Daimler-Aufsichtsrat Wolfgang Nieke hat sein Unternehmen scharf kritisiert. In der Mitarbeiterzeitung hinterfragt er die Entwicklungspolitik von Daimler und empfiehlt, sich ein Vorbild an BMW zu nehmen. Denn vor allem bei Innovationsthemen wie der Elektromobilität hinken die Schwaben den Bayern noch hinterher.
„Was hat BMW, was Daimler nicht hat?“, schrieb also Betriebsrat und Aufsichtsratsmitglied Nieke in der Mitarbeiterzeitung des Werks Stuttgart-Untertürkheim. Und lieferte die Antwort gleich mit: BMW habe, ebenso wie Konkurrent Audi und ähnlich wie Computerriese Apple, das „Image eines innovativen Unternehmens“. Und so ist es kaum verwunderlich, dass BMW und Audi bei Absatz und Rendite weit voraus fahren.
„Aber das Entscheidende ist: BMW verfolgt eine langfristig orientierte Unternehmensstrategie. Daimler dagegen ist von einer Vielzahl von Investoren abhängig, was ein erheblicher Unterschied ist“, bemängelt Nieke. BMW seinerseits sei durch die Sperrminorität der Familie Quandt gut vor einer Übernahme geschützt.
Zukunftstechnologie Elektromobilität
Auch bei der Elektromobilität sei BMW innovativer als Daimler, kritisierte der in diesem Jahr erstmals in den Aufsichtsrat eingezogene Betriebsrat. BMW betreibe im Werk Landshut ein eigenes Technologiezentrum für Elektromotoren. Dort werden auch Hochvolt-Batterien, Getriebe sowie kleine Verbrennungsmotoren als Reichweiten-Verlängerer für Elektroautos wie den BMW i3 produziert.
Daimler hingegen ist bei Elektromotoren von Partner Bosch abhängig: Elektrische Antriebe für Daimler-Fahrzeuge werden im Bosch-Werk Hildesheim hergestellt. Bei Daimler in Stuttgart jedoch sei die Produktionsplanung für Elektromotoren komplett aufgelöst worden, ebenso wie der Produktionsbereich im schwäbischen Nabern, kritisierte Nieke.
„All diese Entscheidungen haben die Daimler-Vorstände zu verantworten“, schrieb der Aufsichtsrat und fragte sich, welche Strategie dahinter stecke. BMW dagegen ziehe „seine Stärke“ daraus, konsequent seinen eigenen Weg zu gehen. Und so stellte Nieke, der erst in diesem Jahr in den Aufsichtsrat eingezogen ist, abschließend fest: „Vielleicht sollte der Daimler-Vorstand an dieser Stelle von BMW lernen.“