Es klingt nach einer Zukunftsvision: Pkw als auch Lkw sind allesamt elektrisch unterwegs, müssen aber kaum an einer Ladestation angeschlossen werden – denn sie beziehen ihren Strom induktiv während der Fahrt, aus im Straßenbelag verbauten Spulen, die die Fahrzeuge per Magnetfeld permanent am Laufen halten. Das würde nach aktuellen Berechnungen des Umweltbundesamts allein in Deutschland pro Jahr 24 Milliarden Liter Benzin und 20 Milliarden Liter Diesel einsparen – und schwere als auch durstige Laster sind noch gar nicht eingerechnet.
Für Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Fertigungstechnik und angewandte Materialforschung (IFAM) in Bremen ist diese Zukunftsvision schon Realität: Allerdings leider nur auf einer 25 Meter langen Teststrecke, auf der ein mit zwei leistungsstarken Elektromotoren ausgestatteter Artega-Sportwagen mit bis zu 30 Kilowatt Ladeleistung versorgt werden kann – dabei würden für 130 km/h bereits zwischen zehn und 15 Kilowatt reichen, um die Geschwindigkeit zu halten. Der Energie-Überschuss könnte also direkt dafür genutzt werden, die Akkus wieder voll zu laden für eine Fahrt auf all jenen Straßen, in denen keine Induktionsspulen verbaut sind.
Auf der Teststrecke sind in etwa zehn Zentimeter Tiefe und auf einer Breite von einem Meter Primärspulen eingelassen. Der Wirkungsgrad der Induktions-Technik ist beachtlich: Er liege heise Autos zufolge „gemessen von der Einspeisung in die Spule bis zur Batterie und somit inklusive diverser Umwandlungen bei rund 90 Prozent.“
„Tadellos“ funktioniere das Zusammenspiel von Auto und Spule bisher, allerdings ist die Überfahrt noch auf 30 km/h begrenzt. Großer „Entwicklungsaufwand“ komme aber noch auf die Entwickler zu, da das im Straßenbelag in hintereinander verbauten Spulen erzeugte Magnetfeld mit dem Auto mitwandern und in Millisekunden an- und abgeschaltet werden müsse. „Entscheidend für die perfekte Funktion“, so heise Autos, sei „die Kommunikation zwischen Fahrzeug und Hintergrundsystem sowie die genaue Steuerung per Software.“
Neben der „Elektrifizierbarkeit der Massen“ habe das System aber einen weiteren großen Vorteil: Die Induktionsspulen können für selbstfahrende Autos als „exzellente Längsführung dienen, und mithilfe der aufwendigen Kommunikationssoftware wäre es möglich, die Sicherheitsabstände zwischen den Fahrzeugen risikolos zu minimieren.“