„Wenn die Kanzlerin der Elektromobilität in Deutschland wirklich helfen will, muss sie Anreize setzen, die den Massenmarkt effektiv stimulieren“, sagt Tesla-Deutschland-Chef Philipp Schröder in einem Gastbeitrag im Handelsblatt. Zuschüsse und Anreize gebe es bislang viel zu wenig, und wenn, um etwa „überhaupt einen Zuschuss etwa zur Leasingrate aus den Schaufensterprojekten zu bekommen“, sei der Antrag viel zu aufwändig: „Die Elektrowende wird so zum Papierkrieg.“
„Eine zeitlich begrenzte finanzielle Förderung“, so Schröder, würde seiner Meinung nach aber nicht Tesla zu Gute kommen, „im Gegenteil: sie hilft vor allem den etablierten deutschen Herstellern“. Nur so würden sich Investitionen in einen Volumenmarkt auch wirklich lohnen und eine Umstellung auf Elektromobilität auch finanziell attraktiv.
Wie Marktanreizprogramme funktionieren, wisse die Bundesregierung ohnehin, dank der Abwrackprämie. „Sicher“ sei auch, „dass eine zögerliche Industriepolitik jeglichen Druck von den Herstellern nimmt, sich rechtzeitig umzustellen.“ Daher sei es „an der Zeit, Farbe zu bekennen“: Entweder man lasse das Ziel von einer Million Elektroautos bis zu Jahr 2020 „öffentlich fallen“ oder man schaffe „durch konsequente Anreize die Voraussetzung für einen echten Leitmarkt“, welcher den Namen auch verdiene.
Dr.M. meint
Öffentlich das Ziel von 20 Millionen Elektroautos bis 2020 aufgeben? Farbe bekennen? Das ist eine für das Delta der Macht schlicht unerfüllbare Forderung! Eine echte Förderung von Elektroautos, auch für Privatleute? Wo kämen wir denn da hin?!?
Dazu müsste man ja mal eine Entscheidung treffen, sich zu dieser bekennen und diese dann auch – evtl. gegen Widerstände – noch um- bzw. durchsetzen, um Gottes Willen, so weit kommt es unter der Ankündigungskanzerlin Merkel ja noch. Das hat doch bisher schon alles ohne Entscheidungen bestens funktioniert, der deutsche Wähler ist doch glücklich mit seiner GroKo.
Da ist es schon viel bequemer, sich in grossartigen pressewirksamen Ankündigungen zu ergehen, diese dann aber – wenn überhaupt – allerhöchstens halbherzig umzusetzen und dann einfach im Sande verlaufen zu lassen. Siehe z.B.: Energiewende und CO2-Ziele, Bildungsrepublik, Bankenregulierung, Klimaschutz („Klimakanzlerin“) und jetzt die 20 Millionen Elektroautos: Alles grosse Ankündigungen und nichts dahinter. Und wenn doch mal was fest versprochen wird, dann findet das schöne Wörtchen „alternativlos“ Anwendung, dann wird das Versprechen wieder ohne Konsequenzen kassiert. Beispielgefällig? Bitte: Das abgekartete Spiel bei der Ausländermaut, welche nach dem erwartbaren EU-Vertragsverletzungsverfahren dann für alle PKW aus dem In- und Ausland gelten wird. Der KfZ-Steuervorteil entfällt, die Maut bleibt.
Nein, Herr Schröder hat ja völlig recht, aber es fehlt schlicht der politische Wille, bzw. ich unterstelle, dass dieser nicht fehlt, sondern man schon genau weiss, was man da tut (oder besser unterlässt). Nur traut sich keiner, das der Öffentlichkeit auch zu sagen, weil man keinen Mut zur Gestaltung und zur Durchsetzung eines Standpunktes evtl. gegen Widerstände hat.
Jan Scheumer meint
Auf den Punkt. Das Problem, es läuft doch und zum Spielen sucht man sich Themen im Ausland, warum also um die deutsche Bevölkerung kümmern. Und wenn es für die deutsche Autoindustrie einmal eng wird, sind sofort die Lobbyisten zur Stelle und ziehen die Politiker am Nasenring in eine günstigere Richtung. Im Grunde auch kein Wunder, denn deutsche Autobauer haben mit ihren armseligen E Auto Produkten nichts anzubieten und sind mittlerweile dem Ausland weit hinterher. Wenn die deutsche Industrie nicht schnell aufwacht, wird es übel ausgehen, denn bald kommt die Invasion aus der Wüste von Nevada, da hilft dann auch kein Lobbyist mehr oder der lächerliche Alleingang mit einem nur Deutschen Ladesystem, Betafaktor lässt grüßen.
Telsla komme und rette unsere Zukunft!
Schlaumeier meint
Zu welcher Farbe sollte sich denn eine schwarze Regierung bekennen ? ;)
Mutti weiss ganz genau, das die Konsequenz aus der Energiewende auch das Ende der Braunkohle bedeutet (sie ist ja nicht doof) – das kostet schwarze Wählerstimmen. Also Sparflamme.
Das gleiche Spiel wird bei der Elektromobilität betrieben, sie weiss genau, welche Branchen in Deutschland auf der Strecke bleiben würden, wenn der große Durchbruch im Massenmarkt käme. Also nix fördern, weiter Gelder verforschen, Blendgranaten a la Wasserstofftankstellen bauen und die NPE mir den größten Pfeifen besetzen, die ich finden kann. Die werdens schon alle gründlich vor den Baum fahren. Und dann kann sie sich hinstellen und sagen „wir haben ja alles versucht, aber der Markt hat es nicht angenommen“.
Dagegen hilft nur der Kauf eines Tesla! – Im Zweifel über eine Kredit finanziert ;)
Tom meint
Es sind 1 Mio. e-Autos bis 2020, nicht 20 Mio. ;-) Ansonsten volle Zustimmung. Das Ziel ist illusorisch – zumindest, wenn netto rein gar nichts dafür gemacht wird. Die deutsche Autobranche erwitschaftet seit Jahrzehnten Millliardengewinne, trotzdem fließen vom Staat (=Steuerzahler) Unsummen für „Forschung und Entwicklung“ an eben jene Großunternehmen und in sinnlose „Schaufensterprojekte“. Das Geld hätte besser in eine Kaufprämie für alle (à la Abwrackprämie) sowie den Aufbau einer öffentlichen Ladeinfrastruktur gesteckt werden sollen. Aber das hätte ja zuallererst ausländischen Autobauern genützt… Okay, man hätte das ja zwei Jahre vorher ankündigen können. :-)