Autozulieferer ZF stellt sich mehr und mehr auf Elektromobilität ein. Nach dem Standort Schweinfurt soll auch das Werk in Saarbrücken völlig neu ausgerichtet werden. In den nächsten zehn bis 15 Jahren wolle ZF die Getriebeproduktion an der Saar deutlich verringern und stattdessen Teile für Elektroautos herstellen, wie etwa Antriebsstränge, berichtet die Saarbrücker Zeitung von einer Betriebsversammlung des Unternehmens. Demnach soll der ZF-Standort in den kommenden Jahren zu einem Leitwerk für die Elektromobilität umgebaut werden. Es sei aber noch zu früh, um konkrete Entscheidungen zur künftigen Produktpalette zu treffen.
Die Getriebeproduktion habe mittlerweile die Grenzen des Wachstums erreicht, begründet Standortleiter Hermann Becker den Schritt: „Wir haben die ganze Zeit von unserer Technologie gelebt und müssen jetzt auch einsehen, dass der Verbrennungsmotor an seine Grenzen stößt.“ Die knapp 8500 Arbeitsplätze seien durch die Umstrukturierung nicht gefährdet, wird Becker zitiert. Zudem soll es weiterhin Neueinstellungen geben. Bewerber müssten jedoch mittel- und langfristig zur neuen Strategie von ZF passen.
Die Neuausrichtung sei auch jüngsten Branchen-Untersuchungen geschuldet, die besagen, „dass 2030 nur noch 60 Prozent der Fahrzeuge mit herkömmlichen Verbrennungsmotoren und entsprechenden Getrieben unterwegs sind. Das hat uns selbst einen kleinen Schock versetzt und zeigt: Die Entwicklung geht schneller als gedacht“, so Becker der Saarbrücker Zeitung zufolge.
ZF wolle sich frühzeitig auf den Wandel in der Automobilbranche einstellen und zum Systemlieferanten werden. „Google macht vor, wie es künftig geht. Die entwickeln eigene Autos, die auch noch autonom fahren und frei von CO2 sind. Die Mitfahrer bringen ihre Smartphones samt Inhalten mit und sind im Fahrzeug umfangreich elektronisch vernetzt“, sagte Bernd Stockmann, ZF-Divisionsleiter für Pkw-Antriebstechnik in 22 Werken.
Ohne Zugeständnisse der Belegschaft könne ZF jedoch die Zukunft des Standorts nicht sichern: „ZF war in der Vergangenheit bekannt als Technologieführer. Wir müssen aber auch Kostenführer sein. Nur beides zusammen geht“, so Ralph Bast, zuständig für den Bereich Business Unit Automat-Getriebe. Das Management erwartet der Zeitung zufolge geringere Tariferhöhungen, mit denen freiwillige Leistungen des Unternehmens verrechnet werden. Zudem sollen günstigere Schichtmodelle entwickelt werden, in denen zum Beispiel Zuschläge für bestimmte Zeiten am späteren Abend sowie den Wochenenden komplett wegfallen bzw. niedriger ausfallen.