China bleibt laut einer Auswertung des Center of Automotive Management (CAM) mit deutlichem Abstand der wichtigste E-Fahrzeug-Markt der Welt. Zwischen Januar und August 2022 wurden demnach rund 2,9 Millionen rein batteriebetriebene Pkw (BEV) neu zugelassen (+107 %) und damit mehr als im gesamten Jahr 2021 (2,73 Mio.).
Elektrofahrzeuge erreichen nach 8 Monaten des Jahres einen Rekordanteil von knapp 20 Prozent an den Neuzulassungen von insgesamt 14,6 Millionen Pkw. Die Neuzulassungen von Plug-in-Hybriden (PHEV) steigen auf rund 800.000 Pkw, was einem Anteil von circa 5,5 Prozent entspricht. Insgesamt ist damit im bisherigen Jahresverlauf mehr als jede vierte Neuzulassung in China ein BEV oder ein PHEV.
Marktführer in China ist laut dem CAM mit weitem Abstand der lokale Hersteller BYD, dessen Absatz sich von Januar bis Juli 2022 auf 707.496 Pkw (BEV/PHEV) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdreifacht hat. SAIC folgt mit 256.158 Pkw (+6,7 %) auf Rang 2 vor Tesla, das 207.139 Pkw (+44 %) absetzen konnte. Volkswagen gelangt im Markenranking in diesem Zeitraum nur auf Rang 6.
Für das Gesamtjahr rechnet das CAM mit Neuzulassungen von 4,5 Millionen BEV in China, was einem Wachstum von 165 Prozent entspricht. China unterstützt die sogenannten New Energy Vehicles (BEV, PHEV, FCEV) mit Kaufzuschüssen und durch die Befreiung von der Mehrwertsteuer, die von der Regierung kürzlich bis Ende 2023 verlängert wurde.
Marktführer unter den BEV in Deutschland ist im bisherigen Jahresverlauf die Marke VW mit rund 27.000 Pkw, Tesla folgt noch knapp dahinter mit 25.000 Pkw. Die Marken Hyundai und Audi rangieren mit 18.000 beziehungsweise 16.000 Pkw auf Rang 3 und 4, knapp vor Fiat und Opel, die von Januar bis August 2022 auf rund 15.000 verkaufte Elektro-Pkw kommen. Auf Rang 7 und 8 rangieren die Marken Renault und BMW mit mehr als 14.000 Pkw vor Mercedes und Peugeot auf Rang 9 und 10.
Vergleichsweise zulassungsschwach zeigen sich im BEV-Bereich die Volumenmarken Ford (Rang 18), Honda (Rang 25) oder Toyota (Rang 27). Dagegen weisen neue Automobilhersteller wie Polestar oder MG Roewe im BEV-Markt bereits hohe Dynamik auf. Die zum chinesischen SAIC-Konzern gehörende Marke MG Roewe, die erst 2021 in den deutschen Markt eingetreten ist, kommt schon auf das BEV-Volumen von Nissan.
Neben den reinen Elektro-Marken Tesla, Smart und Polestar erreichen einige Hersteller deutlich überdurchschnittliche BEV-Anteile. Auf hohe BEV-Anteile an den Neuzulassungen kommen Fiat (31 %), Renault (31 %) und Peugeot (30 %) sowie MG Roewe mit 45 Prozent. Auch die BEV-Anteile von Hyundai (27 %) und Mini (27 %) liegen weit über dem Durchschnitt von 13,9 Prozent. Unterdurchschnittlich zum Markt bewegen sich dagegen die BEV-Anteile von VW (9,1 %), Mercedes (8,4 %) und Skoda (8,2 %). Bei Herstellern wie Ford (3,9 %), Mazda (3,3 %) oder Toyota (0,5 %) spielen reine Elektrofahrzeuge noch fast keine Rolle.
