Günther Schuh, Professor für Produktionstechnik und Chef des deutschen Elektroauto-Startups e.GO Mobile, setzt sich für eine deutsche Fertigung von Batteriezellen für Elektroautos ein. Unterstützung erhält er dabei von der Deutschen Post und Ford.
„Wir kämpfen im Moment gemeinsam mit den Kollegen von Street-Scooter und der Post sowie mit Ford dafür, dass wir in Deutschland eine echte Produktion von Batteriezellen aufbauen, um von asiatischen Lieferanten unabhängiger zu werden“, sagte Schuh der Frankfurter Rundschau. Die Kosten einer Fabrik für eine Batteriezellen-Produktion mit einer Gesamtleistung von einer Gigawattstunde pro Jahr veranschlagte er auf etwa 250 Millionen Euro.
„Wir würden mit e.GO als Abnehmer zur Verfügung stehen“, erklärte Schuh. Er „bettle bei der Landes- und der Bundesregierung um Unterstützung“, da eine lokale Batteriezellenfertigung „systemkritisch“ sei. Die deutschen Autohersteller und auch die Politik würden dies „noch nicht ganz glauben“.
Schuh will der Regierung Nordrhein-Westfalens in diesem Jahr ein Konzept für eine Zellproduktion „inklusive eines Vorschlages für einen Standort“ vorlegen – er betonte: „Wir sollten jetzt damit anfangen. Denn ich gehe davon aus, dass in Zukunft fast alle Fahrzeuge vom Sportwagen bis zum Gabelstapler entweder ausschließlich oder teilweise mit Strom angetrieben werden.“
Wolfgang Molwitz meint
Batterien Bauen, aber bitte nur mit Wind power. Bei uns besonders günstig. Grüße aus Schleswig- Holstein
i_Peter meint
Prof. Schuh’s Rechnung ist schon in Ordnung. Das teuerste an einer Batterie-Fab sind nicht die Materialien oder die Löhne. Es sind die hochautomatisierten Fertigungslinien. Und die sind im Invest schon drin. Das eine 20 mal so große Giga-Fab da noch Skaleneffekte bringt, ist eh klar. Aber 250 Mio sind erst einmal ein Anfang. Falls Bosch sich entscheidet, sollen ca. 20 Mrd € investiert werden.
Steve meint
Große Zahlen verwirren ja leicht, umso schöner wenn man mal schnell nachrechnet.
Invest 250 Mio €, Output 1 Mio kWh/a
Unterstellen wir mal eine Abschreibung der Fabrik auf vier Jahre (was wohl branchen- und technologieüblich sein dürfte).
Dann würden bei voll laufender Fabrik etwa 4 Mio. kWh Batteriekapazität produziert, der Invest würde sich damit auf etwa 62 Euro pro kWh belaufen.
Da sind noch keine Materialien drin und auch kein Lohn, kein Lithium, keine Zell-Containment. Nur Produktionsstätte.
Vergleich (mit bekannten Zahlen) der Tesla Giga-Factory 1:
Invest ca. 5 Mrd. $ (der Einfachheit mit € gerechnet)
Output geplant 35 Mio. kWh/a
Mit obiger Abschreibung ergibt das eine grobe Vergleichskenngröße von ca. 36 €/kWh, also ganz grob die Hälfte.
Diese Zahlen deuten plausibel auf einen Wert von möglicherweise unter 100 Euro/kWh Batteriekapazität hin.
Die Zahlen des guten Professors auch Aachen eher nicht.
Da dürfte der Strompreis in Deutschland eine Petitesse sein.
TeslaTom meint
naja, also eine Vollabschreibung in 4 Jahren ist doch etwas kurz gesprungen…????
20 oder 15 Jahre passen da schon eher. Das Verhältnis bleibt natürlich zwischen der GF und einer ‚kleinen ‚ Fabrik
ulli0501 meint
Hallo zusammen,
wenn Herr Schuh so bemüht ist warum bemüht er sich in der Politik wo fast alle über 60 Jahre sind und solche Themen sicherlich nicht mehr auf dem Radar haben, weil das zwar zukunftsweisend ist, aber die aktuellen Leute bis zu IHRER Rente nicht mehr tangiert.
Ich würde Ihm empfehlen sich eher dafür einzusetzen, dass Teslas nächste Gigafactory in Europa nach Deutschland kommt. Dann könnte gleich frei werdende Arbeitsplätze bei uns von Automobilherstellern oder Braunkohleindustrie dort eine Beschäftigung finden.
Fritz! meint
Nach letzten Gerüchten Mitte 2017 soll er zwischen Frankreich & Deutschland schwanken. Habe aber diesbezüglich seit längerem nichts mehr gelesen.
