Eine Studie zeigt: Autobauer stecken in einer Zwickmühle. Sie sind weiter zu erheblichen Investitionen in die Fahrzeugtechnik gezwungen, während Technologieunternehmen die wichtige Schnittstelle zum Kunden besetzen.
Automobilhersteller benötigen deshalb eine neue Investitionsstrategie, um den direkten Zugang zum Kunden zu sichern. Wollen sie sich gegen neue Tech-Konkurrenten wie Google und Apple behaupten, müssen sie stärker auf Partnerschaften und Zukäufe setzen – statt in allen Bereichen der Mobilität die Technologieführerschaft durch eigene Forschung anzustreben. Zu diesem Ergebnis kommt die Managementberatung Oliver Wyman in einer globalen Analyse von mehr als 85.000 Patenten, die sechs Fahrzeughersteller und sechs führende Technologieunternehmen in den vergangenen fünf Jahren angemeldet haben.
Das Auto von morgen braucht keinen Fahrer mehr. Autonom steuert es sich selbst zum Ziel. Mehrere Personen teilen sich das Fahrzeug über einen Carsharing-Pool, der Verkauf wurde über eine große E-Commerce-Plattform abgewickelt. Und unterwegs sorgt Unterhaltungselektronik bei den Fahrgästen für gute Laune. Schon heute dominieren solche softwarebasierten Technologien und Services den Automobilsektor. Die Analyse der Patentanmeldungen zeigt: Die Technologiekonzerne haben seit 2012 die Zahl ihrer Mobilitätspatente um durchschnittlich 70 Prozent pro Jahr gesteigert – während bei den klassischen Autoherstellern ein Rückgang um sieben Prozent zu Buche schlägt. Gerade bei Software und Diensten sind Internet- und Digitalunternehmen dabei, den Autobauern davonzufahren.
„Führende Tech-Firmen zielen darauf ab, die wichtige Schnittstelle zwischen dem Fahrzeug, den Diensten und ihren Kunden zu besetzen und zu kontrollieren“, sagt Juergen Reiner, Partner bei Oliver Wyman. Die Autobauer sähen sich im Wettbewerb um diese Schnittstellen in dem gegnerischen Feld der Digitalspieler. Gleichzeitig dürften sie das profitable Kerngeschäft des Fahrzeugbaus nicht vernachlässigen. Das werfe große Fragen um Prioritäten auf, so Reiner: „In welche Felder gilt es zu investieren, um in der künftigen Mobilitätswelt erfolgreich zu sein?“
Neue Investitionsstrategie benötigt
Automobilhersteller stehen vor einem Dilemma: Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sie beträchtliche Ausgaben für die Weiterentwicklung ihrer Fahrzeugtechnik stemmen. Zugleich versuchen sie, aus eigener Kraft auch Innovationen bei Mobilitätsservices voranzutreiben.
Die Technologiekonzerne zeigen sich der Analyse zufolge überlegen. Sie konzentrieren sich auf die Wertschöpfung der Dienste und setzen diese agil in Software um – die erforderlichen Fahrzeuge gibt es bereits am Markt. „Technologieführerschaft in allen Bereichen der Mobilität durch eigene Forschungsaktivitäten anzustreben, im Fahrzeug wie in Diensten, wird die meisten Hersteller überfordern“, sagt Reiner. „Daher werden Autohersteller verstärkt auf Partnerschaften und Zukäufe setzen müssen.“
Im Detail zeigt sich das hohe Tempo, mit dem Technologiekonzerne in Sachen Mobilität forschen. So kommt allein Google in den vergangenen fünf Jahren auf 30 Patente im Segment Mobilitätsdienste – bei den betrachteten Autoherstellern sind es zusammen 44. Den größten Anteil dran trägt BMW mit 20 Patenten. Bei Schutzrechten für vernetzte und autonome Fahrzeuge hat Audi als Nummer eins unter den Autobauern mit 223 Patenten nur einen knappen Vorsprung vor Google, das 221 Patente vorzuweisen hat. Auch Amazon mit 50 sowie Apple und Microsoft mit je 28 Patenten bringen sich in Position.
Autohersteller liegen bei umweltfreundlichen Antrieben vorne
Einen deutlichen Vorsprung haben die Autohersteller dagegen bei Patenten im Zusammenhang mit Autos mit umweltfreundlicher Antriebstechnik. Daimler hält mit 1630 Anmeldungen die Pole Position vor Audi (771) und BMW (702). Die Technologiekonzerne kommen zusammen auf ganze sieben Patente.
kritGeist meint
„Autohersteller dagegen bei Patenten im Zusammenhang mit Autos mit umweltfreundlicher Antriebstechnik. Daimler hält mit 1630 Anmeldungen die Pole Position vor Audi (771) und BMW (702). Die Technologiekonzerne kommen zusammen auf ganze sieben Patente.“ – eher wohl nur als Papier!
Ob das wirklich so stimmt? Dann müssten die Marktführer ja massenweise E-Autos auf dem Markt haben, haben sie aber nicht & torperdierten bisher offiziell diese Entwicklung. Das ist wieder die typische Ignoranz & Lobbismus in dieser Industrie & sie werden hoffentlich in Form von Geld endlich dafür bestraft.
Ad van der Meer meint
Definiere umweltfreundliche Antriebe. Wenn es dabei um Patente für saubere Dieselfahrzeuge dreht…
McGybrush meint
Man stelle sich vor sie hätten Ihre eAutos seit 1996/1997 konsequent weiter entwickelt und in Serie gebracht (A Klasse, EV1 etc.) Dann hätten sie sich heute schon mal nicht mehr um den Antrieb sorgen müssen und könnten sich auf das Digitale Zeitalter und Autonome fahren konzentrieren. Wer seine Arbeit aber vor sich her schiebt und ein Berg draus macht…
flip meint
Der Markt und die Technik waren damals noch nicht so weit. Wozu doppelte Arbeit machen oder Dinge entwickeln die nicht genutzt werden?
Man hätte eher anfangen können im großen Stil zu entwickeln – aber nicht schon 1997.
McGybrush meint
Die A-Klasse ist 1997 im Test schon 200km weit gekommen. Blöd nur das Kalifornien Ihr Gesetz nicht durchgezogen haben. Dann währe das ding so auf dem Markt gekommen und hätte ohne ESP den Elchtest auch wie von anfang an geplant auch überstanden. Das er nicht billig gewesen wäre mag sein. Aber er wäre da gewesen und man wäre heute ganz woanders mit der Entwicklung.
Das Gesetz kam nicht, das ding bekam ein Verbrenner und die 200km elektrische Rekodfahrt wurde blöderweise Publik aber dennoch tot geschwiegen.
Der EV1 von GM füllt ganze Seiten voll mit Storys von allen beteiligten.
Sie wollen einfach nicht. Fertig aus. Sollen se es doch einfach sagen.
Ein Startup baut und verkauft 2008 ein Roadster den Profis wegen fehlender Technik erst 2020 bauen können?
EcoCraft meint
Leider sagt die Anzahl der Patente aber nichts über ihren Nutzen oder ihre Wertschöpfung aus.
Toll, dass Daimler so viel Patente hat. Aber was machen die damit? In der Schublade verwahren? Wie lange sind die letzten großen Änderungen her die aus dem Hause Daimler kamen?
Realist meint
Fragt sich nur was diese Patente (für umweltfreundliche Antriebstechniken) beinhalten?
Es ist ja nicht so als würden sich die Autohersteller mit Neuerungen in ihnren Antriebsarten überschlagen.