Die Autobranche steckt mitten im Wandel hin zur Elektromobilität. „Doch der Weg ins elektrische Zeitalter wirkt sich nicht nur auf die Verkaufsräume aus, sondern auch auf Werkshallen und Beschäftigte“, schreiben die Stuttgarter Nachrichten in einer Analyse. Darin wird beleuchtet, wie sich der Umbau der Produktion auf die Beschäftigungszahlen bei Daimler und seinen Zulieferern auswirken könnte, und mit welchen Sorgen die Verantwortlichen in die Zukunft gehen.
Daimler sagt offiziell, dass die ersten Serien-Elektroautos „innerhalb des bestehenden Produktionsnetzwerks mit Standorten auf vier Kontinenten produziert“ werden sollen. Klingt nicht gerade nach einer Beschäftigungsgarantie für Werke wie Untertürkheim oder Sindelfingen, so die Zeitung.
Wolfgang Nieke, Betriebsratschef des Werks Untertürkheim, sagt, dass Daimler „klare Vorstellungen über die Umsetzung der Elektrostrategie“ habe und „die Tendenz“ bestehe, „nicht in den bestehenden Strukturen zu investieren.“ Er schwanke – in Erwartung eines klaren Bekenntnisses für seinen Standort – zwischen Zuversicht und Skepsis. „Wenn in drei Jahren die ersten EQ-Modelle vom Band rollen, müssen nun bald die Entscheidungen über die Standorte getroffen werden. Diese Diskussion bringen wir jetzt in Gang“, sagte er den Stuttgarter Nachrichten.
Betriebsrat Nieke hält es für notwendig, dass sich Daimler nun Gedanken macht, wie das Unternehmen mit den riesigen Kapazitäten im Neckartal umgehen soll. Im sei aber jetzt schon klar, dass es „im Endzustand, wenn nur noch elektrisch gefahren wird, deutlich weniger Beschäftigung geben wird“. Wichtig sei es daher, über den Tellerrand der Branche hinauszuschauen. Dass Daimler die Batterietechnik nutzt, um auch Energiespeicher für Haushalte herzustellen, sei ein richtiger Weg, so die Zeitung. Und auch die Brennstoffzelle biete Möglichkeiten jenseits der Autobranche.
Jürgen Kohl meint
Es wird zu drastischen Arbeitsplatzverlusten kommen. Das kann man nur halbwegs ausgleichen, wenn Akkus und alle Bestandteile hier im Land pruziert werden. Deutsche Arbeitsplätze interessieren die Industrie aber einen Kehricht.
Wännä meint
Die Produktions-Mitarbeiter in der Deutschen Automobilindustrie und deren Zulieferer können sich zu Recht um ihre Jobs sorgen, wenn die Herren in den Chefetagen nicht rechtzeitig und vehement den Hebel umgelegt haben sollten.
Ich möchte in diesem Zusammenhang auf zwei gut recherchierte Storys verweisen, die gestern, 24.10. spät abends in der ARD liefen (vielleicht kann man sie sich in der Mediathek noch anschauen):
Das Märchen vom sauberen Auto:
http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/sendung/das-maerchen-vom-sauberen-auto-100.html
und
Autoland – abgebrannt:
http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/videos/die-story-im-ersten-autoland-abgebrannt-100.html
McGybrush meint
Danke für die Links.
Landmark meint
Wieviele Jobs hat Daimler wenn sie weiter nur Verbrenner bauen?
Prinz Max meint
Hallo Betriebsrat: Schon wieder vergessen:
In den 70ern hattet Ihr Angst vor der Komplettaustattung der Japaner (aka Reiskocher).
In den 80ern hattet Ihr Angst vor dem Kollege Roboter (der Euch alle Arbeitsplätze) stehlen wollte. Robortersteuer wurde damals gefordert. Die Büroarbeiter hatten Angst vor dem Kollegen Computer, der alles alleine macht.
Mittlerweile habt Ihr doch gelernt: Nur wer die besten Roborter mit der besten Steuerung und die beste Vollausstattung bei den Wagen hat, der kann das Rennen machen. Nur der schnellere gewinnt. Wer bremst verliert.
In Zeiten von TTIP und CETA, und wie diese globalen Handelprogamme alle heißen mögen, nimmt doch auf einen kleinen lokalen Betriebsrat einer Autofirma, sei sie auch die Nr. 1, keiner mehr Rücksicht. Der Kunde schon gar nicht. Wenn erst die „blauen Plaketten“ kommen… dann brechen die Dämme.
Jetzt heißt es Strom geben!
Den Wassergraben um mein Schloss benutze ich auch nur noch zum Angeln.
Tesla-Fan meint
Betriebsräte und Gewerkschaften sind kleinbürgerliche Besitzstandswahrer.
Anstatt den Wandel aktiv anzugehen setzen sie auf Populismus, Blockade und im Ernstfall wertlose Beschäftigungsgarantien.
Wer erinnert sich noch an die Baufirma Phillip Holzmann? Ein Riesen-Laden. Die waren Pleite, wurden von der Gewerkschaft und Kanzler Schröder (SPD) „gerettet“. Ein Jahr später war die Bude trotzdem dicht.