Erst vor wenigen Tagen hatte Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer gewarnt, dass dem Elektroauto schwierige Zeiten bevorstehen: mangelnde steuerungspolitische Fördeurngsmaßnahmen und ein niedriger Ölpreis seien die Gründe, so Dudenhöffer. Eine Stimme aus der Automobilindustrie stützt nun die These des Wissenschaftlers: „Niemand möchte ein Elektroauto fahren,“ erklärte Stefan Wolf, Chef des Automobilzuliefers ElringKlinger.
In einer Telefonkonferenz mit Analysten sagte er, dass es momentan aufgrund des niedrigen Ölpreises keinen Grund gebe, ein elektrisch betriebenes Auto zu kaufen. Die schwierige Lage für Elektrofahrzeuge sei eine große Herausforderung für die ganze Automobilindustrie, so Wolf. „Ich bin gespannt, wie die Hersteller die europäischen Vorgaben zur Senkung des CO2-Ausstoßes erfüllen wollen,“ sagte Wolf.
ElringKlinger hatte in den vergangenen Jahren viel Geld in das Geschäft mit der Elektromobilität investiert und kürzlich seine vorläufigen Jahreszahlen 2014 veröffentlicht. Demnach kostete das Geschäft mit Teilen für E-Autos den Konzern etwa 8,1 Millionen Euro. Verbessere sich die Situation nicht, müssten die Kunden Komponenten für Elektroautos „woanders herbekommen“, so Wolf.
In der Telefonkonferenz zeigte sich Wolf auch für das laufenden Jahr pessimistisch: Erste Zahlen würden zeigen, dass der Absatz in diesem Jahr noch niedriger liegen könnte. Dennoch kann ElringKlinger optimistisch in die Zukunft blicken: Die vorläufigen Zahlen zeigen, dass das Unternehmen den Umsatz um 15,3 Prozent auf 1,33 Milliarden Euro steigern konnte.
smartadvisor meint
Wenn Hersteller ein Modell in den Markt bringen wollen, dann setzen sie dafür ein Leasingangebot fest, das mit dem Straßenpreis nichts mehr zu tun hat, also extrem günstig ist. Die Flottenmanager greifen zu und nach wenigen Monaten ist das Modell sensationell günstig als Gebrauchter auf dem Markt und überzeugt die Kundschaft. Bei der Elektromobilität macht das aber irgendwie kein deutscher Hersteller. Die preiswerten Gebrauchten sind derzeit überwiegend Importe aus Ländern, die schon lange entschlossen gefördert haben – Deutschland gehört bis heute nicht dazu, ein Armutszeugnis finde ich!
Stattdessen setzen die Hersteller und Zulieferer über Ihre Interessenvertreter alle Hebel in Bewegung die SUV-Modelle vor jeglicher Einschränkung der Abgaswerte zu bewahren. Dafür reden Leute wie Herr Wolf offensiv die ungeliebte Marktnische schlecht. Ein entschlossenes Eintreten für den „Leitmarkt Elektromobilität“ sieht anders aus, Herr Wolf redet nur vom Leid-Markt und versucht die selbst erfüllende Prophezeiung zu stärken: zu früh, zu teuer, unausgereift.
Wenn Tesla & Co die Luft ausgeht haben sie gewonnen und sind die nächsten 15 bis 20 Jahren sicher vor der Idee der Elektromobilität. Wenn nicht, haben sie der Deutschen Wirtschaft wissentlich großen Schaden zugefügt. Ein riskantes Spiel.
Markus Schürmann meint
Ich halte die Aussage „Niemand möchte ein Elektroauto fahren“ für total falsch. Richtig dagegen ist: Viele würden sehr gerne ein Elektroauto fahren – aber die sind zurzeit schlichtweg zu teuer! Und zwischen diesen beiden Aussagen besteht doch ein deutlicher Unterschied.
Norwegen macht es sehr deutlich: Dort werden die E-Autos massiv gefördert und dort ist meines Wissens der Anteil dieser Fahrzeuge so hoch wie sonst nirgendwo in Europa.
Ich konnte letztes Jahr mal ein Model S von Tesla fahren und dieses Jahr war ich mal eine Stunde in einem BMW i3 unterwegs. Danach stand für mich fest: Nie wieder einen Verbrenner – wenn Preis/Leistung auf einem Level abgekommen ist, der es mir möglich macht. Und ich bin felsenfest davon überzeugt das es der überwiegenden Mehrheit so gehen wird. Wenn diese Mehrheit erst mal die Vorteile eines Elektromotors in einem Fahrzeug kennengelernt hat und finanziell keine Unterschiede mehr zu einem Verbrenner bestehen wird sich das Blatt sehr schnell wenden.
