Der Sektor der Wohnmobile erlebt derzeit einen Boom, von Jahr zu Jahr feiert die Branche einen neuen Absatzrekord. Um mit der Zeit zu gehen, arbeiten erste Hersteller nun auch an rein elektrischen Caravans. Wie zum Beispiel Dethleffs mit der Reisemobil-Studie e.home, die erstmals auf dem Caravan Salon vom 25.08. bis 03.09.2017 in Düsseldorf gezeigt wird.
„Mit der Umstellung auf einen vollelektrischen Antriebsstrang ergeben sich für das komplette Fahrzeugkonzept neue Herausforderungen und Chancen. Die Elektromobilität wird einhergehen mit einem fundamentalen Wandel in der Nutzung von Reisemobilen. Wesentliche Bedeutung kommt dabei dem logischen Verzicht auf eine zusätzliche Energieart zum Betrieb von Verbrauchern im Fahrzeug zu“, so Dethleffs Geschäftsführer Alexander Leopold .
Der e.home basiert auf einem Iveco Daily Electric Chassis mit einem 80 kW (109 PS) starken Elektromotor. Zur Reichweite machte Dethleffs keine Angaben. Nur soviel: Die Natrium-Nickelchlorid-Batterien sollen bis zu 1500-mal aufgeladen werden können, was einer Laufleistung von etwa 250.000 km entspricht – das wären knapp 165 Kilometer pro Akkuladung. Eine Besonderheit sind die verbauten „Supercaps“. Diese Hochleistungs-Kondensatoren können elektrische Energie schneller aufnehmen und abgeben als Batterien und sollen damit die Performance des Fahrzeugs und die Lebensdauer der Batterien erhöhen.
Der Dethleffs e.home ist großflächig mit für den mobilen Einsatz optimierten Dünnschicht-Solarzellen bestückt. Auf dem Fahrzeug wurden 31 qm dieser speziellen Solarfolie verbaut, was einer möglichen Leistung von etwa 3000 Watt entspricht. Für den Heizbetrieb – die energieintensivste Daueranwendung in einem Reisemobil – haben die Dethleffs-Entwickler an mehreren Stellen im Reisemobil Latent-wärmespeicher-Platten aus PCM verbaut. Die Speicherplatten nehmen bei Temperaturen über 26 Grad Energie auf und geben diese bei kühleren Temperaturen am Abend langsam wieder ab.
Neben dem alternativen Antriebs- und Energiekonzept wurde der Dethleffs e.home auf Konnektivität ausgelegt. Das verbaute „CampConnect System“ ermöglicht eine komponenten-übergreifende Vernetzung und digitalisiert nahezu alle Komponenten in dem Reisemobil. Diese Vernetzung ermöglicht die einheitliche Bedienung über eine auf einem Tablet installierte App. Die Steuer- und Anzeigenmöglichkeiten reichen dabei von der Heizung, über das Licht und Strom bis hin zur Zentralverriegelung.
Dirk meint
Die Elektromobilität steckt noch in den Kinderschuhen aber sie wird global mit großen Schritten vorangetrieben.
Dass natürlich diese erste Studie von Dethleffs noch kein perfektes und in allen Punkten ausgereiftes Projekt ist, liegt auf der Hand.
Es wird sicher noch einige Zeit in Anspruch nehmen, bis allein das Elektroauto in den Punkten Reichweite, Infrastruktur und Preis (derzeit die wichtigsten Aufgaben) massentauglich ist.
Unter diesen Gesichtspunkten aber finde ich es tatsächlich mutig und auch weitsichtig von Dethleffs, sich heute schon mit so einem, noch viel komplexeren Thema zu beschäftigen und darin zu investieren.
Ich jedenfalls werde die Entwicklung weiterhin sehr interessiert verfolgen und träume erstmal weiter von einer emissionsfreien und leisen Mobilität, die vielleicht insgesamt gesehen (noch) nicht unbedingt sauberer ist aber wir müssen handeln und aller Anfang ist schwer…
Link meint
Ein E-Reisemobil wäre natürlich was. Aber nicht für uns, da wir gern mit dem Mobil da hinfahren, wo kaum jemand ist. Also auch keine Steckdosen oder gar eine richtige Ladestation. Unser Wohnmobil ist daher autark, mit Solar, sehr großer Batteriekapazität und einem Dieseltank, der für 1500 km Fahrt reicht. Die Heizung wird nicht über Gas, sondern auch über Diesel realisiert. Weil das mit Gas sinnfrei ist, da es nicht mal in der EU einheitliche Gasflaschen und Gasanschlüsse gibt. Nutzt man das Reisemobil also nicht nur für zwei Wochen im Sommer in Italien, sollte das Fahrzeug autark sein können.
