Vor hunderten seiner Kunden und Medienvertretern hat Tesla Motors gestern eindrucksvoll einen nur 90 Sekunden dauernden, vollautomatischen Batterietausch demonstriert. Ein zum direkten Vergleich live hinzugeschalteter Tankstopp mit einem Audi mit Verbrennungsmotor benötigte knapp die doppelte Zeit.
Die Batterie-Einheit des Tesla Model S wird bei dem Tauschvorgang von einer im Boden befindlichen Vorrichtung entnommen und mit einer frischen, voll aufgeladenen Einheit ersetzt. Die – je nach Ausstattung – bis zu 480 Kilometer betragende Reichweite des rein elektrisch angetriebenen Model S ist nach dem Tauschvorgang wieder in voller Höhe vorhanden.
Tesla-Chef Elon Musk teilte mit, dass sein Unternehmen bereits bis Ende 2013 die ersten zum Batterietausch fähigen Stationen in den USA in Betrieb nehmen werde. Im Gegensatz zum unternehmenseigenen Schnellladestationen-Netz „Supercharger“ wird der schnelle Batterietausch jedoch vorerst nicht kostenlos angeboten werden. Musk kündigte einen Preis von knapp 70 Dollar (53 Euro) für den Tauschvorgang an und ergänzte:
„Bevorzugen Sie schneller oder kostenlos?“
Die ersten Batterietausch-Stationen sollen in Kalifornien in Betrieb genommen werden, Boston und Umgebung sind als nächstes dran.
Hintergrund
Nach der Insolvenz des Batterietausch-Pioniers Better Place war die vielversprechende Technologie des schnellen Batterietauschs eigentlich bereits abgeschrieben. Tesla kündigte jedoch kürzlich überraschend die Präsentation eines Batterietauschs an einem seiner Fahrzeuge an. So wurde das Tesla Model S auch von Beginn an als PKW mit austauschbarer Batterie entwickelt, man entschied sich jedoch vorerst für den Ausbau des Supercharger-Ladenetzes.
2016-2017 soll ein neues Elektroauto-Einstiegsmodell von Tesla auf den Markt kommen, das deutlich günstiger als das ab 71.400 Euro erhältliche Model S werden und so den Massenmarkt für Elektroautos erschließen soll. Die Möglichkeit, die zum Antrieb notwendigen Batterien schneller wieder aufzuladen bzw. zu tanken, als bei einem Benzin- oder Dieselfahrzeug, könnte maßgeblich zum Erfolg dieses neuen Modells beitragen.
Obwohl der schnelle Batterietausch mittelfristig durch die Einführung noch schnellerer Auflade-Technologien überflüssig werden könnte, hält sich Tesla die Einbindung externer Servicepartner für den Batterietausch offen – vorausgesetzt diese seien in der Lage, das gleiche Service-Niveau wie Tesla selbst zu bieten. Gerade innerhalb von Städten könnte dies zur Entstehung einer neuen Art von „Tankstellen“ führen und den Preis für den Batterietausch rasch sinken lassen.