Die Batteriezellen als Grundbestandteile eines Elektroauto-Akkus gehören zu den teuersten Komponenten im Fahrzeug – und dürften es auch bleiben. „Wir gehen davon aus, dass die Batterie in Zukunft 40 Prozent der Wertschöpfung eines Autos ausmacht“, sagte VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) zufolge. Auf die eigentlichen Zellen im Batterie-Paket entfallen etwa 60 bis 70 Prozent der Wertschöpfung eines kompletten Akkus.
Zum Vergleich: Ein herkömmlicher Motor, sei es ein Benziner oder ein Diesel, mitsamt Getriebe, kommt auf knapp 25 Prozent Wertschöpfung – also in etwa so viel, wie die Batteriezellen im Elektroauto.
Die Frage nun sei, „ob wir uns dabei komplett von Herstellern aus Asien abhängig machen wollen. Ich sage: Als Gewerkschaften und Betriebsräte wollen wir dies auf gar keinen Fall“, so Osterloh. Das aktuelle Bild allerdings zeigt sehr wohl eine Abhängigkeit von asiatischen Produzenten: Japanische (GS Yuasa, AESC, Panasonic), koreanische (Samsung SDI, LG Chem) und chinesische (BYD und CATL) Hersteller teilen sich etwa drei Viertel des Weltmarkts, das letzte Viertel halten beinahe komplett US-amerikanische Produzenten inne. In Deutschland stellt bislang nur Varta Batteriezellen her – allerdings nur kleinere Formate für Hörgeräte oder Kopfhörer.
Experten wie Werner Tillmetz, der beim Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) Baden-Württemberg den Geschäftsbereich Elektrochemische Energietechnologien leitet, macht sich deshalb Sorgen. Deutschland verliere den Anschluss, es drohe eine Entwicklung „wie bei der Fotovoltaik“, so Tillmetz der Stuttgarter Zeitung zufolge. „Da waren wir mal Technologieführer! Und heute?“
Profite machen andere
Noch 2007 führten demnach deutsche Unternehmen wie Solarworld oder Q-Cells den Weltmarkt für Fotovoltaik an – heute gehört Q-Cells zum südkoreanischen Hanwha-Konzern, Solarworld hat Insolvenz angemeldet. Auch hier dominieren mittlerweile asiatische und US-Unternehmen den Markt – der in den letzten Jahren gewaltig gewachsen ist: „Als Deutschland ausgestiegen ist, lag der Weltmarkt bei zehn Gigawatt“, sagte Tillmetz, „heute ist er 75 Gigawatt groß und wächst weiter.“ Profite damit machen nun andere.
Zumindest „nachdenken“ über einen Einstieg in die Zellfertigung wollen derzeit Bosch und VW, eine Entscheidung soll bis Ende des Jahres fallen. Auch der Chef des Zulieferers Continental, Elmar Degenhart, kann sich eine Zellfertigung für Batterien vorstellen: „Wenn wir damit hinreichend Geld verdienen und einen Kooperationspartner finden – warum nicht?“ Auch BMW würde über eine Zellfertigung nachdenken. Allerdings erst, wenn ein Technologiesprung für die Zeit nach der Lithium-Ionen-Batterie ansteht.
„Ich halte dieses ständige Verschieben der Entscheidung der Industrie standortpolitisch und technologisch nicht für zukunftsweisend“, kritisierte der Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Matthias Machnig (SPD). Und auch Tillmetz reagierte der Stuttgarter Zeitung zufolge gereizt: „Das mit dem Warten auf den Quantensprung ist seit Jahren die Lieblingsausrede hiesiger Manager“.
Icke meint
Gibt es schon eine Auflistung von Elektroautos mit den gefahrenen km?
Da könnte man dann mal die harte Praxis sehen.
Also im Gebrauchtwagenbereich sind welche km Leistungen nachschauen?
Haben die nur ca. 10 bis 15 tausend km pro Jahr gefahren und sind dann maximal 5 Jahre alt?
Da können doch sicher die Hersteller am besten Auskunft geben. Schließlich sind diese E-autos bei deren Vertragswerkstätten bekannt und man kennt somit auch die Praxis
mit der Laufleistung!
Bin gespannt, ob sich hier einer darauf meldet und Zahlen nennen kann?
Nightrunner meint
Ich stelle mir vor, dass es sehr viel schwieriger ist, eine Batteriefertigung komplett neu aufzubauen, als umzurüsten, wenn es einen Technologiesprung gibt. Die deutschen Autobauer sind einfach satt und verwöhnt. Wenn sie ihren Fehler merken, wird es wohl zu spät sein.
Leonardo meint
Warum soll in Deutschland eine Zellfertigung nicht möglich sein?
Daß aus einer Zellfertigung giftige Abwässer wie aus einer Bengalischen Ledergerberei hinten rausfließen kann ich mir nicht vorstellen.
Also kann es an Umweltschutzvorschriften nicht liegen.
Daß es an den Personalkosten liegt glaube ich auch nicht. In einer vollautomatisierten Zellfertigung sind eh nur ein paar Hansel beschäftigt.
Daß die Asiaten einen „Wissensvorteil“ haben glaube ich auch nicht.
Aber was ist es dann???
Fritz! meint
Naja, daß ist leider relativ einfach. Die Aussage oben:
„Wir gehen davon aus, dass die Batterie in Zukunft 40 Prozent der Wertschöpfung eines Autos ausmacht“
macht es deutlich. Wenn VW das selbst machen würde, würden sie ja von ihrer grottigen Marge von deutlich unter 7% runterkommen und auf einmal soviel Geld verdienen wie Toyota. Dann könnte VW ja garnicht mehr meckern und Fördergelder vom Staat einfordern. Also den Reibach schön die Asiaten machen lassen, dann können wir hier auch in aller Ruhe weiter rumnölen…
;-)
Gunnar meint
Das mit dem Warten auf den Quantensprung ist wirklich Blödsinn. Batterien entwickeln sich seit Jahrzehnten evolutionär weiter. Da muss man ständig am Ball bleiben, bzw. überhaupt erst mal anfangen. Selbst wenn man da irgendwann ganz andere Chemikalien hineinfüllt, muss man nicht gleich die ganze Fabrik umbauen.
In Deutschland gibt es nun mal mehr Mechaniker als Chemiker. Da macht es vielleicht wirklich Sinn, den Asiaten die Chemie zu überlassen. Konzentrieren wir uns hier auf gute Mechanik für Elektroautos, denn von sowas hat das geschwindigkeitsbegrenzte Ausland keine Ahnung.