„Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel“: Entwicklungschef Peter Gutzmer von Autozulieferer Schaeffler sagte in einem Interview mit der Autogazette, dass der Mobilitätswandel auch das Geschäft der Zulieferer signifikant verändern wird. Das Thema Elektromobilität sei aber „leider kein Selbstläufer“. Man müsse „den Menschen vermitteln, dass es ohne Elektromobilität nicht geht“. Industrie und Politik müssten jetzt „Werbung für die E-Mobilität machen. So, wie es cool ist, ein iPhone zu nutzen, muss es cool sein, ein Elektroauto zu fahren“.
Eine komplette Abkehr von Verbrennern in den nächsten zehn bis 15 Jahren, wie es etwa Norwegen und Deutschland vorhaben, sieht Gutzmer nicht als zwingend notwendig. Verbote seien „keine Lösungen, die uns weiterhelfen“. Wir werden demnach „noch auf Jahre eine gemischte Mobilität von E-Autos, Plug-in-Hybriden und Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor haben und benötigen“. Er fände es sinnvoller, dass einzelne Städte, die unter Feinstaub- und Schadstoffbelastung leiden, wie etwa Stuttgart, München oder Paris „mit restriktiven Maßnahmen wie Fahrverboten darauf reagieren“. Dass es „nationalweit gültigen Restriktionen seitens der Politik geben wird“, glaubt er nicht.
„Ob wir es in der Autoindustrie gut finden oder nicht: partielle lokale Fahrverbote werden kommen“, fasst er zusammen. Das werde „der nächste Schritt sein – und er wird der E-Mobilität einen Schub verleihen. Der nächste Schub wird daneben durch niedrigere Batteriepreise kommen“. Für etwa 2020 rechnet er damit, dass sich der „Preis für die Kilowattstunde um mehr als die Hälfte reduzieren“ werde und dann „zwischen 100 bis 150 Euro“ liege. „Damit liegen sie dann immer noch bei einem Preis zwischen mindestens 4000 und 8000 Euro allein für die Batterie, aber bei systemischer Betrachtung wird auch der elektromotorische Antrieb günstiger und Mehrkosten kompensieren“.
Das „Henne-Ei-Problem werden wir bis 2020 lösen“, ist sich Gutzmer sicher: „Bis dahin haben wir nicht nur eine ausreichende Modellauswahl mit der notwendigen Effizienzsteigerung, sondern auch die nötige Infrastruktur und die niedrigeren Batteriekosten. Durch diese Aspekte und die bis dahin kommenden Fahrverbote werden wir einen Markthochlauf erleben“.
kritGeist meint
Wie schnell würde sich die Welt zum Positiven (& vielleicht auch mal zum Negativen) verändern, wenn man gemeinsam an der „Problematik“ arbeiten würde. Man kann Musk (oder alten Erfindern ala Da Vinci) Größenwahn unterstellen: Massen-E-Mobilität, Ladestationen & Solarpanels überall, Hyperloop, Recycling-Raketen & Mars-Besiedlung – er versucht es wenigstens & wenn er irgendwo zeitweise scheitert, dann macht er einfach weiter mit Verzögerung – gerade die „Großen“ & die mit KnowHow sollten wenigstens teilweise dieses Denken übernehmen!
kritGeist meint
„So, wie es cool ist, ein iPhone zu nutzen, muss es cool sein, ein Elektroauto zu fahren“ = Genau das war das Problem, man hat ständig versucht das als teures hippes Spielzeug zu verkaufen, anstatt wie Musk zu zeigen dass die E-Technik funktioniert & Tesla einfach noch nicht die Ressourcen hat, es günstiger zu machen im Vergleich zu der großen (dt.) Autoindustrie.
„Dass es „nationalweit gültigen Restriktionen seitens der Politik geben wird“, glaubt er nicht.“ = natürlich nicht, solange die Hauptakteure am Gesetztisch sitzen & der Politik die Zeitrahmen vorgeben. Er pappelt auch nur das nach was er vorher mit den Alteingessenen vereinbart hat.
„„noch auf Jahre eine gemischte Mobilität… . „Damit liegen sie dann immer noch bei einem Preis zwischen mindestens 4000 und 8000 Euro..“ = damit widerspricht sich selber, wenn er an gemischte Mobilität redet & zeitgleich behauptet, die E-Technik wird weiterhin teuer bleiben. Solange das eine das andere nicht konstant ersetzt, werden die Preise hoch bleiben, weil das Geld weiter für die Aufrechterhaltung des Alten verschwendet wird.
