„Mit der Lego-Strategie gegen Tesla“ überschreibt die Süddeutsche Zeitung eine Analyse, in der es um die hiesigen Autohersteller und ihre Suche nach einer passenden Antwort auf Branchenprimus Tesla geht, der in den USA schon seit einigen Jahren das Premiumsegment dominiert. Audi, BMW und Mercedes besinnen sich der SZ zufolge „auf Traditionelles: Baukästen mit hohen Stückzahlen und vielen Gleichteilen sollen Teslas Vorsprung minimieren“.
Audi-Chef Rupert Stadler etwa wolle „das Elektroauto zum Must-have des kommenden Jahrzehnts“ machen. BMW wolle bei der Elektromobilität „von der Singularität zur Normalität“ kommen, so Produktionsvorstand Oliver Zipse. Und Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte, dass der Hersteller jetzt die technischen Voraussetzungen erreicht habe, „Elektroautos zu entwickeln, die dem Verbrenner in puncto Reichweite kaum noch unterlegen und in puncto Fahrspaß teilweise sogar überlegen sind.“
Aber die „Öko-Kiste“ auf sexy zu trimmen habe bisher nur Tesla geschafft, so die Zeitung. Und mittlerweile setze sich bei den Managern der deutschen Hersteller die Erkenntnis durch, dass das agile Start-up Tesla im Technologiewettlauf nicht so schnell zu schlagen ist. Der Vorsprung der Kalifornier sei beträchtlich, die jahrzehntelang aufgebauten Produktionsstrukturen der alteingesessenen Hersteller seien eher hinderlich denn vorteilhaft. Mit Baukästen mit hohen Stückzahlen und vielen Gleichteilen in den diversen Modellen wollen es die deutschen Hersteller richten.
Aber, so die SZ: „Im Handumdrehen lässt sich so ein Elektro-Lego allerdings nicht in den weltweiten Produktionsnetzwerken umsetzen. Jedenfalls nicht in der kurzen Zeit, die Tesla auf dem Weg zum hochfrequenten Vollwerk braucht“.
Nightrunner meint
E-Autos sind Verbrennern in punkto Fahrsspaß nicht nur teilweise, sondern vollständig überlegen. Jeder der einmal ein E-Auto gefahren hat, weiß das, nur Herr Zetsche möchte (verständlicherweise) seine Verbrenner weiterhin schön reden. Das Problem ist nur, dass jeder, der sich ein E-Auto kauft, etliche andere davon überzeugt, sich auch eines zu kaufen. Die Nachfrage nach E-Autos wird daher in den nächsten Jahren rasant zunehmen. Hoffen wir nur, dass die deutschen Hersteller die Produktion ihrer Stromer schnell genug hochfahren können, wenn es so weit ist. Andernfalls werden Tesla und die Asiaten die Gewinner sein.
Ash Ketchum meint
Das glaube ich auch.
Heute bin ich den e-Golf erstmals Probe gefahren. Ein sehr solides Elektroauto, wenn man bedenkt dass es nur ein Alibi-Fahrzeug ist.
Läuft im Stadtverkehr perfekt und beschleunigt sehr gut. Da hat ein TDI oder TSI überhaupt keine Chance.
Zetsche und co. haben einfach Angst, dass eAutos zuviel Interesse bekommen.
Peter W meint
Unsere deutschen Autobauer haben das Glück, dass auch ihre Kunden in der Vergangenheit leben. Auch ich habe den Eindruck, dass BMW und Co die Abfahrt des Zuges verpasst haben, da die meisten Fahrgäste aber noch auf dem Bahnsteig stehen, werden sie die Nachzügler immer noch bedienen können. BYD und Tesla sind noch keine global Player und bauen noch kleine Stückzahlen.
Ich glaube nicht, dass die Premiumhersteller große Probleme bekommen, das sehe ich eher im Volumenmarkt, also der Mittelklasse. Hier zählt der Preis, und da werden die Chinesen und Koreaner eventuell das Rennen gewinnen. Nicht unbedingt in Deutschland oder Frankreich, aber überall da, wo Autos hauptsächlich importiert werden.