Leotronic meint
Es wird immer von energieintensiver Herstellung der Batteriezellen gesprochen. Kann jemand relevante Daten nennen? Ich vermute dass das meiste an Energie bei der Gewinnung und Aufbereitung der Rohstoffe und dem Transport über die halbe Erde draufgeht. Der Energieeinsatz bei der Herstellung aus den vorliegenden Teilen/Komponenten dürfte wohl nicht mehr so hoch sein. Somit wäre der Energieeinsatz in DE wohl überschaubar. Trotzdem wäre ein Standort an der Nordseeküste ideal. Die Offshore Windräder haben manchmal keinen Abnehmer für den Strom und der Verbrauch vor Ort wäre doch ideal.
NurMalSo meint
Es wird in Deutschland planungsrechtlich keinen Standort geben der sowohl Windvorrangzone (notwendig für die Genehmigung einer Windkraftanalge) als auch als auch als Industriegebiet (notowendig um eine Fabrik bauen zu können) im Flächennutzungsplan dargestellt ist.
Somit kann man vergessen, dass sich auf dem Kraftwerksgelände auch Windräder drehen werden.
Ideologisch halte ich es zwar auch für den richtigen Schritt, die Energie aus Wind- und Sonnenstrom zu generieren – wer sich aber mal den Umfang und die Dauer einer Genehmigungsplanung für eine Windkraftanlage angeschaut hat, der versteht relativ schnell, dass dies ein großes Risko für die Genehmigung der Batteriefabrik ist! Im besten Fall wirft es die Planung nur um einige Jahre zurück.
Praxistauglich ist der Plan daher leider nicht.
Keiner meint
Man kann den Strom mit Solarzellen und Windrädern sogar selbst produzieren und mit den eigenen Zellen speichern, anstatt zu jammern.
Peter W meint
Man könnte jetzt sarkastisch sein, und sagen, dass es in NRW genug billigen Braunkohlestrom gibt …
Aber im Ernst, eine Akkufabrik mit eigener Wind- und Solarstromerzeugung wäre doch ein Prestigeobjekt um die Arbeitsplätze in den Braunkohlekraftwerken zu ersetzen.
Batterieproduktion anstatt Braunkohleverstromung.
Pamela meint
Laschet und Lindner favorisieren aber das R ück W ärtsg E hen, warum auch immer.
Peter W meint
In einer Demokratie gewinnt immer der mit der besten Überzeugungskraft. Und Geld ist überzeugend.
Anonym meint
Was mich interessieren würde, mit welchem Strompreis hat er für den Betrieb gerechnet? Die Herstellung von Akkus ist ja sehr Energieintensiv und Deutschland gilt als eines der Länder mit dem höchsten Strompreis. Hier ergäben sich also klar Wettbewerbsnachteile für eine Produktionsstätte in NRW bzw in D. Es sei den man kann am Strompreis drehen.
Also soll die Batteriefabrik die gleichen Vergünstigungen wie z.B. die Alu-Hütten bekommen und nur ein Bruchteil des „normalen“ Strompreises zahlen?
Maxicko meint
Die Raffinierung von Öl zu Benzin und Diesel ist auch sehr Energieintensiv, wird aber dennoch in DE durchgeführt. Man könnte die Fabrik ja auch gemeinsam mit Solar/Windenergieanlagen bauen und sich somit unabhängig vom Stromnetz machen.
Man könnte auch die Milliardensubventionen von der Braunkohleförderung oder auf Diesel mindern und dafür mehr in die Zukunft stecken…
Wo ein Wille da auch ein Gebüsch!
atamani meint
„Man könnte auch die Milliardensubventionen von der Braunkohleförderung“
Welche Mrd. meinen Sie da? Haben Sie da Zahlen?
„oder auf Diesel mindern“
Oder auf Landwirtschaftsdiesel, LPG oder CNG, auf die deutlich weniger Steuern gezahlt werden…oder gar auf Heizöl, nochmal weniger…oder vielleicht auf Strom, wo ebenfalls weniger Steuern drauf sind…
Fritz! meint
Die Energie-Preise für Industrie sind auf vergleichbarem Niveau wie die Mitbewerber in der EU. Nur die Preise für Endkunden sind sehr hoch im Vergleich.
atamani meint
„Die Energie-Preise für Industrie sind auf vergleichbarem Niveau wie die Mitbewerber in der EU“
WOW…haben Sie dazu Zahlen?
Ich empfehle: Statista, Industriestrompreise 2016…da sehen Sie dass der Industriestrom für Großverbraucher(bis zu 70000Mwh) in Dtld. bis zu 50% mehr kostet als in: Polen, Tschechien, Frankreich…von Schweden oder Norwegen ganz zu schweigen, wo der Strom in Dtld. fast 100% mehr kostet…
Und selbst Ungarn, Spanien, Dänemark, Österreich sind deutlich billiger…
Was bleibt da noch als Mitbewerber mit höheren Preisen?
GB und Italien, und in Italien wird wohl Niemand vernünftiger mehr Investieren…