Stellantis, im letzten Jahr aus der Fusion von Fiat Chrysler und PSA (u. a. Citroën, Opel, Peugeot) entstanden, verlässt zum Ende des Jahres den europäischen Herstellerverband ACEA. Damit verliert die Lobbyorganisation den zweitgrößten Automobilhersteller Europas.
„Wir glauben, dass ein offener Dialog und eine direktere Interaktion mit den Bürgern und anderen Beteiligten dazu führen wird, dass (politische) Entscheidungen auf einer informierteren Grundlage getroffen werden“, erklärte CEO Carlos Tavares seine Entscheidung.
Der Austritt von Stellantis aus dem ACEA folgt auf einen für die Automobilindustrie in Europa wegweisenden Beschluss des EU-Parlaments: Eine Mehrheit der Abgeordneten stimmte im Juni dafür, dass Hersteller ab Mitte des nächsten Jahrzehnts nur noch Autos und Transporter auf den Markt bringen dürfen, die keine klimaschädlichen Treibhausgase ausstoßen. Tritt die Regelung in Kraft, kommt sie einem Verbrenner-Verbot gleich. Die Hersteller müssen dann auf lokal emissionsfreie Technik umstellen, also Elektro- und Wasserstoffantriebe.
Ein Sprecher wies gegenüber der Automobilwoche die Vermutung zurück, Stellantis habe den Austritt wegen der Haltung des ACEA in Bezug auf den EU-Parlamentsbeschluss entschieden: „Es gibt keinen Zusammenhang mit der Entscheidung des EU-Parlaments aus der vergangenen Woche.“
Der ACEA mit aktuell BMW-Chef Oliver Zipse an der Spitze hält den von der Politik forcierten breiten Umsteg auf Elektromobilität für verfrüht. Zipse fordert eine Neubwertung des Beschlusses auf halbem Weg, um das Verbrenner-Aus gegebenenfalls nach hinten zu verschieben. Stellantis-CEO Tavares – von 2018 bis 2019 selbst ACEA-Präsident – sieht die von der Politik angestrebte schnellere Transformation zur E-Mobilität ebenfalls kritisch, will die 14 Marken seines Konzerns aber trotzdem zügig elektrifizieren. Erst kürzlich bekräftigte der Manager, ab 2030 in Europa keine Verbrennerautos mehr verkaufen zu wollen, fünf Jahre früher als von der EU verlangt.
Stellantis startet Diskussionsforum
Anstelle der ACEA-Mitgliedschaft setzt Stellantis künftig auf ein offenes Diskussionsforum für Experten aus unterschiedlichen Bereichen namens „Freedom of Mobility Forum“. Darin soll erstmals 2023 und dann jährlich über die Mobilität in Europa diskutiert werden.
„Die vor uns liegenden ökologischen Herausforderungen in Verbindung mit einem sich schnell weiter entwickelnden Geschäftsumfeld erfordern einen effizienten, globalen und integrativen 360-Grad-Ansatz, an dem alle beteiligt sind, die zum Aufbau einer nachhaltigen Mobilität beitragen möchten“, so Tavares. „Wir möchten ein öffentliches Forum schaffen, in dem Mitwirkende zusammenkommen können, um die Schlüsselfragen rund um die Debatte über dekarbonisierte Mobilität zu erörtern und umsetzbare nächste Schritte aufzuzeigen, die wir gemeinsam unternehmen können. Es geht dabei um den Zugang zu sauberer, sicherer und erschwinglicher Mobilität für die Bürgerinnen und Bürger auf der ganzen Welt.“
Ein Stellantis-Sprecher betonte gegenüber der Automobilwoche, dass das neue Forum kein „alternativer Interessenverband“ sei, sondern ein offenes Diskussionsforum. Man werde später mehr Einzelheiten zu der Veranstaltung mitteilen.
Mike meint
Stellantis will also weiter mit Verbrennern CO2 „produzieren“ dürfen?
tutnichtszursache meint
Fünfter Absatz, letzter Satz „Erst kürzlich bekräftigte der Manager, ab 2030 in Europa keine Verbrennerautos mehr verkaufen zu wollen, fünf Jahre früher als von der EU verlangt.“
Vielleicht mal einen ganzen Artikel lesen und verstehen…
Onkel Thom meint
@tutnichtszursache
Ich glaube nicht, dass Mike ihre Antwort gelesen hat, dazu müsste man ja noch lesen.
Mike meint
Aber sie sind offenbar über das „Verbrennerverbot“ sehr unglücklich, was an ihren Aussagen Zweifel aufkommen lässt.
Daniel S meint
„dass (politische) Entscheidungen auf einer informierteren Grundlage getroffen werden“
Besser informiert als ACEA und Politik??
tutnichtszursache meint
Nö, nicht im lobbyversifftem Verband und Politik herumdümpeln und nachher noch gesagt bekommen, dass man als Mitglied des Verbandes die Entscheidungen mit getragen hätte.
Solange es in Verbänden (z.B. BMW oder Schmierstoffhersteller) oder Politik (z.B. FDP und Union) immer noch solche lobbygeführten Individuen gibt, die etwas von völlig ineffizienten E-Fuels quatschen nur um einen klinisch Toten (Verbrenner) am Leben zu erhalten, muss man konsequent sein und solche Einrichtungen verlassen.
Powerwall Thorsten meint
1+ volle Zustimmung 🙌🏻
Smarty2020 meint
Jeep, so isst!