Grundsätzlich steigen die BEV-Anteile an den Neuzulassungen bei fast allen Marken: Fiat konnte mit dem Fiat 500 seinen BEV-Anteil bis August 2022 von 15 auf über 30 Prozent im Vergleich zum Gesamtjahr 2021 sogar mehr als verdoppeln. Beim Marktführer VW ist der BEV-Anteil jedoch von 14,5 Prozent im Vorjahr auf 9,1 Prozent gesunken. Auch bei den Volkswagen-Konzernmarken Skoda und Porsche sowie bei Mazda, Honda und Nissan sinken die BEV-Anteile an den Neuzulassungen in Deutschland.
Für das Gesamtjahr 2022 wird nach Prognosen des CAM mit Neuzulassungen von 370.000 BEV gerechnet (+4 %). Über alle Antriebe hinweg wird vor dem Hintergrund der anhaltenden Lieferkettenprobleme sowie der steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten ein weiterer leichter Rückgang Pkw-Neuzulassungen erwartet. Für das Gesamtjahr geht das CAM von 2,54 Millionen Pkw-Neuzulassungen aus (-3,9 %). Die Gesamtzulassungen wären damit so niedrig wie zuletzt vor 37 Jahren.
„Die Elektromobilität wächst in allen großen Automobilregionen, teils entgegen dem rückläufigen Gesamtmarkt. Mit dem Zeitalter der Elektromobilität verändert sich dabei zunehmend die angestammte Branchenstruktur und Rangordnung der Automobilhersteller“, so Studienleiter Stefan Bratzel „Allerdings ist der Markthochlauf noch nicht selbsttragend, sondern immer noch stark durch die jeweiligen Förderund Regulationskulissen geprägt. Aufgrund steigender Rohstoff- und Produktionskosten ist mittelfristig kaum mit sinkenden Anschaffungskosten für Elektrofahrzeuge zu rechnen. Kritisch sind dabei auch die z.B. in Deutschland stark gestiegenen Energiekosten bzw. Strompreise, die die Nutzungskostenvorteile von Elektrofahrzeugen gegenüber Verbrennern mindern. Neben dem schleppenden Aufbau der Ladeinfrastruktur könnten die steigenden Anschaffungs- und Nutzungskosten einen schnellen Markhochlauf der Elektromobilität gefährden.“
Kasch meint
Der weit überwiegende Teil der Chinesen konnte sich doch bislang noch nie irgend ein Auto leisten. Das ändert sich derzeit rasend schnell und gekauft werden selbstverständlich überwiegend preiswerte, inländische BEVs ab umgerechnet 6000,- Euro. Bis eine Sättigung des Binnenmarktes in Sicht ist, dürfte China wohl mindestens 10x mehr Autos im eigenen Land absetzen als alle europäischen Hersteller
zusammen, weltweit produzieren. Ein Blick auf den Globus und Bevölkerungszahlen sollte reichen, um dies nachzuvollziehen. Und bereits jetzt die Bay-Area: hunderte, rund um die Uhr von BEV-Taxis besetzte Schnelllader, mitten in Shanghei, ein paar Straßen weiter, der nächste Ladepark in ähnlicher Größe – ist doch nicht mit unserem Fuzeleuropa zu vergleichen.
Schlumpf7 meint
Laut der unteren Grafik ist der BEV-Anteil von VW nur 9,1 %.
Hyundai hat dagegen einen BEV-Anteil von 27 %.
Sogar Porsche hat einen BEV-Anteil von 13,8 %.
Was ist da bei VW los? Schlechte BEV-Beratung oder liegt’s am lückenhaften
Fachwissen der Kundenberater? Oder will VW gar keine BEVs verkaufen?
eBiker meint
Falls es dir nicht aufgefallen ist – VW verkauft die meisten eAutos. Und Porsche gehört zu VW, nur so am Rande.
Flo meint
Die westlichen Autobauer werden immer mehr Anteile verlieren – selbst verschuldet.
Petzi meint
Das BEV-Wachstum ist nur positiv wenn gleichzeitig die Verbrenner und der Fossil-Anteil für die Stromerzeugung weniger werden.
