Die Batterien für Teslas Elektroautos werden derzeit exklusiv in der im US-Bundesstaat Nevada beheimateten „Gigafactory“ produziert. Um sein ehrgeiziges Ziel von einer Million Stromern ab 2020 realisieren zu können, plant Firmenchef Elon Musk weitere, weltweit verteilte Akku-Fabriken. Einer der ersten Standorte außerhalb des Heimatmarktes könnte China werden.
Nach Informationen des Wall Street Journal hat sich Tesla mit Lokalpolitikern auf den Bau einer Gigafactory in der Volksrepublik verständigt. Der Standort soll eine hundertprozentige Tochter des Elektroauto-Pioniers werden. Bisher hat es China ausländischen Herstellern stets zur Auflage gemacht, Partnerschaften mit hiesigen Unternehmen einzugehen.
Teslas Vereinbarung mit der Industriestadt Shanghai wäre die erste ihrer Art. Mit einer Batterie-Fabrik in China könnten die Kalifornier ihre Produktionskosten für den asiatischen Markt deutlich senken. Chinas Einfuhrzoll in Höhe von 25 Prozent müsste Tesla dem Wall Street Journal zufolge aber weiterhin zahlen.
China gilt als weltweit größter Markt für Elektromobilität. Elektrofahrzeuge werden in dem wirtschaftlich rasant wachsenden Land massiv gefördert. Eine ab 2019 gültige Produktions- und Verkaufsquote verpflichtet Autohersteller, zehn Prozent ihrer jährlichen Verkäufe mit sogenannten New Energy Vehicles (NEV) zu realisieren. 2020 soll die Quote auf 12 Prozent steigen. China will, dass bis 2025 mindestens 20 Prozent der Neuwagen reine Elektroautos oder teilelektrische Hybride mit Stecker sind.
kritGeist meint
„Der Standort soll eine hundertprozentige Tochter des Elektroauto-Pioniers werden.“ – Immerhin gewisserweise eine Innovation & das von einem amerik. Hersteller direkt in China. Natürlich wird China das Wissen nutzen, wäre ja doof, Vorort billiger herstellen zu lassen & dann das Knowhow irgendwo wieder im Ausland günstiger verschärbeln, wie das oft schon dt. Hersteller (in unterschiedlichen Bereichen) gemacht haben, weil u.a. eine einheitliche dt. E-Strategie weiterhin fehlt.
Paul meint
An den Batterien hängt alles. Es werden dringend neue Forschungsergebnisse in Sache Vergrösserung der Speicherkapazität in Richtung 900 km-Reichweite (wie im 45 L-Tank von Toyota Prius) und vorallendingen Lademöglichkeiten auch an Induktionladungsstreifen auf Autobahnstrecken sollte gedacht werden. Oder entsprechende Lademöglichkeiten entlang der Autobahnen. Denn Langstrecken spielen sich entlang von Autobahnen ab. Ich nehme an, dass diese Entwicklung erst am Anfang steht, wobei die Verbrennungsmotortechnik ihr Zenit erreicht hat. Erst das reine Elektroauto bringt letztlich den Wirtschaftlichkeit, da geringerer Wartungsaufwand, preiswertere Transportkosten (bis 15 kWh/100 km) welche in vielen Fällen von den Photovoltaikanlagen gespeist werden können. Deshalb sollte in Deutschland die Forschungstätten wie Frauenhofer-Institut etc. gefördert werden und auch parallel dazu eine eigene Massen-Fertigung in Kooperation ausgebaut werden.
Anonym meint
Die Chinesen werden sich auch nicht mit dem Bügeleisen gekämmt haben.
Sowohl der Staat wird an seine Einnahmen als auch den gewollten Wissenstransfer kommen. Nur deswegen sind ja die Partnerschaften die Regel. Damit die Chinesen selbst Einblicke in die Arbeitsabläufe, Standards und Vorgehensweisen bekommen und diese später ohne die Nutzung von irgendwelchen Lizenz- oder Patentrechten weiter nutzen können.
