Sachsen ist derzeit nur in Großstädten auf Elektroautos vorbereitet, auf dem Land fehlt es hingegen an der erforderlichen Infrastruktur für Stromer: In 70 Prozent der Gemeinden gibt es keine öffentlichen Ladesäulen. Das geht aus einer im Auftrag der Sächsischen Energieagentur erstellten Studie der TU Dresden hervor.
Für den Freistaat führt die Auswertung etwa 350 Ladeorte mit fast 900 Ladepunkten auf, knapp die Hälfte davon befindet sich in den drei Großstädten Dresden, Leipzig und Chemnitz. In den meisten Landkreisen gibt es zudem keine Schnellladestationen, an denen sich moderne Elektroautos in unter einer Stunde vollladen lassen.
Die TU Dresden kommt zu dem Ergebnis, dass Sachsens Ladeinfrastruktur „nicht ausreichend gerüstet ist und in weiten Teilen des Freistaats Ausbaubedarfe bestehen“. Für ein flächendeckendes Netz seien Lademöglichkeiten an 4400 Orten erforderlich, heißt es in ihrer Studie. Sachsens Wirtschaftsministerium hält diese Zahl laut der Freien Presse „nicht für aussagekräftig“. Es handle sich um eine „rein theoretische Vorabbetrachtung nach Luftlinien“, was nicht sinnvoll sei. Man müsse auch auf die lokalen Bedingungen achten, erklärte das Ministerium.
Kaum Ladepunkte mit „zufriedenstellender Auslastung“
Die bereits in Sachsen installierten Ladestationen lassen sich der Studie zufolge nur selten wirtschaftlich betreiben: Aktuell könnten lediglich 43 Normal- und drei Schnellladepunkte „mit zufriedenstellender Auslastung“ ihren Dienst absolvieren. Um die Nutzung der Ladesäulen deutlich zu steigern, müssten der TU Dresden zufolge in Sachsen 137.500 E-Autos und Hybride bis 2025 zugelassen sein. Ein solches Wachstum halten die Autoren der Studie aber für unwahrscheinlich.
Die TU Dresden weist darauf hin, dass gerade wegen der schleppenden Verbeitung von Elektroautos in Sachsen ein flächendeckendes öffentliches Ladenetz benötigt werde, „um möglichst viele interessierte Fahrer zu motivieren“. Auch aus Image-Gründen müsse es möglichst bald mehr Stromer-Tankstellen geben. „Die aktuelle Ladeinfrastruktur entspricht nicht der Relevanz Sachsens als Automobilstandort“, so das Fazit der Studie.
Redlin, Stefan meint
Habe auch den Eindruck, dass alle Ladeanbieter zur Zeit alles unternehmen um eine sogenannte sich selbst erfüllende Prophezeiung zu generieren. Trotz vorhandener Infrastruktur wird so kein Verbrenner-Fahrer zum E-Auto-Fahrer. Warum führt wohl keiner markenabhängige Tankkarten für Shell, Aral, etc. ein ? Beim Strom ist das doch die Norm.
bübchen meint
Als Einwohner Sachsens bin ich sehr froh, in der Garage zu laden und auf das Tesla-SuC-Grid zugreifen zu können…
Leotronic meint
Ich beneide sie. Auch ich werde hoffentlich in 1,5 Jahren Tesla fahren. TM3.
bübchen meint
Vorfreude ist die schönste Freude! Wird super.
Leotronic meint
Eine Fahrt von Berlin nach Dresden oder umgekehrt ist mit einem 08/15 Leaf 24kWh eher ein Roulettespiel. Auf der A13 gibt es nur eine Schnellladestation in der Nähe von Dresden in Thiendorf und eine unmittelbar bei Berlin. Dazwischen 130 km Wüste. Lediglich abseits der Autobahn sind ein paar langsame Stationen in Privathand. Rein rechnerisch sollte es reichen. Aber ein Stau oder eine kleine Umleitung und die Fahrt findet ein abruptes Ende. Dabei bietet sich die Raststätte Freienhufen auf der halben Wegstrecke geradezu an. Aber Tank+Rast tut nix.