Langsam bekomme ich den Eindruck, das es zwei Parallelentwicklung geben wird: Das träge, mit vielen Ausreden behaftetet & von Lobby beeinflußte, gemischte Mobilität Entwicklungskonzept ala Deutschland – und die schnelle, innovative & marktveränderte Entwicklung aller anderen Ländern außerhalb der Diesel-Insel Deutschland. Wenn schon solche Länder wir Rumänien & Polen sich wenigstens an der Batterie-Herstellung beteiligen, durch den aktuellen Aufbau der entsprechenden Industrie – wird Deutschland nur zum KnowHow-Lieferant & Verbrenner-Paradies degradiert. Das beste Bsp. ist die Detroit-Krise & der Wechsel der damaligen Mitarbeiter zu Tesla oder der dt. E-Entwicklungs-Manager ebenso.
eCar-Fan & TESLA-Fahrer meint
Das mit dem „Paradigmenwechsel“ hat schon Mr. MB Dieter Zetsche vor einiger Zeit gesagt. Ansonsten teile ich die Ansichten von Schaeffler-Entwicklungschef Peter Gutzmer weitestgehend.
Schade nur, dass Schaeffler als einer der ganz großen Zulieferer der deutschen und europäischen Automobilhersteller nicht HEUTE SCHON dazu beiträgt, dass es nicht bis 2020 dauert, „bis der E-Mobilität ein Schub verliehen wird“.
Werner Koch meint
Zum Interview mit Daimler Chef Zetsche :
Es ist schon grausam wenn man sich mit anhoeren muss, wie sich sich fuehrende Koepfe der deutschen Automobilindustrie dazu verleiten lassen, Zeit und Geld auf Nebenkriegsschauplaetzen wie Carsharing, Vernetzung und Autonomes Fahren zu verschwenden. Anstatt sich darauf zu konzentrieren : endlich, endlich ein leistungsfaehiges leistbares und umweltschonendes Elektro-fahrzeug auf den Markt zu bringen, verplempert man Zeit und Geld fuer die hippen, realitaetsfremden Sackgassen, in die man uns hineinlocken will. Der alte Gottlieb wuerde sich im Grab umdrehen, wenn er wuesste, wie seine Erben mit seiner Idee von einer freien und unabhaengigen Mobilitaet fuer Jeden umgehen.
kritGeist meint
Man muss ja das dt. Konzept der Kundenbindung: Tankstellen, günstiges Diesel, Premium-Service, Wartungsintervalle in teuren Fachwerkstätten ja irgendwie in die Zukunft retten & potenziellen Kunden weiterhin schmackhaft machen ;-)
Fritz! meint
Daher auch die Vorliebe für die Brennstoffzelle der deutschen Hersteller. Die muß gewartet werden, die verschleißt, die braucht regelmäßigen Service und hat eine viel geringere Lebensdauer als ein gut temperierter Akku.
Alle freuen sich außer dem Kunden.
Starkstrompilot meint
Das Henne-Ei-Problem existiert gar nicht, wenn man das elektrische Auto will. Tesla ist auch hier das Beispiel dafür. Wenn man will, macht man das auch.
Außerdem könnte VW sich ja mit Tesla einigen.
Man wird den Eindruck nicht los, dass schon wieder nach Ausreden gesucht wird.
Seit Jahrzehnten wird jede Veränderung mit dem Henne-Ei-Problem auf die lange Bank geschoben und verhindert.
Die Natur hat es aber hin gekriegt.
kritGeist meint
Die Natur hat keine Lobby, egal ob positive (Schutz) oder negative (weiter abholzen & verbrennen) ! ;-)
kritGeist meint
Korr. bzw. negative (das bekomme ich sowieso nicht hin)
Fritz! meint
Leider hat die Natur eine Lobby. Die nennt sich „natürliche Auslese“ und Zeit. Wenn sich die menschliche Rasse als nicht Natur konform herausstellen wird (und da sind wir gerade bei), wird sie eben aussterben. Ob das jetzt 40 oder 32.000 Jahre dauert ist egal. Und wenn es zwischendurch 26 meter große Ameisen gibt, wenn die überleben, gut so. Die Natur braucht uns nicht, wir aber die Natur!
Die Natur hat fast unendlich viel Zeit, wir nicht.