Elektriker 24 meint
Jede Woche hört man die mehr oder weniger gleichen Sprüche der Herren
Automobil Chefs, langsam wird es langweilig. Besser mal so ein
Auto wie den Ionic bringen. So was wie den BMW I3 mit den viel zu teuren Materialien Karbon etc. ist nicht zukunftsweisend. Ein Auto
sollte normal ausehen, von den Studien in letzter Zeit war da nichts zu sehen, leider.
onesecond meint
Lieber Herr Stadler, das Elektroauto ist schon längst zu einem Must-Have geworden, allerdings eines, das von Tesla kommt und nicht von Audi. Erschreckend, wie gewisse Leute noch in der Vergangenheit leben.
Fritz! meint
Da paßt dann die letztes Jahr vom Audi-Entwicklungschef Herr Nieman getroffene Aussage ganz gut:
„Jeder, der einem einen Tesla gefahren ist, ist für den Verbrenner für immer verloren.“
E-Tom meint
Das gilt auch für kleinere E-Autos. Selbst meinen e-up! würde ich nur gegen ein anderes E-Auto tauschen.
Dr.M. meint
Tjaja, wer eben zu spät kommt….
Es gab ja mehr als genug Warnungen – oder besser gesagt Apelle – an die deutschen Hersteller, die Zeit sinnvoll zu nutzen, seit Tesla das Model S 2012 auf den Markt gebracht und das Model 3 angekündigt hat.
Wer sich die auf Youtube verfügbaren Vorträge des Zukunftsforschers Lars Thomsen in Zürich von vor drei oder vier Jahren ansieht, der wird feststellen, dass er mit leichter Verzögerung richtig lag mit seinen Analysen.
Das wollte aber keiner hören.
Und da die Lobby der Autoindustrie es bei der Politik immer wieder schafft, Gesetze etweder zu entschärfen (siehe unabhängige Kontrollbehörden) oder einfach nicht einzuhalten (siehe Dieselgate, Euro 5 und Euro 6 Normen) oder sehr frei zu interpretieren (Thermofenster von 15 – 25 Grad C°) und dann aber nichts passiert, da braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Herschaften in den Vorständen meinen, dass das mit den Verbrennern einfach immer so weitergehen würde. Jeder Falschparker wird strenger bestraft als die deutsche Autoindustrie.
Dabei wäre der Druck ja schon heilsam, damit ein Umdenken zum Wohle der Autoindustrie und Arbeitsplätze in Deutschland stattfindet. So aber wird wohl der Kunde entscheiden müssen, was er will. Und bei den drohenden Fahrverboten in der Innenstädten (warten wir mal ab, was da nach der Bundestagswahl im September so alles kommt), dann wird das bestimmt kein neuer Diesel sein, der in ein paar Jahren dann wertlos ist. So aber überlassen wir das Geschäft Tesla, BYD und anderen.
weilslogischist meint
Hallo Matschi.
Sie haben den Artikel schon gelesen ?
Es ist nicht erschreckend, sondern systembedingt.
Dieses System hat deutsche Hersteller bisher aber auch noch für die nächsten Jahre zu den erfolgreichsten Unternehmen weltweit gemacht.
Was nun aber bei einem plötzlichen Wechsel zu Elektro hinderlich ist, da zu schwerfällig.
Gleichzeitig besteht aber genau darin die Chance, so wie es im Artikel beschrieben ist.
Das System wird auch hier wieder helfen den Erfolg auch in Zukunft zu gewähren, Es braucht aber eben mind. 3 Jahre um dieses Schiff neu auszurichten.
Und seien sie gewiß, das passiert gerade.
Fragen Sie mal Zulieferer, Dienstleister und Ingenieurbüro die bisher ICE Powertrain Technik geliefert haben.
Die ersten massiven Umstrukturierungen, das Einstampfen kompletter Motorentwicklungen ist gerade voll im Gange, Hunderte Verträge und Ingenieursarbeitsplätze stehen gerade zur Disposition, neue Stellen für Elektro und Energieingenieure sind ausgeschrieben, die ersten vollwertigen Elektrofahrzeuge deutscher Hersteller kommen schon nächstes Jahr auf den Markt,etc….
Also kein Grund sich zu erschrecken, aber ein Grund sich anzustrengen.
Matschi meint
Diese augenscheinliche Hilflosigkeit der etablierten Autobauer ist schon erschreckend.