Auch die Wohnmobilbranche hat Interesse an Elektromobilität, bislang mangelt es aber noch an überzeugenden technischen Lösungen für den Betrieb großer und schwerer Camping-Fahrzeuge. Der Chef des süddeutschen Herstellers von Wohnmobilen und Wohnwagen Hymer glaubt, dass batterieelektrische Wohnmobile noch viele Jahre auf sich warten lassen werden.
„Man wird im Moment niemals ein reines Elektrowohnmobil unter 3,5 Tonnen schaffen, auch in den nächsten 5 bis 6 Jahren nicht – mit der entsprechenden Reichweite“, sagte Hymer-Geschäftsführer Jochen Hein der Münchner Abendzeitung. Neben der mangelnden Leistungsfähigkeit aktueller Batterien ist dafür laut Hein auch die Abhängigkeit der Branche von Fahrgestellherstellern ausschlaggebend. „Wir haben andere Zyklen als in der Pkw-Industrie. Die Chassis laufen 10 bis 15 Jahre.“
Hymer sei hinsichtlich Elektromobilität zwar bereits „an gewissen Themen dran, aber aus meiner Sicht wird das noch eine Zeit lang brauchen“, so Hein. Damit man ein Wohnmobil über 500 Kilometer rein elektrisch fahren könne, sei eine starke Akkuleistung und damit ein großes Mehrgewicht erforderlich. Hinzu komme die Ladedauer. Der Hymer-Chef könne sich „nicht vorstellen, dass eine Familie, die in den Urlaub fährt, nach 500 Kilometern vier Stunden Pause machen möchte, um die Batterien zu laden.“
Für die Zukunft will sich Hymer alle Optionen offen halten – beispielsweise für den Fall eines Technologiesprungs bei Akkus und der Ladezeit. „Wenn da ein Durchbruch kommt, das schmeißt alles über den Haufen“, betonte Hein.
Albert Mayer meint
Der hohe Schwerpunkt würde mit dem Akkupack im Unterboden deutlich niedriger ausfallen. Ich denke das ist angenehmer und auch sicheter zu fahren.
Wenn man dann noch zumindest das Dach mit wirkungsgradstarken Solarzellen ausstatten würde (siehe den Sion von Sono Motors in München) könnte man im Sommerurlaub zumindest etwas autarker sein was den „häuslichen“ Strombedarf betrifft.
Skodafahrer meint
Die Herstellung eines Batterielektrischen Fahrzeuges braucht wesentlich mehr Energie wie die Herstellung eines Verbrenners.
Mit jedem Ladezyklus wird im Vergleich zum Verbrenner Energie eingespart.
Aber Wohnmobile legen normalerweise weniger km als ein PKW zurück und das zulässige Gesamtgewicht ist auch durch die Führerscheine der Fahrer begrenzt.
Auch bietet ein elektrisches 3,5T Wohnmobil deutlich weniger Zuladung als ein gleich schwerer Verbrenner.
Elektrische Wohnmobile wären vor alllem für Vermieter und die berufliche Nutzung sinnvoll, weil sie dann wirklich bewegt werden.
Jörg meint
Einige Gewichtsklassen höher, beim TESLA SEMI, scheint es das Gewichtsproblem nicht zu geben. Nach Allem, was ich gelesen habe, ist das „Zusatzgewicht“ durch Batterie und E-Maschinen nicht höher als der Gewichtswegfall durch Wegfall von Verbrennermotor, Getriebe und Teilen vom Antriebsstrang.
Ich bin mit meinem WoMo noch nie länger als 3 Stunden am Stück gefahren. Hierbei liegt meine Durchschnittsgeschwindigkeit bei ca. 80 km/h. Das sollte durch einen 100er-TESLA-Akku leistbar sein. Die TESLA-Ladeinfrastruktur würde dabei wohl auch die Fernfahrt hergeben.
An meinen Zielorten (Campingplätze) ist eine Lademöglichkeit ja seit Jahren üblich. Es dauert dann halt ein paar Tage, bis die Batterie wieder voll ist.
Aber HYMER ist halt kein Fahrgestellhersteller und hat sicherlich auch nicht den Mut und die Finanzkraft der Deutschen Post, um sich soetwas selbst zu bauen.
Für mich liest sich das Interview, wie ein Interview, dass man vor einem Jahr auch mit einem Vorstand von VW & Co. hätte führen können. Die waren damals auch noch in der Phase „… geht noch alles nicht …“.
sagrantino meint
Herr Hein,
Sie wissen wohl nicht, dass Sie sich mit diesem Interview die Kündigung selbst ausgeschrieben haben!
Wohl wieder ein Paradebeispiel für das Peterprinzip????
M3 meint
Hymer zählt alle Punkte auf, die nicht funktionieren würden. Das geht nicht, das dauert noch sehr lange, das ist noch nicht ausgereift, usw…
Sowas hab ich von Tesla noch nie gehört! Da werden die Themen einfach angegangen und umgesetzt. Und siehe da, es funktioniert doch alles.
ebben meint
Genau entweder will der Mann das oder er soll das von vorneherein bleiben lassen
Anderer Blickwinkel meint
Tesla hat aber auch kein seit Jahrzehnte (gut) laufendes Geschäft, know How in der Herstellung, geschultes Vertriebs- und Verkaufspersonal das auf Verbrenner basiert.
Ein nicht zu unterschätzender Hinderungsgrund.