Darauf werden die auch nicht verzichten nur weil es Tesla ist – bzw. gerade weil es Tesla ist! Ein in der Tat stark von der Parteilinie abweichender Schritt – ich denke aber es wird genug Absprachen im Hinterraum und Kleingedrucktes im Vertragstext geben.
kritGeist meint
„Ein in der Tat stark von der Parteilinie abweichender Schritt“ – Nein die Partei gibt die Richtung & den Rahmen vor, der Rest setzt es über Gesetze & Richlinien durch. Man sollte dabei nicht vergessen, dass die E-Strategie zu einem der Hauptpfeiler der langfristigen Zukunftsstrategie ernannt wurde, auch wenn dt. Medien, das natürlich in der Kritik, selten erwähnen: https://www.heise.de/tp/features/Fantasy-und-die-realen-Zusammenhaenge-der-Macht-3780687.html
Dazu zählt auch die Entwicklung der Seidenstraße 2.0 + Kooperation mit gewillten EU-Ländern, Investition & Aufbau von Salzreaktoren:
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzoom/zdfzoom-hungriger-drache-100.html
https://www.heise.de/newsticker/meldung/China-auf-der-Ueberholspur-3807059.html
.. China ist damit auf einem guten Weg, zur Supermacht bei Klimaschutztechnologien zu werden ..
.. definierte der chinesische Staat Elektromobilität als eine von sieben „strategischen Wachstumsbranchen“.
https://www.heise.de/newsticker/meldung/Chinas-neue-Atomreaktoren-3322912.html
Also werden unsere Kinder früher oder später doch chin. lernen müssen ;-)
kritGeist meint
Update: Ich wünschte wir hätten wenigstens im Ansatz solch einer Langfriststrategie hier in DE, anstatt nur 4J.-Wahl-Rythmus. Aber auch ander EU-Staaten sind uns schon voraus: Norwegen & NL, komplett zu regenerativen Energien…
Anonym meint
Ein in der Tat zweischneidiges Schwert.
Eine solche Strategie entwicklen und vor allem auch durchsetzen kannst du halt nur in einem sehr viel stärker autoritär geprägter Staatsform. Wenn ich daran zurückdenke wieviele Chinese mehr oder minder über Nacht umgesiedelt und teilweise enteignet wurden nur um die Drei-Schluchten-talsperre bauen zu können… Halte ich für bedenklich! Und ist natürlich nicht mit deutschem Eigentumsrecht in Verbindung zu bringen oder zu Vergleichen. Sowas kann man halt nur Durchziehen (und auch politisch Tragen) wenn man weiß, dass man dafür nicht mit einer Abwahl (direkt oder in der nächsten Wahlperiode) vom Volk gestraft wird.
In einer funktionierenden Demokratie (viele starke Partein, wechselnde Mehrheiten, kurze und regelmäßige Wahlperioden) – sind Politiker eben dazu verdammt beliebt zu sein! Dieter Nuhr hat es mal sehr schön zum Ausdruck gebracht (sinngemäß): Wenn Amtsperioden 100 Jahre dauern würden, dann hätte man wenigsten 15 Jahre mal Zeit, Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen die einen sehr unbeliebt machen – aber notwendig sind!
Mich fasziniert auch was China in den letzten jahren geschafft hat – und was sie sich für die kommenden Jahre vorgenommen haben – die Frage die sich mir stellt ist allerdings: „Rechtfertigt der Zweck alle Mittel?!“
Es ist logisch, dass jemand der ein so großes und ambitioniertes Ziel verfolgt nicht auf Einzelschicksale und auf das persönliche Befinden von jedem einzelnen Bürger und Beteiligten Rücksicht nehmen kann – aber man sollte auch, wie Schulz es zuletzt im Wahlkampf gefordert hat, ein Maß der Mitte finden. Und in meinen Augen schlagen die Entscheider und Durchsetzer bei den Chinesen hier all zu oft weit mehr über die Strenge als ich es gutheißen würde. Aber wo gehobelt wird, fallen eben auch Spähne!