Stefan Müller ist seit März für das weltweite Geschäft der Marken Renault und Dacia verantwortlich und der erste Deutsche im Vorstand der französischen Renault-Gruppe. Im Interview mit der WirtschaftsWoche erklärt er, wie er die Marke Renault weltweit voranbringen will, welche Chancen er der Elektromobilität gibt und warum er nichts von PS-starken Autos hält.
„Ein Schwerpunkt“ seiner Arbeit sei „die Erschließung neuer Märkte“. Was momentan bei Renault wie bei fast Autoherstellern bedeutet: „Wir wollen endlich in China Fuß fassen“. Aber auch in Russland und vor allem in Indien sieht Müller „gute Chancen“. In Indien etwa startet Renault mit dem Kwid – ein City-SUV für umgerechnet nur 4000 Euro, für das „bereits über 100.000 Aufträge inklusive Anzahlungen vorliegen“.
Warum so ein Auto in Europa nicht verkauft wird? Renault müsste das Auto dann „anders ausstatten. Damit bekämen wir einen anderen, deutlich höheren Preis“.
Elektromobilität wird eine „größere Rolle“ spielen
Die Elektromobilität soll bei Renaults Wachstumsstrategie in Zukunft eine „größere Rolle als heute“ spielen. Zwar konnten die Franzosen die Verkäufe des Elektroautos ZOE zuletzt um 60 Prozent erhöhen. „Aber natürlich“ sei „der Absatz der Elektroautos nicht auf dem Niveau, den wir ursprünglich mal geplant hatten“.
Bis 2020 wolle Renault „einen deutlichen Sprung machen beim Thema Reichweite und auch bei den Kosten: Die Autos werden mit einer Akkuladung in etwa doppelt so weit kommen wie heute und sie werden deutlich günstiger werden“. Momentan jedoch seien Stromer – Müller vermeidet das Wort Verlustgeschäft – eher „ein strategisches Investment“. Renault aber würde „nie in eine Technologie investieren, wenn wir nicht der Meinung wären, dass sich damit auf lange Sicht Geld verdienen ließe“.
Im Übergang zur reinen Elektromobilität wird Renault dem Interview zufolge bald auch Hybridautos anbieten: „Mit dem neuen Scénic bringen wir jetzt unser erstes Auto als Mild-Hybrid“, als „Methode zur Reduzierung der Emissionen“ – um die künftig schärferen CO2-Auflagen erfüllen zu können. „Einen Massenmarkt für Plug-In-Hybride“ allerdings sieht Müller nicht. Denn die „größte Schwelle“ seien „aus Kundensicht die hohen Kosten eines solchen Antriebs. Der Kunde wird immer die Kosten eines benzingetriebenen Autos mit denen eines Diesels und eines Plug-In-Hybrid vergleichen – und dann einem konventionellen Antrieb den Vorzug geben“.
N. Pörner meint
Der Markt für den Zoe könnte sofort sprunghaft wachsen, wenn man die Batterie dazukaufen könnte. Für Pendler die in die hohen Mietpreisregionen der Batterie kommen ist dies unwirtschaftlich! Gerade wer viel fährt und Naturstrom tankt, kann aber auch besonders viel für die Umwelt tun!
Außerdem hat mancher, unter Umständen, auch ein emotionales Problem damit, das ihm/ihr das Fahrzeug nicht komplett gehört.
Peter meint
Ich bevorzuge aus guten Gründen die Mietbatterie und verstehe nicht das Gejammer dagegen. Erstens weil das den Kaufpreis um etliche Tausend vermindert und zweitens als Hauptgrund, dass beim zwangsläufig zu erwartenden Wirkungsverlust des Akku auf <75% vom Ausgangswert würde dieser gegen ein neues kostenfrei ausgetauscht. Als Besitzer des Akkus würde ich nach einigen Jahren auf einem teuer dazugekauften und unverkäuflichen, nutzlosen Ungetüm sitzenbleiben. Die Mietgebühr ist zwar störend, aber selbst mit dem Stromverbrauch zusammen immer noch günstiger als Benzin für die gleiche Fahrdistanz. Alles in allem ist das Mieten des Akku das mit Abstand bessere Verfahren.
GhostRiderLion meint
RENAULT – bitte die Zwangsverträge für die Batterien abschaffen!!!
orinoco meint
Ohne Frage: mit der ZOE ist Renault ein technisch und ästhetisch großer Wurf gelungen. Ich bin sie kürzlich zwei Tage probegefahren und kann nur sagen: ein Auto wie aus einem Guss. Die ZOE braucht sich nicht mal vor dem Tesla Model S verstecken, das ich auch (kurz) probegefahren bin. Es fährt sich super, ein angenehmes Fahrzeuginneres (gefühlt nicht so eng wie beim Tesla), ein sanftes Fahrgefühl, Das technische Alleinstellungsmerkmal ist aber der Chamäleon-Lader der es ermöglicht bis 43kW Drehstrom zu tanken und Schnellladen und damit Langstrecken möglich macht. Auch können 43kW-Wechselstromtankstellen wesentlich günstiger errichtet werden als Gleichstromschnelllader, was eine Ladeinfrastruktur in Bürgerhand ermöglicht (und auch schon getan wird).
Was nur leider nicht dazu passt ist die Firmenpolitik von Renault, die den Kunden offenbar für dümmer hält als er ist. Das fängt bei dem Zwangsmietakku an, dann wurde beim R240 die 43kw-Schnellladung softwaremäßig abgeschaltet und eine Anhängelast ist auch nicht homologisiert. Das Ärgerlichste ist aber, dass Renault bei Kundenanfragen und -wünschen ohne Ende mauert. Da kommt man sich als Kunde schnell verarscht vor. Das ist bei Tesla Motors ganz anders. Da kann sich Renault eine Scheibe von abschneiden. Renault sollte weniger auf die Marketinger und mehr auf seine Kunden hören.
Blackampdriver meint
Renault ist für mich persönlich ein Pioneer der E-Mobilität. Sie versuchen bezahlbare Fahrzeuge in den Markt zu bringen und das ohne großes Tam Tam. Wünsche mir dass Sie darin einen langen Atem haben.