Ein Reisemobil wird in der Regel über (sehr) lange Strecken gefahren. Mit der heutigen Batterietechnik ist das schlichtweg nicht realisierbar, da die aktuellen Führerscheinregelungen bei 3,5 t den Schlußstrich unterm PKW-Führerschein ziehen. Wir dürfen zwar noch bis 7,5 Tonnen mit dem Schein fahren, wir haben sogar die LKW-Fahrerlaubnis. Wohnmobile durften mal 3,7 Tonnen haben. Und die gestrichenen 200 kg aufgrund der neuen Regelungen für die Fahrerlaubnis sind ein Problem.
Fakt ist, daß selbst mit Dieselmotoren die 3,5 t nur sehr schwer einzuhalten sind. Die meisten Wohnmobile sind also überladen unterwegs. Will man mit Batterien zumindest 400 km Reichweite erzielen, dürfen die Mobile mit dem PKW-Schein nicht mehr gefahren werden (Batteriegewicht). Reisemobile sind von sich aus schon schwer und haben einen großen Windwiderstand, was halt einen gewissen Energiebedarf beim Fahren erfordert.
Leonardo meint
Elektrisch betriebene Fahrzeuge dürfen mit bis zu 4250 KG zulässigem Gesamtgewicht mit der Führerscheinklasse B gefahren werden.
Da wurde extra eine Ausnahme gemacht um den Gewichtsnachteil der Batterien auszugleichen.
Gunarr meint
Mit so was würde ich gerne mal die Welt umrunden, wenn ich in Rente gehe.
Anderer Blickwinkel meint
Also ich habe den Wagen persönlich auf der Messe gesehen und war zuerst begeister. Leider nur zuerst. Das anwesende Personal wusste so gut wie nichts über den Wagen und was sie wussten (oder zumidnest vorgaben zu wissen) hielt ich viel auch für reine Werbeersprechen.
Zum Hintergrund:
– „Zur Reichweite machte Dethleffs keine Angaben. “
Können Sie auch nicht. Der Wagen wurde erst 3 Tage vor Messebeginn fertiggestellt. Die weiteste Strecke die er real je gefahren ist sind 20km.
– “ bieten erste Hersteller nun auch rein elektrische Caravans“
@Redaktion: diese Aussage dürfte so falsch sein. Ich habe auf der Messe (die größte Europas in diesem Segment) nicht einen anderen Anbieter gesehen, welcher einen anderen elektrischen Caravan angeboten hatte. Und selbst der von Dethleffs ist ganz offiziell nur eine Studie. Um Daten und Erfahrungen zu sammeln. Frühster Produktionsstart wurde angegeben mit „In ungefähr 5 Jahren“.
Angaben die gemacht wurden, den ich aber nicht traue:
– Angeblich soll das Wohnmobil Schnellladefähig sein. Es würde aber auch eine normale Haushaltssteckdose ausreichen um in 6 Stunden Strom für 200km zu tanken. Ich hab mal nichts dazu gesagt.
– Angeblich sollen die Solarzellen innerhalb einer Stunde genug Strom generieren können, damit der Wagen 2 Tage (ohne Fahren) betrieben werden kann. Also Licht, Fernseher und vor allem Heizung(neben den PCM-Platten auch Infrarot in den Wänden). Wir sind nicht näher drauf eingegangen wie hoch wohl der Temperaturunterschied zwischen innne und außen sein dürfte damit diese Angaben auch nur annähernd stimmen.
Aber nach allem was ich da gehört habe, denke ich nicht, dass das Mobil die in ihn gesetzten Erwartungen erfüllen kann und daher relativ schnell wieder in der Schublade verschwinden wird.
Frank meint
Gut, dass sich ein Hersteller mit dem Thema beschäftigt. Bald schon dürften kaum noch Womos in Städte einfahren dürfen.
Campingplätze sind mit CEE blau eigentlich gut gerüstet für Ladevorgänge. Leider werden meist 0,60 € pro kWh verlangt. Immerhin kann bei Sonnenschein ein Platz so lange bewohnt werden, bis die PV den Tank wieder gefüllt hat.
Ist mir sehr sympathisch, das Konzept. Wenn gegen 2025 die Preisparität der Antriebssysteme erreicht sein wird, könnte es sehr großes Umsatzpotential geben.