Andi EE meint
Das stimmt nicht. Je mehr BEVs jetzt in den Betrieb kommen, desto grösser die Nachfrage nach Elektrizität. Je mehr elektrische Verbraucher, desto schneller werden die regenerativen Energien ausgebaut. Als Stromproduzent hast du doch keine Lust, mehr Strom zu produzieren, wenn dir niemand den Strom abnimmt.
Das Wichtigste ist, dass immer mehr Einheiten elektrifiziert werden, der Rest kommt von selbst.
elbflorenz meint
Eigentlich ein Wahnsinn, dass es in China auf dem schon sehr hohen BEV-Absatz-Niveau dieses Jahr noch einmal ein expotentielles Wachstum gibt. Darauf hätte ich nicht gewettet – auch wegen COVID und den hitzebedingten Stromabschaltungen.
Ist es denkbar, dass es in China auch 2023 noch einmal expotentielles Wachstum bei BEV gibt? Das wären dann mindestens 9 Mio BEV’s.
Wird schwer. Aber in China scheint nichts unmöglich … jetzt, wo die einen Impfstoff zum inhalieren unters Volk bringen …
Billige Energie haben die ja dann auch immer mehr … die wir ned mehr haben.
Robert meint
Sind schon mega toll, deine Chinesen! :-)
Andi EE meint
Das entsteht auch aus dem Selbstverständniss, eigene Marken zu kaufen … so wie das in DE schon eine gefühlte Ewigkeit der Fall ist. In China wird es einen gewaltigen Absatzeinbruch für westliche Automarken geben. Die Chinesischen Autohersteller machen wirklich einen guten Job, da in Kombination mit Patriotismus wird das Kaufverhalten stark prägen.
Marco meint
Kannst Du mir mal erklären, was Du mit „exponentiellem Wachstum“ von einem Jahr auf das nächste genau meinst? Wenn Du einfach „starkes Wachstum“ meinst, dann sag das doch einfach.
Ich fand die inflationäre Verwendung des Begriffs „exponentielles Wachstum“ schon im Zusammenhang mit den Corona-Zahlen teils auch von Experten ziemlich bescheuert. Da läge immer dann ein exponentielles Wachstum vor, wenn z. B. der R-Wert über längere Zeit konstant ist, egal auf welchem Niveau. Das kann dann auch ein sehr geringes Wachstum sein, wenn der R-Wert nur knapp über 1 liegt.
elbflorenz meint
Ja, zugegeben, da gab es viel Verwirrungen.
Und es gibt auch streng mathematisch noch verschiedene Ausführungen von exp. Wachstum.
Aber die einfachste Regel ist: Das Wachstum muss sich in einer festgelegten Zeit (die immer gleich bleibt) mindestens Verdoppeln. Also um oder mehr als 100% größer werden.
Wenn es um Autoabsatzzahlen geht, sprechen wir hier in der Regel von einem Jahr.
Jahr 1: 500.000 Autos
Jahr 2: 1.000.000 Autos
Jahr 3: 2.000.000 Autos
Jahr 4: 4.000.000 Autos
usw …
Bei COVID sprach man von Tagen oder Wochen oder Monate … und da ging die Verwirrungen schon los …
Für China wären das in 2023 9 Mio
und in 2024 dann 18 Mio BEV’s.
Also kann man für 2024 ein expotentielles Wachstum schon so gut wie ausschließen …
Petzi meint
Für exponentielles Wachstum reicht es aus, wenn der Faktor über mehrere gleiche Zeiträume konstant und größer als 1 ist. Damit man auf Wachstum von mindestens 100% (Faktor 2) kommt, muss man nur den Zeitraum lang genug wählen.
elbflorenz meint
@Petzi
Mathematisch haben Sie Recht. Aber man hat sich nun einmal in der Wirtschaft auf das Geschäftsjahr geeinigt.
1 Jahr ist der feste Abstand.
Deshalb bringt es nicht wirklich was, wenn man den Zeitraum auf 5 Jahre oder noch länger vergrößert.