Nach anfänglichem Zögern investieren mittlerweile auch die deutschen Autohersteller umfangreich in Elektromobilität. Der Umstieg auf den Elektroantrieb stellt die Branche vor enorme finanzielle und organisatorische Herausforderungen. Da Elektroautos deutlich weniger Teile als Verbrenner erfordern und die Batterien vorrangig aus Asien stammen, fürchten viele deutsche Angestellte um ihre Jobs.
Der Abgasskandal und ein mögliches Verbot des Verbrennungsmotors könnten für die deutsche Industrie weitreichende Folgen haben. Das Ifo-Institut rechnet aufgrund des Wandels in der Branche mit der Gefährdung von bis zu 600.000 Arbeitsplätzen bis 2030. Die Metasuchmaschine Joblift hat die aktuelle Lage auf dem Stellenmarkt analysiert – das Fazit: Elektromobilität könnte knapp 50 Prozent der vom Dieselverbot bedrohten Arbeitsplätze ersetzen.
Ungefähr 7330 der insgesamt rund 17 Millionen veröffentlichten Stellenanzeigen seit Oktober 2015 betreffen spezialisierte Jobs im Bereich der alternativen Antriebe. Die Anzahl der durchschnittlich pro Monat ausgeschriebenen Stellen stieg in den letzten zwölf Monaten auf 375 an – ein Zuwachs von 58 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Entwicklung lässt ein rasches Wachstum des E-Mobilitäts-Sektors erwarten, folgert Joblift.
2 von 3 E-Mobilitäts-Jobs in Süddeutschland
Die überwiegende Anzahl der Stellen werden in den traditionsreichen Autoländern Bayern und Baden-Württemberg geschaffen – mit 31 Prozent und 34 Prozent fast zwei Drittel aller Arbeitsplätze. In allen anderen Bundesländern ist die Nachfrage mit durchschnittlich 120 Vakanzen pro Land laut Joblift deutlich geringer, allein in München wurden im selben Zeitraum 1020 Stellenausschreibungen veröffentlicht.
Die Gesuche der Autobranche richten sich in erster Linie an hochausgebildete und auf E-Mobilität spezialisierte Fachkräfte: 87 Prozent der Ausschreibungen verlangen einen Hochschulabschluss und 53 Prozent richten sich an Ingenieure oder IT-Spezialisten. Nur für 8 Prozent der Jobs ist eine Berufsausbildung ausreichend, wohingegen 52 Prozent der konventionellen Vakanzen in der Automobilbranche kein Studium voraussetzen.
Bis zu 208.500 neue Jobs durch E-Mobilität
Der Stellenmarkt der Elektromobilität wuchs der Auswertung von Joblift zufolge in den letzten 24 Monaten zweieinhalbmal so stark wie die Vakanzen der konventionellen Automobilbranche. Im Jahr 2016 betrug der durchschnittliche monatliche Anstieg 7 Prozent, während sowohl die Anzeigen im sonstigen Automobilbereich als auch der gesamtdeutsche Stellenmarkt in dieser Zeit nicht einmal halb so schnell wuchsen (3 % monatlich).
Ausgehend von diesem starken Zuwachs und in Anbetracht der zeitlichen Entwicklung geht Joblift davon aus, dass bis zum Jahr 2030 208.500 Jobs in Deutschland im Sektor der Elektromobilität entstehen. Dies würde zwar 48 Prozent der durch das Verbot des Verbrennungsmotors wegfallenden Arbeitsplätze ausgleichen, durch das höhere Ausbildungsniveau wird sich die Personalstruktur jedoch stark verändern.
Zulieferer wichtigste E-Mobilitäts-Arbeitgeber
Die Technologie für den Elektroantrieb stammt bisher vor allem aus China und den USA. Da die Motoren für Elektroautos weniger komplex und keine aufwendigen Getriebe mehr erforderlich sind, geraten vor allem deutsche Zulieferer unter Druck. Dies spiegelt sich laut Joblift schon heute im Stellenmarkt wieder: Neben der Daimler AG (7 % aller offenen Stellen) suchen vor allem die Robert Bosch GmbH (8 %), die MBtech Group (6 %) sowie die Dräxlmeier Group (3 %) nach Fachkräften im Bereich der alternativen Antriebe.