Über den Carsharing-Dienst car2go bietet der schwäbische Autokonzern Daimler seit knapp acht Jahren die Stadtflitzer seiner Marke smart zur Kurzzeitmiete an. Aus der kleinen Testflotte eines 2008 in Ulm gestarteten Pilotprojekts sind mittlerweile fast 14.000 Autos geworden. Der Free-floating-Service ist „gekommen, um zu bleiben“, bekräftige Daimler jetzt. Die Flotte wird demnach weiter ausgebaut, digitalisiert und elektrifiziert.
„Elektrisch, autonom und vernetzt – Carsharing-Flotten werden in Zukunft ein zentraler, nachhaltiger Teil der Mobilität sein und die Lebensqualität in Städten rund um den Globus erhöhen“, so der Europa-Chef des Carsharers Thomas Beermann. In Form von sechs Thesen gibt er einen Ausblick auf mögliche künftige Entwicklungen bei car2go:
Free-floating Carsharing steht erst ganz am Anfang
Alle soziökonomischen Trends sprechen derzeit für free-floating Carsharing: Die wachsende Urbanisierung, die fortschreitende Digitalisierung und der Wunsch jüngerer Generationen, eher zu nutzen als zu besitzen. Kein Wunder, dass die Branche boomt. Alle 1,3 Sekunden wird durchschnittlich ein Fahrzeug von car2go angemietet. Und das ist erst der Anfang.
Carsharing steht ein gewaltiges Wachstum bevor
Der Marktführer car2go zählt mittlerweile mehr als zwei Millionen Nutzer – Tendenz steigend. Eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Frost & Sullivan1 sagt voraus, dass sich die weltweite Anzahl an Carsharing-Nutzern von derzeit 7,9 Millionen bis 2025 auf 36,7 Millionen Nutzer fast verfünffachen wird.
Die Städte der Welt brauchen free-floating Carsharing
Laut der Weltbank2 werden bis 2045 rund 1,5 Mal mehr Menschen in Städten leben als heute – also insgesamt sechs Milliarden Menschen. Schon heute stößt dort die Mobilität mit dem privaten PKW an seine Grenzen und hat Stau, Platzmangel und Luftverschmutzung zur Folge. Eine aktuelle Studie der Universität von Berkeley3 hat gezeigt: Free-floating Carsharing von car2go verringert die Zahl der Fahrzeuge und die Verkehrsbelastung in Städten, gibt wertvollen Parkraum frei und verbessert die Luftqualität.
Die Zukunft des Carsharings ist elektrisch
Werden Carsharing-Flotten elektrisch betrieben, verstärkt sich der positive Effekt auf die Luftqualität in Ballungsräumen. Regierungen fördern und fordern die Elektromobilität schon jetzt, entsprechende Anreize und Restriktionen werden zunehmen. car2go setzt in Stuttgart, Amsterdam und Madrid insgesamt 1.300 elektrische smart fortwo ein und bildet damit die größte elektrische Carsharing-Flotte der Welt. Alleine in Madrid sparten die 123.000 Member mit der reinen Elektroflotte im Vergleich zu einer konventionellen Flotte – die an sich schon emissionsarm unterwegs ist – in einem Jahr ganze 775 Tonnen CO2.
Die Carsharing-Technologie ermöglicht neue Dienstleistungen
Das vernetzte Auto, c2c- und C2x-Kommunikation ist im free-floating Carsharing längst Realität. car2go Fahrzeuge sind untereinander vernetzt und werden via App auf dem Smartphone der Kunden in Echtzeit angezeigt. Die Technologie kann deshalb die Basis für viele weitere Vernetzungen und verwandte Dienstleistungen sein. Jüngstes Beispiel: smart ready to drop, dass das Auto zur Lieferadresse und den Kofferraum zur Paketbox macht.
