Elektromobilität und Digitalisierung zwingen der Autoindustrie einen radikalen Wandel auf. Die „deutsche Erfolgsbranche“ muss sich also neu erfinden „und hat viel zu verlieren“, so die Augsburger Allgemeine in einer Analyse der Situation. Zitiert werden unter anderem Horrorszenarien der IG Metall, wonach bis zu 250.000 von insgesamt 880.000 Arbeitsplätzen heimischer Autoproduzenten und ihrer Zulieferer bedroht seien, wenn sich ab 2025 Elektroautos durchsetzen.
Professor Willi Diez, Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft in Geislingen, hält von diesen Horrorszenarien nichts: „Die E-Mobilität ist bis 2030 zunächst ein Beschäftigungsprogramm und kein Abbauprogramm“, sagte er der Augsburger Allgemeinen zufolge. Er glaube eher an einen gleitenden denn einen stürmischen Übergang zur Elektromobilität. Es komme erst dann zu „erheblichen Arbeitsplatzverlusten, wenn E-Autos eine Marktdurchdringung von 70 bis 80 Prozent erreichen“.
Unter den Zulieferern setze sich immer mehr die Devise durch, dass man die E-Mobilität „als Bedrohung“ sehen könne „oder als Chance. Wir sehen sie als Chance“, heiße es etwa unter den Managern des oberbayerischen Automobilzulieferers Hirschvogel.
„Uns geht nicht die Arbeit aus“
Auch Professor Enzo Weber vom Nürnberger Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) will dem Bericht zufolge nicht von einer Krise reden. „Uns geht nicht die Arbeit aus“, sagte er der Augsburger Allgemeinen. Einer IAB-Studie zufolge werden in Deutschland durch den technologischen Wandel bis zum Jahr 2025 branchenübergreifend zwar knapp 1,5 Millionen Arbeitsplätze wegfallen – allerdings entstehen zugleich in ähnlichem Umfang neue Jobs.
In der Autoindustrie jedoch könnten auf lange Sicht etwa zehn Prozent der Stellen verloren gehen, so die Studie. Vor allem Routinejobs seien gefährdet, wenn Automatisierung und Digitalisierung an Geschwindigkeit gewinnen. Weber sagt, dass Facharbeiter „dann nicht mehr die Sicherheit wie heute“ haben, sie müssten sich „also stetig weiterbilden.“ Der Wissenschaftler geht davon aus, dass künftig der Bedarf nach dann noch besser bezahlten Software-Experten und Ingenieuren steigen wird.
Peter W. meint
Ich frage mich immer, warum das Jahr 2025 sozusagen ein fester Termin für die E-Mobilität ist. Glauben alle daran, dass Daimler und VW den Zeitpunkt bestimmen wann das E-Auto den Durchbruch hat? Und was ist dann der Durchbruch? Die 10.000 Autos, die man in De dann produziert? Tesla baut bis dahin wahrscheinlich mehr als eine Million Fahrzeuge pro Jahr, und die Chinesen geben auch Vollgas.
Volker Sornig meint
2025 ist natürlich kein fester Termin , aber die Deutsche Automobilbranche versucht so die eigenen Kunden bei Laune zu halten. Nur wenn der Zug vorher richtig Fahrt aufnimmt , … und Tschüss.
H2O3 meint
„In der Autoindustrie jedoch könnten auf lange Sicht etwa zehn Prozent der Stellen verloren gehen, …“
Ja und?
In anderen Branchen ist das normal! Schauen sie doch bitte mal in die Finanzbranche, da gingen in den letzten 10 Jahren 10-tausende Jobs verloren.
Und diese 10%, vielleicht auch 20%, werden sich über diesen Zeitraum durch natürliche Fluktuation erledigen.
Immer dieses Gejammer! Furchtbar! Ist aber aus Sicht der Automobilbranche gut, weil es sehr gerne von den Medien aufgegriffen wird und sich dadurch leicht Stimmung gegen Elektromobilität machen läßt!
Man bekommt gute Argumente für den Weiterbau von Benzinern und vielleicht als Zugabe obendrauf noch staatliche Unterstützung in Form von aufgeweichten Schadstoff-Grenzwerten oder noch viel besser: Strafzölle auf ausländische E-Autos!
Leonardo meint
Die Politik freut sich doch schon drauf, da kann man wieder als „Retter“ dastehen. (Wenn es ein Jahr später doch zu Ende geht waren es die anderen)