PSA Peugeot Citroën kauft Opel und zahlt für den Rüsselsheimer Autohersteller eine Milliardensumme. PSA-Chef Tavares will einen „europäischen Auto-Champion“ schaffen und zur Nummer Zwei hinter Volkswagen werden. Der Kaufpreis für die GM-Europasparte mit den Marken Opel und Vauxhall liegt bei 1,3 Milliarden Euro, wie die Unternehmen am Montag mitteilten. Das Geschäft soll bis Ende dieses Jahres abgeschlossen werden. PSA ergänzt sein bisheriges Portfolio bestehend aus Peugeot, Citroën und DS damit um zwei weitere Marken.
Tavares will nach der Übernahme von Opel insgesamt 1,7 Milliarden Euro jährlich einsparen. „Wir glauben, dass wird mit diesem Deal die Effizienz auf ein höheres Level bringen können“, so der PSA-Chef in einer Telefonkonferenz mit Analysten. Als Beispiele nannte er Mengeneffekte beim Einkauf, die Zusammenführung der Fahrzeug-Plattformen und eine effizientere Produktion. Die vollen Einspareffekte sollen 2026 wirksam werden. Tavares betonte, dass Opel seine Sanierung weitgehend selbst stemmen müsse: „Die Kehrtwende von Opel muss von den Opel-Leuten und dem Opel-Management geschaffen und umgesetzt werden.“
Opel-Chef Karl-Thomas Neumann erhofft sich von der Übernahme Wachstumschancen: „Aus der heutigen Ankündigung entsteht die Chance, einen wirklichen europäischen Champion zu schaffen“, betonte er in einer Botschaft an seine Mitarbeiter. „Fast 17 Prozent gemeinsamer Marktanteil – das bedeutet Rang zwei in Europa. Wir würden von der neuen Größe profitieren, aber auch von einer gemeinsamen Fahrzeugentwicklung und der Stärke zweier Unternehmen mit hoch motivierten und hoch qualifizierten Mitarbeitern“.
Noch offen ist, was die Verschmelzung von Opel mit PSA für die Elektromobilitäts-Strategie des neu entstehenden Autokonzerns bedeutet. Erst kürzlich wurde bekannt, dass der Opel-Vorstand den Rüsselsheimer Anbieter langfristig zum reinen Elektroautohersteller umbauen wollte. Als Grundlage für den ehrgeizigen Plan sollte die neue Stromer-Plattform Bolt EV von General-Motors-Tochter Chevrolet dienen. Das Kompakt-Elektroauto kommt demnächst in Deutschland als Opel Ampera-e auf den Markt und bietet als erstes Modell in seinem Segment langstreckentaugliche Reichweite zum erschwinglichen Preis. PSA setzt bei vollelektrischen Autos der neuesten Generation bislang auf eine Zusammenarbeit mit seinem chinesischen Partner und Großaktionär Dongfeng. Erste Serienmodelle werden jedoch nicht vor 2019 erwartet.
Um PSA den Opel-Kauf schmackhaft zu machen, soll General Motors den Franzosen eine Lizenzierung seiner Elektroauto-Technik für den europäischen Markt angeboten haben. In den offiziellen Unternehmensmitteilungen zur Übernahme hieß es zum Thema Elektromobilität aber lediglich: „GM und PSA erwarten auch, gemeinsam an der weiteren Bereitstellung der Elektrifizierungstechnologien zu arbeiten und vorhandene Liefervereinbarungen für Holden und bestimmte Buick-Modelle fortzuführen. PSA wird Brennstoffzellensysteme möglicherweise langfristig von einem GM/Honda-Joint-Venture beziehen“.
Der WirtschaftsWoche zufolge wird Opel/Vauxhall „weiterhin von den Urheberrechtslizenzen von GM profitieren, bis die Fahrzeuge in den kommenden Jahren nach und nach auf PSA-Plattformen gebaut werden“. Auch Opels kommendes, erstes reines Elektroauto Ampera-e soll dazugehören. Die Deutschen dürfen den Stromer demnach vorerst weiter verkaufen. Allerdings: Die Höhe der Lizenz ist nicht bekannt. Ob Opel in den kommenden Jahren mit dem Elektro-Pkw Geld verdienen oder Verluste einfahren wird, ist daher unklar. Auch zu eventuellen regionalen Verkaufsbeschränkungen gibt es noch keine Details.
Joe Herrmann meint
Leider ein weiteres Bein, das Opel von seiner amerikanischen Noch-Mutter gestellt wird. Fahrzeuge dieser Art (Opel GT, Ampera, Ampera-e) dienen vorwiegend der Image-Bildung / -Pflege. Opel / GM haben es hervorragend verstanden, mit diesen Produkten Erwartungen zu wecken ohne sie zu erfüllen. Sowas ist fast noch schlimmer als nichts zu tun. Es wäre gutes Marken-Management wenn PSA – GM sorgfältiger mit dem Image-Aspekt umgingen und die bereits erfolgte PR-Offensive für den Ampera-e genutzt hätte. Dazu ist es wohl leider schon zu spät. Der Genfer Salon saß den beiden wohl kommunikationstaktisch im Nacken. Der (Genfer Salon) wiederum zeichnet sich in diesem Jahr durch offensichtliche Zurückhaltung bei der E-Mobilität aus. Jetzt weiß niemand Bescheid und die Nachfrage nach E-Autos wird wieder in ein Loch fallen.
i_Peter meint
Kommt der Ampera-e oder kommt er nicht in D ?
