Regelmäßig beim Tesla Model S stattfindende digitale Auf- und Nachrüstungen bedeuten, dass die Elektroauto-Limousine mit der Zeit immer besser wird, anstatt an Wert zu verlieren. Diese Meinung vertritt zumindest Teslas verantwortlicher Manager für Großbritannien und Irland, Georg Ell.
Tatsächlich ist der kalifornische Autohersteller in der Branche ein Sonderfall, werden doch auch nach Auslieferung mit Hilfe des Internets laufend kleine bis umfangreiche Updates und Verbesserungen zu den bereits im Einsatz befindlichen Model S transferiert. Etwa alle drei bis vier Monate findet so eine Aktualisierung der Firmware statt – „oder sogar schneller“.
Bei etablierten Premiummarken wie etwa Mercedes-Benz findet derartiges nur im Rahmen einer Modellpflege statt, die allerdings meist einige Jahre auf sich warten lässt und von der nur Neufahrzeuge profitieren. Tesla dagegen kann von Updates für das Navigationssystem bis hin zu Modifikationen der Traktionskontrolle alles Mögliche kabel- sowie kostenlos über Satellit durchführen.
Bei einer Präsentation in London beschrieb Georg Ell daher das Model S auch als Auto, das „mit dem Alter besser wird anstatt abzubauen.“ Tesla ist zwar bewusst, dass „dies für interessante Diskussionen mit Versicherungsvertretern sorgt“, da es sich um Verbesserungen des Fahrzeugs handelt, dürften sich daraus aber auch zukünftig keine Nachteile für die Versicherungsnehmer ergeben.
Preise für Gebrauchtwagen überraschend stabil
Die Fähigkeit, bei Bedarf schnell und effektiv reagieren zu können, hat Tesla im letzten Jahr beweisen: Eine Reihe von Bränden stellte die Sicherheit der Elektroauto-Limousine Model S in Frage und löste eine behördliche Untersuchung aus. Über Nacht wurden daraufhin alle Fahrzuge so programmiert, dass bei Fahrten mit höherer Geschwindigkeit mehr Bodenfreiheit zur Verfügung steht und damit weniger Gefahr durch auf der Fahrbahn befindliche, massive Objekte besteht.
Tesla-Manager Ell liegt mit seiner Einschätzung natürlich nicht vollkommen richtig, bis auf wirklich exotische und gefragte Fahrzeuge dürfte so gut wie jedes moderne Automobil früher oder später im Wert sinken. Für ein neues Modell eines derart jungen Herstellers wie Tesla Motors hält sich der Wert des Model S aber in der Tat sehr gut – zeitweise lagen die Gebrauchtwagen-Preise für den Stromer sogar höher als die von Neuwagen.
Auch heute sind beim Kauf eines Model S nur selten signifikante Preisabschläge zu erzielen. Eine gebrauchte Mercedes S-Klasse dagegen wird in der Regel nach drei Jahren nur noch mit weniger als der Hälfte des Originalpreises taxiert. Aber auch die Preise für gebrauchte Model S dürften in Zukunft deutlich sinken – spätestens, wenn Ende nächsten Jahres Teslas neues Elektro-SUV-Crossover Model X mit serienmäßig mehr Platz und Allradantrieb der Limousine Konkurrenz machen wird.
Dr.M. meint
Und hinzu kommt, dass seit der für viele etwas überraschenden Einführung der „D“-Modelle mit Dual Motor Allradantrieb und der für viele etwas überraschenden Einführung des Autopiloten (es werden ja jetzt einige technische Neuerungen u.a. bei der Lenkung und den Bremsen verbaut, welche die Hardware des Model S betreffen und sich nicht nachrüsten lassen – schon gar nicht over-the-air) sind die Preise der davor gefertigten Model S ohne diese neue Hardware durchaus gefallen – oder genauer: Die sind jetzt auf dem Gebrauchtwagenmarkt überhaupt zu finden. Zwar sind es (noch) nicht sehr viele Besitzer, die sich von Ihrem teilweise deutlich weniger als einem Jahr alten Model S trennen, aber die Zahl nimmt zu. Und deren Preise liegen teilweise deutlich unter dem Neupreis. Das ist zwar kein riesiger Verlust, aber immerhin. Und der Wertverlust dürfte auch deswegen relativ gering sein, weil die Wartezeiten auf ein Model S ziemlich hoch sind und – wie oben steht- es das Model X noch nicht zu kaufen gibt. Wenn also wer ein Model S schnell haben will, dann muss er entweder warten oder eben die relativ hohen Preise für ein Gebrauchtfahrzeug bezahlen.
Auch wenn die Zukunft bei Elektroautos liegen dürfte und der Wertverlust auch deswegen geringer als bei Verbrennern ist, es dürften hier wohl Sondereffekte bei Tesla im Vergleich zu Verbrennerherstellern eine ziemlich grosse Rolle spielen, aber vor Wertverlust ist auch Tesla nicht gefeit.
Redaktion meint
Wir reden hier sicherlich nur über ein überschaubares Zeitfenster – wenn nicht mit dem Model X, dann wird sich das Ganze mit dem Nachfolger des Model S ändern.
Dennoch ist es bemerkenswert, dass die Preise überhaupt so stabil sind. Denn bei allem Lob ist der Kauf eines Model S noch ziemlich risikobehaftet, da die Zukunft des Herstellers – und damit Garantie und Gewährleistung sowie Service – noch lange nicht gesichert ist…
VG
TL | ecomento.de