Konsequenter Ausbau von Elektromobilität könnte Europas Wirtschaft maßgeblich ankurbeln. Laut einer Studie der European Climate Foundation wäre es möglich, bis 2030 rund 1,1 Millionen neue Jobs zu schaffen. Die Bedingung dafür wäre ein konsequenter Verzicht auf reine Verbrennungsmotoren zugunsten von Plug-in-Hybridautos und Elektroautos, ganz gleich, ob diese ihre Energie aus Akkus oder einer Brennstoffzelle beziehen.
Die Studie Fuelling Europe’s Future: How auto innovation leads to EU jobs (pdf) vergleicht mehrere Szenarien. Sollte die Automobilindustrie beim jetzigen Stand verharren, konventionelle Verbrennungsmotoren wie gehabt weiterentwickeln und nur punktuell auf Hybride setzen, könnte bis 2030 etwa eine halbe Million Arbeitsplätze geschaffen werden. Mehr als doppelt so viele, bis zu 1,1 Millionen neue Jobs könnten entstehen, wenn vor allem Elektroautos hergestellt würden.
„In die Zahlen ist bereits eingerechnet, dass mit dem grünen Wandel in anderen automobilnahen konventionellen Bereichen Arbeitsplätze verlorengehen werden – etwa in Ölraffinerien,“ berichtet Zeit Online. Allerdings sei die Lieferkette vom Rohöl zum Kraftstoff nicht sehr arbeitsintensiv, zudem profitierten von deren Wertschöpfung größtenteils Länder außerhalb Europas, heißt es in der Studie.
Volkswirtschaftlich käme es Europa zugute, die Ausgaben dafür umzuschichten. Statt Öl teuer zu importieren, blieben Investitionen für in Europa entwickelte und hergestellte Autoinnovationen im Staatenverbund selbst.
Auch Endkunden und die Umwelt würden profitieren
Durch den geringeren Kraftstoffbedarf von effizienteren und alternativen Antrieben wären im Jahr 2030 auch jährliche Einsparungen bei Spritkosten von 58 bis 83 Milliarden Euro möglich. Ein finanzieller Vorteil, von dem vor allem Endkunden profitieren würden. Gleichzeitig könnte eine ambitionierte Umstellung auf neue Antriebe die CO2-Emissionen von Autos und Nutzfahrzeugen in den nächsten 40 Jahren um bis zu 93 Prozent senken. Auch der Ausstoß von Luftschadstoffen wie Stickoxiden, die z.B. für sauren Regen und Smog verantwortlich sind, könnte um mehr als 70 Prozent verringert werden.
Der ökologisch orientierte Verkehrsclub Deutschland (VCD) sieht sich durch die Ergebnisse der Studie bestätigt. Er fordert schon länger möglichst strenge CO2-Obergrenzen. Deshalb appelliert Kerstin Meyer vom VCD im Gespräch mit Zeit Online an die Politik:
„Diese Studie zeigt, dass Investitionen in effizientere Autos nicht nur zum Klimaschutz beitragen, sondern auch zusätzliche Arbeitsplätze schaffen. Damit das gelingt, muss sich die Bundesregierung jetzt in Brüssel für ambitionierte CO2-Grenzwerte für Pkw ab 2025 einsetzen.“
Der VCD schätzt den für 2020 angestrebten Grenzwert von durchschnittlich 95 Gramm CO2 je Kilometer als zu hoch ein. Es sollte ein verbindlicher Wert von 80 Gramm angestrebt werden. Für 2025 hält der Verein eine weitere Reduzierung auf 60 Gramm je Kilometer für sinnvoll. Allerdings wehrt sich der deutsche Automobilverband VDA weiterhin gegen jegliche Festlegung von Grenzwerten für die Zeit nach 2020.
„Die Studie ist eine Reaktion auf Warnungen aus der Automobilindustrie, der Umstieg auf eine CO2-arme Automobilität sei kostspielig und belaste die angeschlagene europäische Wirtschaft zusätzlich,“ schreibt Zeit Online. Doch nun zeigten die Ergebnisse der Studie das genaue Gegenteil, wie die Autoren betonen.