Es wird ja kolportiert, GM lege bei jedem in den USA verkauften Bolt 9.000$ drauf, darf dafür aber weiter mit seinen SUV’s Gewinne einstreichen.
https://electrek.co/2016/11/30/gm-chevy-bolt-ev-loss-before-zev-credit/
Da GM in Deutschland sicher keine weiteren Verluste einstreichen will (darum haben sie Opel ja verkauft), gehe ich mal davon aus, dass der Ampera-e um diese 9.000$ teurer werden wird.
Der neue Preis für den Ampera-e (inkl. MWSt, vor Bonus) wäre dann 48.400€ (8.500€ + 39.900€). Immerhin noch fast 12.000€ unter dem Einstiegspreis des Tesla MS mit ebenfalls 60 kWh Akku. Ein fairer Preis, der so im Juni verkündet werden könnte (Auslieferung dann ab Herbst ?).
Mich würde interessieren: wer würde da noch zugreifen ?
DFSS meint
Also ich finde es immer sehr schade, dass die Hersteller immer neue Gründe finden, das E-Auto nicht weiterzuentwickeln. Immer neue Ausreden, auch der VW Skandal änderte nichts. Diese Entwicklung ist sehr bedenklich.
E-Flieger meint
Ich hatte große Hoffnungen auf den Ampera-E gesetzt, dass damit der Durchbruch der Elektromobilität beginnt.
Aber wer kauft sich jetzt noch ein Auto, dessen Zukunft so unsicher ist ?
Schade.
TwizyundZoefahrer meint
Tja, die Nachwirkungen des „Lopez Effekt“
Der Ampera ist gestorben, Opel wird abgewickelt. Anderen Herstellern wird es genauso ergehen. Überteuerte Preise, schlechte Qualität und veraltete Technik um des Profitswillen bricht dem besten Kapitalisten auf Dauer das Genick. Nein, Autos kaufen keine Autos. Wann begreift man das in Deutschland endlich.
Vom labern, modeln oder singen bei Bohlen kann man nicht überleben. Tote Projekte wie Brennstoffzelle usw. wie hier zu lesen werden mit Inbrunst verfolgt…..
Was macht eigentlich unser Flugplatz in Berlin…..
Wännä meint
„Der Ampera ist gestorben, Opel wird abgewickelt.“
Vielen Dank für die News, Herr Trump!
Aber warum schreiben Sie unter dem Pseudonym „TwizyundZoefahrer“?
Fake News?
TwizyundZoefahrer meint
Lieber Waenna, schon mal einen BMW von Daimler gekauft?
Heute schon Fake News gehört, Opel, bzw. die erfolgreichen Teile kommen zu PSA, der Rest stirbt. 6 – 10000 Arbeitsplätze werden abgebaut, lt. Fakenews. Wieso sollte GM seine Technologie an PSA weitergeben die mit den Chinesen (Dongfeng) zusammenarbeiten? Gründe?
berndamsee meint
Es geht hierbei nicht darum Technologie weiter zu geben, sondern um Technologie zu lizensieren. Und das ist ein kleiner Unterschied.
Für mich ist das der einzige Grund, warum PSA OPEL kauft, weil eben mit den Chinesen nichts zu sehen ist in Richtung eMobilität. Mit der Lizenz von GM können die Franzosen sofort ein praxisgerechtes Fahrzeug anbieten – wenn sie die Ladesituation des OPEL Ampera-e auch noch für Europa hin bekommen.
In anderen Quellen wird ein Kaufpreis von 2 Mrd € kolportiert, dies wäre zum angegebenen Wert von OPEL (1,3 Mrd €) eine Differenz von 700 Mio €. Da könnte schon eine Lizenzgebühr bezahlt worden sein.
Es bleibt spannend!
Politur meint
Mir schauts so aus, als wäre Opel echt am Ende. Habe zwar nie an die große Rückkehr gedacht, aber so wie die hin und her geschickt werden….
H2O3 meint
Ein denkbar schlechter Moment für die Elektromobilität von Opel und damit vom tollen Ampera-e. Alle kann, nichts muß!
Wer investiert denn eine nicht gerade kleine Summen in ein Fahrzeug, von dem man nicht weiß, wie lange es noch angeboten und betreut wird.
Ich befürchte, dieser Umstand wird einen Großteil kaufwilliger Kunden verschrecken oder zumindest den Kauf ein ganzes Stück hinauszögern.
Ich für meinen Teil werde meinen Kauf (Zweitwagen zu meinem Tesla) zunächst zurückstellen. Evtl. warte ich dann doch noch (ewig) auf ein Model3 ;))
Schade!
Skodafahrer meint
Brennstoffzellen haben Vorteile, wenn man sehr hohe Reichweiten erreichen will wie bei Ubooten.
Bei PKW braucht man nur Reichweiten deutlich unterhalb von als 1000km, die man mittelfristig mit einer Batterie erreichen kann.
Einer der Hauptnachteile der Brennstoffzelle ist die hohe Wasserproduktion bei der Katalytischen Verbrennung.
Dadurch könnte sich im Winter Glatteis auf der Straße bilden.
Wännä meint
Lizenzengeschacher…auch ein Grund dafür, warum die Listenpreise bisher nicht bekannt gegeben wurden?
Fritz! meint
„PSA wird Brennstoffzellensysteme möglicherweise langfristig von einem GM/Honda-Joint-Venture beziehen.“
Ich hoffe, das PSA dafür keinen Cent zusätzlich ausgegeben hat. Wenn ein Pferd tot ist, soll man absteigen und nicht versuchen, es weiter zu reiten…