Das autonome Fahren wird notwendige Carsharing-Flotten halbieren
Frost & Sullivan prognostiziert4: Bis 2025 wird das autonome Fahren Carsharing signifikant beeinflussen. Zunächst werden Autos selbständig in Parkhäuser einparken, später autonom zum Kunden vorfahren. car2go hat sich schon jetzt das Wissen angeeignet, wann wo genau welcher Mobilitätsbedarf in Städten besteht – eine Voraussetzung, um autonome Carsharing-Flotten in Zukunft noch effizienter zu steuern. Das hat nicht nur positive Folgen für den Nutzer, sondern auch für die Städte: Weil die Auslastung pro Fahrzeug erhöht wird, werden mit autonomen Carsharing-Fahrzeugen im Vergleich zu heute nur noch die Hälfte der Flottengrößen notwendig sein, um den gleichen Bedarf zu decken.
i_Peter meint
Peter hat das Konzept schon gut verstanden: wenn ich mit dem autonomen Carsharing Auto zur Arbeit fahren, verbrauche ich erst einmal für die gleiche Strecke die gleiche Energie, inkl. Anfahrt und Weiterfahrt zum nächsten Kunden sogar mehr. Weniger Energie könnte es nur werden, wenn ich statt des bisherigen Familien-SUV ein angepasstes Fahrzeug wie z.B. den Smart für die Fahrt zur Arbeit nutze.
Nochmal halbieren kann man die Energie (und Kosten), indem man per Ridesharing einen Mitfahrer mitnimmt (z.B. über die Plattform http://www.flinc.org , funktioniert auch mit eigenem Wagen).
Nur mit Ridesharing werden tatsächlich weniger Fahrten durchgeführt.
Wenn nun aber bisherige Nutzer des ÖPNV aufgrund günstigerer Kosten zum autonomen Car/Ridesharing übergehen, dann könnte der MIEV (motorisierter Individualverkehr) sogar zunehmen und zu mehr Staus führen.
Dieses Dilemma kann die Politik nur durch Roadpricing (z.B. Citymaut) auflösen, indem Ridesharing verteuert wird und damit spürbar teurer als der ÖPNV gehalten wird.
Die Mobilität der Zukunft könnte dann so aussehen, das autonomes Ride/Carsharing nur als Ergänzung zum ÖPNV genutzt wird, wie Anfahrt aus ländlichen Gebieten bis zur Vororthaltestelle oder zu Zeiten ausgedünnter Fahrpläne und ungünstiger Verbindungen in der Stadt.
Starkstrompilot meint
Autonom fahrender, individueller, angemieteter Verkehr. Der ÖPNV der Zukunft. Am Ende noch rentabel und ökologisch endlich sinnvoll.
Steve meint
Heute lohnen sich Carsharing Flotten nur in Ballungsräumen und die Geschäftsgebiete haben ziemlich scharfe Grenzen. Das begrenzt auch die Nutzungsmöglichkeit.
Bei Fahrzeugen, die autonom zum Kunden fahren können um ihn aufzunehmen oder abzusetzen ist das völlig anders. Hier können die Fahrzeuge eine viel größere Fläche noch wirtschaftlich attraktiv bedienen. Wer auf dem Land wohnt, muss vielleicht etwas länger warten, bis das Auto vor Ort ist, aber er bekommt überhaut eins.
Und wer mit dem Carsharingfahrzeug zum großen Arbeitgeber fährt, läßt das Fahrzeug nicht in einer Sackgasse. Damit sind auch die Parkplätze vor Firmen stark entlastet.
Einzig die Fahrzeughersteller (und hier besonders stark die Späteinsteiger) werden einen ungeheuren Schaden davontragen: es werden gegen den Trend der letzten Jahrzehnte wieder mehr potente Wettbewerber im Markt agieren und das Gesamtvolumen des Marktes wird signifikant sinken. Das ist für die, die ihre Existenz auf Wachstum von hohem Niveau aus setzen, fatal!
Peter meint
Toll. In Zukunft fahren wir nicht mehr zur Arbeit und lassen das Auto dort stehen bis wir wieder heim wollen, nein, das Auto fährt leer, holt uns ab, fährt wieder leer weg und holt den nächsten Kunden. Ok, das spart Autos, aber dann brauchen wir 8 Spuren und doppelt so viel Energie.
Ob das wirklich sinnvoll ist?
Herbert meint
Sie haben das Konzept leider nicht verstanden!