Herb meint
Wie würde es aussehen, wenn sich Tesla dieses Thema annehmen würde. Schließlich fahren ja schon eLKW.
eFlugzeuge gibt es schon in ersten Tests.
eSchiffe auch
Da müsste ein Wohnmobil doch ein klacks sein zu realisieren. Eher nur eine Frage des Willens. Einen 80 kwh Kreisel-Akku rein und das ist es dann.
Leonardo meint
Egal ob Elektro oder Verbrenner.
9 von 10 Wohnmobilen bräuchten an 350 Tagen im Jahr nicht mal einem Motor.
sagrantino meint
????????????????????????
Der suuuuper Treffer
Reinhold Venzl-Schubert meint
Ich fahre Wohnmobil und schrubbe keine Kilometer. 200km ohne Pause sind nicht zumutbar. Die Kiste ist sowas von laut, da brauche ich Pausen zum Ausruhen. Außerdem habe ich als Renter Zeit.
Nachts stehe ich auf Stell- oder Campingplätzen und da habe ich in der Regel Strom. Wenn der Akku nach 10 Stunden wieder voll ist, ist doch optimal. Leider sind die Strompreis oft astronomisch, von 50ct/kWh. Da müsste sich etwas ändern.
Wenn ich mein Reisegebiet erreicht habe, Fahre ich pro Tag selten mehr als 60km. Ich will mich schließlich erholen und Land und Leute kennen lernen.
Ich glaube es ist wie beim StreetScouter, die Industrie hat keine Lust, sich dem Them anzunehmen.
Ebikethoemmel meint
Wie recht Sie haben, Herr Venzl!!! Wir halten es mit unserem 20-jährigen LT35 genau so. Als PKW leiste(te)n wir uns allerdings 4 Jahre einen LEAF 1 und seit letztem Herbst einen i3 mit REX. Mein Traum wäre nun ein Ducato, Sprinter, Transit o.ä. mit einem 120 kW E-Motor, ca. 100 km E-Reichweite und einem REX mit max 80 kW. Das dürfte Gewichtsmässig hinhauen und dann die Ruhe, Herr Venzl! – Letzthin hatte ich auf einer Autobahn mit Gefälle mal den Gang rausgenommen im LT – 110 km/h und: nur noch Windgeräusche – völlig entspannend ;-).
Die ca. 40 kW/h nötige Batteriekapazität liesse sich dann zum Tagestarif auf dem Campingplatz oder unterwegs mit CCS aufladen. So lägen mit 200 REX-km Etappen von 300 km ohne nachtanken /-laden drin. Danach ist eh eine Pause fällig, schliesslich sind wir ja am Reisen und nicht am Rasen.
Nun, Ford testet in London schon mal den kleinen Transit für den Aggloverkehr. Noch ein bisschen grösser und ein bisschen mehr als 50 E-Kilometer und ich bin dabei. Drohende Dieselfahrverbote könnten dem Konzept noch Vorschub leisten.
Klar, dass man mit solchem in the middle of nowhere auch mal ein, zwei Wochen ohne Steckdose stehen bleiben kann. Und in den langen Standzeiten im Winter, könnte das Möbel als Standspeicher für Spitzenlasten verkabelt werden (@ Leonardo).
M3 meint
Gerade Wohnmobile sollten doch für Entschleunigung perfekt sein! Wer brettert denn bitte mit so einem Ding unter Freizeitstress 1000km am Stück?
Schön gediegen 200km am Tag von Ziel zu Ziel…
Aber gut, laut Hymer geht es ja nicht…
Redlin, Stefan meint
In der gesamten E-Mobilität ergiebt sich derzeit durch den Stand der Entwicklung automatisch so etwas wie Entschleunigung des Alltag/Urlaubes. Der Eine kann damit leben, und findet es sogar gut wie ich, der Andere kann es nicht. Das muss man tolerieren. Sollten E-Autos einmal soweit sein, dass man 1000 Kilometer am Stück bei 200+ Km/h Reisegeschwindigkeit machen kann (unautonom), sind dann alle beim Fahren wieder so aggro wie Heute. Spätestens dann muss ich mir wieder einen anderen Antrieb suchen.
Thomas R. meint
Keine Angst. Das autonome Fahren kommt in großen Schritten…
Franky meint
Was ist die Grundlage für 4 Std. Ladedauer?
Mit CCS sollte es doch deutlich rascher gehen.
Mit dem Gewicht (wenn er die Grenze von 3,5 to einhalten will) hat er sicherlich recht, leider.
Meiner Einer meint
> Mit CCS sollte es doch deutlich rascher gehen.
200 kWh Akku Kapa –> 50 kW CCS Ladeleistung –> ca 4h Ladedauer bis 85 % – passt.
TeslaTom meint
50kW sehe es ch nicht passend .
Er kann bei Tesla gucken, die Laden seit 2012 mit 120 kW, das sollte auch für Hymer reichen.
Ansonsten Destination Charging mit ein paar kW am Ziel und ein Range Extender für Notfälle gehen auch in Ordnung
Gunarr meint
Ich kann mir sehr wohl vorstellen, nach 500 km Fahrt 4 Stunden Pause zu machen. Gerade in einem Wohnmobil kann man sich doch super die Zeit vertreiben.
Ich könnte mir sogar vorstellen, ein paar Tage Pause zu machen, um das Gefährt mit Solarzellen aufzuladen.
Ernesto meint
Damit stehst du leider allein da, glaube ich. Wer Wohnmobil fährt will km machen und nicht rumstehen. Ich fahre elektrisch aber da verstehe ich den Herren leider gut.