Der Vorsitzende des Lenkungskreises der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE), Prof. Henning Kagermann, hat am vergangenen Dienstag den Fortschrittsbericht 2014 der NPE an Bundeskanzlerin Angela Merkel übergeben. Mit diesem Bericht schließt die NPE die Marktvorbereitungsphase (2010-2014) ab und zeigt den aktuellen Stand der Elektromobilität auf.
Zugleich unterbreitet die NPE für die kommende Phase des Markthochlaufs (2015-2017) Vorschläge, wie Deutschland die gesteckten Ziele bis 2020 erreichen kann, um internationaler Leitanbieter und Leitmarkt für Elektromobilität zu werden.
Nur 24.000 Elektrofahrzeuge sind aktuell auf deutschen Straßen unterwegs, die Planzahl für 2014 lag ursprünglich bei 100.000. Das allerdings sei in dieser Vorbereitungsphase nicht tragisch, so Kagermann: „Die Grundlage für den Markthochlauf ist gelegt“, sagt er und meint damit die stetig steigenden Verkaufszahlen bei Elektro- und Hybridautos. Dennoch müsse die Politik „ihren Beitrag leisten“. Dem stimmen die beiden anderen Plattform-Sprecher zu: Matthias Wissmann, Präsident des Automobilverbandes VDA, und Detlef Wetzel, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Metall.
Der politische Beitrag solle sich aber nicht nur auf Initiativen und Gesetze beschränken – es müsse auch öffentliches Geld fließen, als eine Art Anschubfinanzierung. Eine direkte Kaufprämie auch für Privathaushalte sei damit allerdings nicht gemeint.
Basis für einen Elektroauto-Gebrauchtwagenmarkt
Vielmehr spricht sich die NPE dafür aus, eine Sonderabschreibung für gewerbliche Käufer einzuführen. Schon im ersten Jahr sollen sie 50 Prozent der Anschaffungskosten eines Elektroautos abschreiben können, was einer monetären Kaufsubventionierung gleichkäme. Die NPE sieht darin ein effizientes Förderinstrument: Denn gewerbliche Flotten und Dienstwagen machen zusammen knapp 60 Prozent des Neuwagenmarkts aus, viele der Fahrzeuge werden nach kurzer Nutzungsdauer weiterverkauft. Die gewerbliche Anschaffung zu fördern, könne deshalb auch die Basis schaffen für einen Gebrauchtwagenmarkt für Elektroautos, so die NPE.
Weil in den kommenden Jahren die Zahl der Elektroautos sehr wahrscheinlich weiter steigt, müsse auch die Ladeinfrastruktur ausgebaut werden, sagt die NPE. Derzeit gibt es neben den privaten Lademöglichkeiten rund 4800 öffentlich zugängliche Ladepunkte, der Ausbau gehe bisher nur schleppend voran. Sie prognostiziert, dass Deutschland bis 2020 etwa 70.000 öffentliche Ladestellen und 7100 Schnellladesäulen benötigen werde, zu geschätzten Kosten von 550 Millionen Euro.
Schnellladenetz entlang der Autobahnen geplant
Am Rande des Treffens kündigte Verkehrsminister Alexander Dobrindt an, entlang der Autobahnen an Raststätten knapp 400 zusätzliche Ladesäulen errichten zu wollen – rein rechnerisch bedeutet das eine Ladesäule für fast jede Raststätte. Damit soll es „künftig möglich sein, mit einem Elektrofahrzeug von der Nordseeküste bis zur Zugspitze zu fahren“, sagte Dobrindt.
„Es bleibt noch viel zu tun“, räumt Kanzlerin Merkel bei der Entgegennahme des Berichts ein. Wissmann wünscht sich, dass auch der Bund, Länder und Gemeinden mit gutem Beispiel vorangehen, wenn sie ihre Fuhrparks erneuern. Wenn so 2015 und 2016 einige Zehntausend Stromautos auf die Straße kämen, zögen viele andere nach.
Birgit meint
Was wird hier so peinlich rumdiskutiert! Es ist unfassbar!! Warum nicht einfach wie in den Nachbarländern 7000€ beim Kauf eines E-Autos subventionieren?? Für JEDEN! Für alle! Wie schnell könnte das alles dann vorangehen – aber nein – nur gewerbliche Subventionen, weil die anderen 40% der Autokäufer nicht zählen, oder was? Da kann einem glatt die Hutschnur platzen ob dieser abstrusen Politik. Und wetten, dass die Stromtankstellen dann ordentlich was kosten, wenn man dort Strom zieht??? Damit auch gleich da wieder abkassiert wird? Wann hört derlei Denken hier endlich mal auf und es werden alle Bürger gleichwertig unterstützt, weil wir ALLE ein Interesse an Umweltschutz haben? Ich bin sprachlos und finde den Artikel einfach nur unverschämt…. Da kaufe ich lieber einen Tesla und fahre lebenslänglich umsonst, bei einem Netz, wo nicht diskutiert, sondern was aktiv ausgebaut wird, wo E-Fahrer unterstützt und ihnen keine Steine in den Weg gelegt werden. Das relativiert den hohen Kaufpreis gleich enorm, aber anstatt sich daran ein Beispiel zu nehmen, gehts hier im Land nur um Konkurrenzdenken, und nicht um echtes Interesse an der Umwelt, sonst sähe die obige Vereinbarung ganz anders aus. Echt traurig, dieses Land…
Tesla-Fan meint
Nationale Platform Elektromobilität – ich breche zusammen – was für ein Euphemismus für Dornröschen-Schlaf.
Dobrint: „..künftig möglich sein, mit einem Elektrofahrzeug von der Nordseeküste bis zur Zugspitze zu fahren”
Bereits JETZT kann man von Marseille bis zum Nordkap elektrisch fahren, und das auch noch mit kostenloser Schnellladung unterwegs und ohne einen einzigen Steuerzahler-Euro.
http://supercharge.info/?Center=60,11&Zoom=4
Tom meint
…bis zum Nordkap: Fehlt da nicht noch eine Station im Bereich Trondheim? Aber ich gebe dir recht, es ist unfassbar, was Tesla da komplett mit Eigenmitteln in Rekordzeit an (Super)schnellladeinfrastruktur hinstellt. Umso peinlicher wirken die hiesigen Schaufensterprojektchen. Dabei ist Geld genug da – es versickert nur wieder in irgendwelchen Großkonzernen („Forschung“). Bananenrepublik Deutschland…
Tesla-Fan meint
Eben entdeckt – Trondheim kommt einer :)
http://supercharge.info/?Center=60,11&Zoom=4
(jetzt fehlt wirklich nur noch einer ganz oben im Norden.)
Das Tempo, was Tesla beim Aufbau der Supercharger an den Tag legt, ist echt atemberaubend.
Wenn man die „Abläufe“ in großen deutschen Firmen kennt, kann man sich gar nicht vorstellen, das so was geht.