Das chinesische Start-up Aiways verkauft seit 2019 sein SUV U5 in Deutschland, nun kommt das SUV-Coupe U6 hinzu. In einem Interview hat Europachef Alexander Klose über das aktuelle Jahr und die weiteren Pläne der Marke gesprochen.
Für chinesische Hersteller sei 2022 ein schwieriges Jahr gewesen, sagte Klose der Automobilwoche. Lockdowns im Heimatmarkt hätten auch Aiways in Mitleidenschaft gezogen, weshalb die Ziele für Europa nicht ganz erreicht wurden. Auf dem europäischen Kontinent habe man im laufenden Jahr eine vierstellige Zahl ausgeliefert.
In Deutschland verkauft das Unternehmen seine Fahrzeuge über die Elektronikmarkt-Kette Euronics. Mit dem Ansatz sei man „sehr zufrieden“. Es fehle noch an Verkäufern für die Kundenberatung, man brauche aber keine großen Autohäuser mehr. Neben dem Euronics-Vertrieb setze man in Deutschland auf den Abo-Anbieter Finn. Später könnten noch andere Akteure in das Vertriebsnetz aufgenommen werden. Gespräche mit Handelsgruppen und Importeuren gibt es laut dem Europachef bereits.
Auch die Ergänzung der Euronics-Partnerschaft um traditionelle Autohäuser kann sich Klose vorstellen. „Wir sind uns über die beste Lösung noch nicht sicher und suchen, wie andere Marken auch, noch den richtigen Ansatz.“ Die Herausforderung für die Marke sei auch ihre geringe Bekanntheit. Wer einen BMW suche, wisse, wo er hin muss.
Dass mittlerweile andere China-Marken verstärkt nach Europa kommen, helfe, die Hemmschwelle vor den Herstellern aus der Volksrepublik abzubauen. „Das schlimmste wäre, wenn das Produkt ‚Made in China‘ einen negativen Touch bekommen würde“, so Klose. Aber das fürchte er mittlerweile von keinem chinesischen Hersteller mehr, da sich die chinesischen Produkte stark gewandelt hätten.
Vor dem anziehenden Wettbewerb aus Asien habe man durch den früheren Marktstart einen Vorsprung, so der Manager. Man verstehe das Umfeld deutlich besser und sei in Sachen Vertrieb und Service im Vergleich führend.
Dass es später wie angedacht eine Aiways-Fabrik in Europa, möglicherweise in Deutschland, geben wird, ist laut Klose weiter aktuell. Man wisse aber noch nicht genau, wo und wann eine lokale Produktionsstätte entstehen könnte. „Ein entscheidender Faktor ist: Können wir die wichtigsten Komponenten, wie Batterien, vor Ort beziehen.“ Wenn dies möglich sei, könne man recht schnell mit einem Montagewerk starten. Die Entscheidung dazu werde 2023 fallen. Ziel sei ein neues oder übernommenes Werk mit einer Kapazität von 150.000 bis 200.000 Einheiten pro Jahr.
Alexandra meint
ich würde ja versuchen, mich von der Konkurrenz abzusetzen, nicht genau in dieselbe „schwerer SUV“ Kerbe zu schlagen.
Was fehlt aktuell ? Antwort – ein bezahlbares Auto im Polo/Fiesta Format. Nicht jeder braucht Langstreckentaugliche Aussendienstkutschen
Ohne Luxus und Schnickschnack, keine Online services, Car Hotspot, Spotify, Netflix streams und dergleichen. ein kleines Display am Lenkrad, Knöpfe und Tasten – einfach halten, hat früher auch gereicht. Navi wenn es denn benötigt wird ist auf dem Handy.
Was auch helfen würde – eine ehrliche Bestätigung, daß meine Bewegungsdaten nicht live nach China geschickt werden….
Ein echter Volkswagen, wie der Käfer und die ursprünglichen Golf & Polo waren. Oder auch der erste Ford Fiesta – das ganze mit aktueller Sicherheitsausstattung, aber ohne die teil/autonomen fahrhilfen.
Citroen hat den Olli vorgestellt, der könnte so ein Auto werden, wenn Stellantis mitspielt.
Shullbit meint
Aiways ist Stand jetzt dem Tod geweiht. Die verkaufen in Europa 2.000-3.000 Auto im Jahr. Das ist das eine. Auf ihrem Heimatmarkt China verkaufen die aber auch nur 3.000 Autos im Jahr. Und weil die eben nicht z.B. mit Supersportwagen einen hochpreisigen Nischenmarkt sondern den Massenmarkt adressieren, können die mit solchen Stückzahlen nicht überleben. Es ist absolut unmöglich, ohne vergleichbare Skaleneffekte wie bei der Konkurrenz wettbewerbsfähig zu bleiben. Die primär hinter Aiways stehende Jiangling Motors Corporation hilft da auch nur wenig, weil die absolut nicht in der Liga von SAIC oder BYD spielt.
David meint
Das ehrt sie, dass das Thema so offen auf den Tisch kommt. Aber es ist nicht einfach. Wenn mich eine chinesische Marke fragen würde, dass ich ihn beim Markteintritt in Deutschland helfen sollte, würde ich ablehnen.
Es müsste der technische Standard der Konkurrenz erreicht und der Preis deutlich niedriger sein. Auch am Design müsste man deutlich was drehen. Und das alles zusammen ist quasi unmöglich, würde den Hersteller so viel kosten, dass es unattraktiv werden würde.
Zumal man aktuell noch in einer Situation ist, dass die Newcomer wenigstens zeitnah liefern können und somit Kunden bekommen, die keine Geduld haben. Wenn zum Beispiel VW und Stellantis und Renault erst mal großflächig liefern, wird es auch diese Kunden nicht mehr geben. Dann sehe ich auch schwarz für MG, die noch am ehesten das oben genannte Lastenheft erfüllen.
Raphael meint
80 kwh-Batterie wäre ein guter Anfang
MAik Müller meint
Das geringe Interesse und die fast nicht vorhandenen Zulassungen kommen vom hohen Preis.
Der Preis müßte um 10000€ nach unter gehen. Dann wäre die Marke auch in aller Munde und die Zulassungszahlen würden explodieren :).