Europa droht bei Elektroautos abgehängt zu werden, sagt Batterie-Forscher Martin Winter. Er wünscht sich deshalb deutlich mehr Engagement von Politik und Wirtschaft. Der Durchbruch der Elektroautos sei längst da – allerdings nicht in Deutschland, sagte der Chemie-Professor aus Münster in einem Reuters-Interview. „Der Markt hebt ab in Asien, wo Smog in Innenstädten ein Problem ist und wo die Batteriehersteller zu Hause sind.“
Auch in den USA laufe es dem Leiter des Batterie-Forschungszentrums MEET an der Uni Münster zufolge gut. „Wenn wir nicht bald gegensteuern, wird das Zentrum nicht in Europa sein“, fürchtet Winter. Die deutsche Bundesregierung teilt die Bedenken des Experten: Nach langem Ringen wurde diese Woche eine Elektroauto-Kaufprämie in Höhe von 4000 Euro beschlossen, die jeweils zur Hälfte von Staat und Automobilindustrie getragen wird. Als Gegenleistung für die staatliche Beteiligung an dem Stromer-Zuschuss wurden die deutschen Autohersteller dazu aufgefordert, in Batterietechnologien zu investieren.
Den Markt für Elektroauto-Akkus dominieren derzeit asiatische und US-amerikanische Unternehmen. Um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie bei Elektromobilität langfristig zu sichern, müssen Martin Winter zufolge einige Maßnahmen ergriffen werden. „Wir ändern dabei ja nicht nur die produzierende Industrie, sondern auch das Tankverhalten und die Servicearbeiten in den Werkstätten“, gab er zu bedenken. „Eine Batterie kann man nicht einfach löten, und dann geht sie wieder.“
Dr.-Ing. Klaus D. Beccu meint
Meet und sein Chef Martin Winter leben ja von der Angstmache vor den Asiaten, aber auch in der Furcht, dass die sprudelnden F&E Subventionen bald vorbei sein könnten. Es muss ihnen gelungen, die teuren Li-Ion Batterien im E-Auto auf Eigenschaften zu trimmen, die fast als unerreichbar gelten: >250 Wh/kg, 10 000 tiefe Zyklen ohne merkliche Kapazitätsverluste. Nur dann hat das E-Auto eine Chance, auch durch günstigere Kosten und grössere Reichweiten weitere Käuferkreise zu mobilisieren. – Die Frist jedoch bald ab, denn ab 2018 werden genügend H2-Ladestationen zur Verfügung stehen, um die schon auf dem Markt angebotenen FCV-Autos (Toyota, Honda, Hyundai, AUDI und weitere von BMW und Mercedes) in nur wenigen Minuten auf 500 km Reichweite zu laden. Die Brennstoffzelle (FCV) wird dann der Li-Ion Batterie das Fürchten lehren.
Dirk meint
Wo ist das Problem wenn man von LG und Samsung günstiger Lithium-Ionen-Zellen kaufen kann , als mit einer eigenen Zellfertigung. Weder LG noch Samsung planen einen Einstieg in die PKW-Produktion . Und vor allem LG versucht sich aktuel als führender Zulieferer für Elektroautos zu positionieren . Bei Chevi Bolt kommen nicht nur die Akkus von LG. LG hat mittlerweile Verträge mit 9 Autokonzern als Akku oder Zelllieferant.
Ich sehe die Situation hier ähnlich wie im Maschinenbau auch dort kommt die für die Elektronik in den Maschinen aus Fernost
Friedrich Meyer meint
Das beste Beispiel ist die Photographie, auch hier hat die Deutsche Industrie sich auf ihren Lorbeeren ausgeruht und die Produktion ans Ausland verloren. Gibt es einen Systemfehler? Ich meine ja. Alle Autohersteller sind Aktiengesellschaften und haben Manager, die wegen der Boni an kurzfristigen Ergebnissen interessiert sind. Untersuchungen in den USA belegen den negativen Einfluss der Boni auf die langfristige Entwicklung der Firmen.
Ralfsan meint
Wer schon mal in China z.B. bei ATL, Lishen oder BYD in einer Zellfertigung war und die Dimensionen gesehen hat, dem wird schnell klar, dass der Zug schon sehr, sehr lange abgefahren ist. Es bleibt die wenn auch kleine Hoffnung, dass nicht auch noch die nächste Zellgeneration verpennt wird. Der Tag wird kommen, an dem die Fachleute aus dem fernen Osten abgeworben werden müssen, damit sie uns dann zeigen, wie es geht.
Marco meint
Ja, aber in Deutschland werden auch keine ICs mehr produziert (ok, in Dresden von „Global Foundries“, was ja auch keine deutsche Firma ist) und keine Solarzellen usw. Auch Tesla verpackt nur die Zellen, die von Panasonic gefertigt werden. In Zukunft irgendwann macht Panasonic die Zellen zwar in USA in der Giga Factory für Tesla im selben Gebäude, aber zumindest macht das dann auch kein wirklich amerikanisches Unternehmen.
Die Frage ist halt immer, ob es sich finanziell lohnt. Das sind alles Gebiete, die zuerst mit wahnsinnig riesigen Anfangsinvestitionen einhergehen und deren Profit zweifelhaft ist. Bedeutet also ein extremes Risiko. Firmen, die groß genug wären, scheuen ein solches Risiko, weil sie dafür zuerst von ihren Aktionären verklagt werden würden und es ja auch eine Weile dauert, bis es sich (eventuell…) auszahlt.
In Asien sind da andere Verhältnisse und auch andere Mentalitäten, auch vom jeweiligen Staat her.
Efe meint
Dieser Herr hat es auf den Punkt gebracht.
Mit Samsung und LG Chem in Südkorea, Panasonic in Japan sowie wahrscheinlich noch einige mehr in China (alle Asien) und Tesla in Amerika sind die den Europäern voraus.
Bürokrat meint
also ich kann nur zustimmen. Die deutsche Autoindustrie könnte den Zugverpassen und so enden wie Nokia und Kodak die sich auf ihren Lorbeeren ausgeruht und den Trend verpennt haben.
Ich glaube zwar es wird immer Benziner geben aber das Verhältnis wird sich stark ändern.
GhostRiderLion meint
Genau richtig, meine Meinung!!!
Vom „Zug verpassen“ spricht man wenn der Zug noch kommt,
ABER der Zug ist schon lange weg!!! ;-)