Freienhufen liegt im Land Brandenburg aber die beiden Länder sollten sich da was überlegen.
Jürgen S. meint
Sei froh, das T&R nichts macht. Wenn die was machen, kommt das 297te Zugangssystem raus und Du wirst einen sehr hohen Preis pro KW/h zahlen müssen oder bei einer Kaffeefahrt mitmachen müssen ;-) Ich liebe die Stationen mit Stundenabrechnungen aus denen sich 1-2€/KWh ergeben oder, alternativ kostenlosem aufladen über eine internationale Mitgliedschaft für nur 99€ bei der Stromgemeinschaft Kleinblittersdorf Südwest plus Zahlung von zusätzlichen Parkgebühren, manchmal in Kombination mit maximal 2h parken, danach Abschleppandrohung :-) Um sowas mache ich einen weiten Bogen – wenn ich es vorher erkenne.
Momentan erscheint mir die Ladestationssituation in .de so, das viele ihr eigenes Abrechnungs-Süppchen kochen und die Investitionskosten in den nächsten 3-5 Jahren über die Early Adopter raus holen möchte. Das dies nicht gelingen kann unter diesen Randbedingungen ist sonnenklar. Ich bezahle unter keinen Umständen mehr als 50 Cent pro KW/h. Da übernachte ich eher in einem Hotel mit Destination Charger, bevor ich Abzockerei und den tausendsten lokalen Energieclub mit eigenem Abrechnungs-Token unterstütze. Es ergeben sich für mich ein paar Parallelen aus der Anfangszeit von 3G/4G Mobilfunktnetzen. Ich habe vor ein paar Tagen mal wieder eine Ladestation gesehen, die in Chargemap als kostenlos ausgewiesen war. Bei genauerem Hinsehen war das eine Mogelpackung. Kostenlos nur unter Jahresmitgliedschaft, eine saftige Parkplatzgebühr kam noch obendrauf und eine Wellnessanlage für eine hohe zweistellige Summe musste ebenfalls besucht werden. Kein Wunder, dass dort (laut Dauerbesuchern der Wellness-Anlage) niemand auflädt. Derzeit gibt es sehr viel vergoldeten Strom in Deutschland und auch in der Schweiz. In CH hat es aber deutlich mehr faire und einfacher wahrzunehmende Angebote, aber auch dort habe ich schon vermeintlich kostenlose Angebote gesehen, die eine Mogelpackung sind. Wird Zeit das der Verbraucherschutz mal aktiv wird. „Kostenlos“ mit 2-3 nicht offensichtlich gekennzeichneten Randbedingungen“ ist eine Täuschung. So eine Station ist nie kostenlos, sondern Bedarf im Minimum eines Abos.
Sorry, wenn ich etwas übertrieben habe, es ist nicht überall so extrem überteuert, aber ich hatte vorletztes Wochenende so eine Situation, wo ich mich auf kostenloses Nachladen gefreut habe, aber daraus über 40€ geworden wären, ich nicht in eine Sportanlage/Wellness wollte und zum Glück noch gerade genügend Kilometer bis zu meinem Ziel übrig. Für nicht E-Auto Fahrer wirkt so etwas mit Sicherheit abschreckend, aber der Markt wird sich von selbst regulieren. Irgendwann erkennen die Betreiber des vergoldeten Stroms und die Anbieter der Ladeplätze, dass es so nicht funktioniert.
Redlin, Stefan meint
Bei den Berechnungen die in den Rathäusern angestellt werden, fehlt häufig außer dem Blick auf die eigene Anwohnerschaft, dass es E-Tourismus und E-Durchreisende aus anderen Bundesländern gibt. Auch das muss möglich sein, selbst wenn (worst case) niemand in Sachsen wohnen würde der vor Ort E-Auto fährt. Also bundesweit, flächendeckend brauchen wir mit einer zusätzlichen Dichte in Großstädten.