Tom meint
Hört, hört. Ich muss zugeben, dass ich generell neuer Technik gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen bin (wenn ich darin echte Vorteile erkennen kann), aber seit ich über ein Wochenende ein Elektroauto probefahren durfte, war für mich klar: Ich bin für Verbrenner verdorben. Ab Mai fahre ich einen e-Golf; „leisten“ kann ich ihn mir aber nur als Firmenwagen.
Mag sein dass ich zu optimistisch bin, aber ich höre und lese in den letzten Monaten viel von und über E-Mobilisten, und mir ist noch nie einer begegnet, der gesagt hätte: „Schön und gut, aber mein nächstes Auto wird definitiv wieder ein Verbrenner“… allein der Gedanke ist abstrus – ich würde es vergleichen wollen mit der Situation Röhrenfernseher vs. Flachbildschirm. Wer würde ernsthaft zurückwollen zu ersterem? :-)
Tom meint
Ich denke nicht, dass die Herren Dudenhöfer und Wolf richtig liegen bezüglich es Einflusses des sinkenden Ölpreises auf die Verkaufszahlen von e-Mobilen. Sicherlich wird ein niedriger Ölpreis nicht gerade Verkaufsfördernd wirken, aber ich denke, dass sich die Technik völlig unabhängig vom Ölpreis durchsetzen wird, und zwar aus ganz anderen Gründen. Ich kann das bei mir und meinem direkten Umfeld beobachten: Selbst Leute, die ich als Petrolheads bezeichnen könnte, waren – nachdem sie eine kurze Probefahrt gemacht haben – positiv überrascht bis hellauf begeistert über die ganz andere Fahrerfahrung.
Ich behaupte, dass es steil berauf gehen wird, wenn eine gewisse kritische Masse erreicht wurde und in wenigen Jahren die ersten bezahlbaren e-Autos mit echter Reichweite über 300 km verfügbar sind. Und zwar völlig unabhängig vom Ölpreis!
Starkstrompilot meint
Elring-Klinger liefert Teile für den i3. Ein Fahrzeug mit noch schlechterem Preis-Leistung-Verhältnis hätten sie sich kaum suchen können. Nur in Ländern mit hohen Subventionen gibt es wirklichen Absatz.
Die Industrie will das Elektroauto nicht. Die Zulieferer eigentlich schon gar nicht, denn die produzieren die dazu nötigen Teile und stemmen dazu erst mal Investitionen.
Dass allerdings ein Zulieferer hinsteht und sein eigenes Produkt schlecht macht, zeigt die ganze Misere in unseren Chefetagen. Schon mal was von Hochlaufkurven gehört?
Die Autofahrer wollen ein funktionierendes System. Ohne eine sinnvolle Ladeinfrastruktur wie z.B. das konventionelle Tankstellennetz wird es nicht gehen. Man braucht keine 5 Stecker und 20 Ladekarten.
Es läuft wie bereits in anderen Branchen geschehen. Erst haben alle gejammert, dass nichts geht und plötzlich ist es zu spät, weil es andere gemacht haben. Die Frage ist ja schon, ob die etablierten Autohersteller überhaupt noch als Technologieführer der Elektroautobranche wahrgenommen werden. Wie es dann mit ihren Zulieferern aussieht, kann man sich ja denken.
Euer Starkstrompilot
Martin Leitner meint
Die Autoindustrie wehrt sich immer noch mit allen Mitteln gegen die Elektroautos. Dass die Hersteller die Autos zu überhöhten Preisen auf den Markt bringen ist der beste Beweis dafür. Würde z.B. VW die inzwischen stark gesunkenen Batteriepreise an seine Kunden weitergeben, müsste der Preis für den e-up schon weit unter 20.000 € sein. (Derzeit in Österreich 25.630 €) Dementsprechend würden dann die Verkaufszahlen steigen und der Preis weiter sinken. Man könnte mit entsprechender Stückzahl problemlos unter 15.000 € für den e-up kommen, wenn der Wille da wäre.
Aber solange unwissende/unbelehrbare Kunden der Autoindustrie ihre Dreckschleudern weiter abkaufen, wird es bei den Herstellern kein Umdenken geben :-(