Peter Siegert von Mitsubishi war der Redner bei der jüngsten Veranstaltung von Elektrify-BW in Stuttgart und sprach unter anderem zum Thema bidirektionales Laden und das Elektroauto als Stromspeicher. Siegert sein davon „überzeugt, dass hier ein riesiges Potential schlummert“, heißt es im Bericht zur Veranstaltung.
Die Anwendungsbereiche für bidirektionales Laden seien „breit gefächert“ und reichen „von der autarken Stromversorgung im Wald über den Stromspeicher zu Hause bis hin zum Spitzenlastmanagement bei mittleren Betrieben“. Gab es in Deutschland im vergangenen Jahr „erste Impulse zur Marktreife dieser Technologie“, soll „im Laufe dieses Jahres das Elektroauto als mobiler Stromspeicher für manchen zu einer realen Option“ werden.
Allerdings: „Wer dieses Jahr schon sein Haus oder Gartengrundstück mit Strom aus der Fahrbatterie eines Elektroautos versorgen will“, der komme „nicht an Mitsubishi vorbei: Denn bisher können nur das Mitsubishi EV (aka i-MiEV) ab Baujahr 4/2014, der Mitsubishi Outlander Plug-In-Hybrid (PHEV) und der aktuelle Nissan LEAF serienmäßig über die CHAdeMO-Schnittstelle auch wieder Strom abgeben.“ Theoretisch wären aber „auch Fahrzeuge mit CCS-Anschluss rückspeisefähig. VW und BMW, derzeit die einzigen Hersteller die CCS verbauen, haben bisher noch keine Pläne für die Serienfahrzeuge in diese Richtung angedeutet“, heißt es in dem Bericht.
Zwar sei es momentan noch „rentabler, den Strom zur geförderten Vergütung ins Netz einzuspeisen. Wenn jedoch in eins bis zwei Jahren die ersten Photovoltaik-Anlagen aus der Förderung herausfallen, wird das Elektroauto als Stromspeicher richtig attraktiv.“
Siegert sei davon „überzeugt, dass die dezentralen und mobilen Speicher ein wichtiger Baustein der Energiewende sein können. Er spinnt den Faden dann noch ein Stück weiter, indem er von großen Carsharing-Flotten spricht, die gleichzeitig Mobilitätsangebot und Energiespeicher sein können. Denn um so mehr Fahrzeuge in einem System sind, desto mehr sind auch als Speicher oder eben als Auto verfügbar.“
Wohin geht SLAM?
Siegert gab den knapp 60 Zuhörern „auch noch einen Einblick hinter die Kulissen der Ladestandardauseinandersetzung“ und das vielkritisierte SLAM-Projekt der Bundesregierung, das voraussichtlich reine CCS-Schnelllader an den Autobahnen bauen und andere Ladestandards aussperren wird. „Wir haben zusammen mit Nissan einen Antrag bei BMW gestellt, dass wir bei SLAM mitmachen dürfen. Wir würden auch die Mehrkosten von jeweils 5000 Euro für die 3-in-1-Säulen bezahlen“, so Siegert. Leider scheitere es „am Bundeswirtschaftsministerium, da dort nicht gewollt sei, dass auch CHAdeMO-Fahrzeuge an SLAM-Ladesäulen laden können“, obwohl „CHAdeMO seit Ende 2014 ebenfalls europäischer Standard“ sei.
Zumindest am „Schnellladehighway an der A9 zwischen Leipzig und München“ habe man „erkannt, dass reine CCS-Schnellladesäulen Unsinn sind. Hier, so Siegert, würden im Laufe des Jahres die Single-Lader durch Triple-Charger ersetzt.“
Martin Jendrischik meint
Ich denke auch, dass im bidirektionalen Laden ein großes Potenzial schlummert. Energiewende bedeutet mehr als nur „raus aus Atom – rein in Erneuerbare“. Es geht vielmehr um das komplexe Zusammenspiel, das Begriffe wie Internet der Dinge, Digitalisierung, Home Automation, Smart Grid, Demand Response und eben Elektromobilität ansatzweise andeuten.
Dass diese Entwicklungen parallel laufen und alle auf ein nahezu dezentralisiertes Stromsystem hindeuten, versteht bislang kaum jemand in Deutschland. Das ist schade, weil es manche Entscheidung in der Politik befeuern würde. So wird Deutschland noch eine Weile weiterschlafen und dann aufwachen, wenn die Evolution geglückt ist.