie ein Novum, dass sich mehrere Autohersteller gegen die Lobbyverbände stellen. Finde ich gut. Das erhöht den Druck auf die Parteien, die weiter am Verbrenner festhalten wollen.
volsor meint
Die Front gegen Enddatum würde , so glaube ich , komplett zusammenbrechen wenn VW auch aussteigt.