Der Präsident des hessischen und des deutschen Kfz-Gewerbes Jürgen Karpinski hat im Interview mit der Frankfurter Neue Presse ausführlich über mögliche Diesel-Fahrverbote in Großstädten, den deutschen Automarkt und Elektromobilität in Deutschland und Europa gesprochen.
Die Autokäufer seien durch die Diesel-Krise und drohende Fahrverbote in Städten laut Karpinski „extrem verunsichert“. Dies führe zu steigenden Zulassungen von Benziner-Autos und damit auch zu höheren CO2-Emissionen. Der Verbandschef setzt sich daher dafür ein, möglichst schnell durch die Nachrüstung von Diesel-Fahrzeugen für weniger Schadstoffe zu sorgen. Er forderte dazu „einen Beschluss durch die Politik und die technische Freigabe durch das Kraftfahrtbundesamt“.
Dass die Autoindustrie die Umrüstungskosten übernimmt, „wage ich zu bezweifeln“, so Karpinski. Er hoffe, dass in Deutschland ein Fonds ähnlich dem Umweltbonus für Elektro- und Plug-in-Hybrid-Autos gegründet wird, „der Kosten der freiwilligen Umrüstmaßnahmen ganz oder teilweise deckt“. Karpinski bemängelte, dass es für gebrauchte Selbstzünder wegen der Diesel-Krise derzeit „kaum Abnehmer“ gebe, es müsse daher möglichst schnell für Klarheit gesorgt werden. Der Bundesregierung warf er vor es zuzulassen, dass „Autofahrer in ihrer Freiheit beschnitten werden, dass sie hohe Wertverluste erleiden“.
“Von Durchbruch kann keine Rede sein“
In Bezug auf alternative Antriebe sprach sich Karpinski „für eine technologie-offene Lösung“ aus. Was das beste System sei, solle „am Ende der Kunde und nicht die Politik“ entscheiden. Die Zahl der 2017 in Deutschland zugelassenen Elektro- und Hybridautos bezeichnete er als „lachhaft wenig“. Der Grund für die schleppende Stromer-Nachfrage ist seiner Ansicht nach, dass es „keine Infrastruktur“ für das Aufladen gibt. „Davon abgesehen würden die heutigen Kabel dieser Belastung gar nicht standhalten können“, glaubt Karpinski.
Elektromobilität sieht Karpinski „als Zwischenstufe“, von einem Durchbruch könne „keine Rede sein“. Der Aufbau der für Elektroautos erforderlichen Infrastruktur sei “eine gewaltige Leistung“, außerdem gebe es bislang noch keine Fahrzeuge mit akzeptabler Reichweite. „Wer kauft denn ein Auto, das doppelt so teuer ist, dabei weniger Komfort verspricht?“, so Karpinski. Selbst bei den „viel gerühmten Tesla-Modellen“ würde die angegebene Reichweite „nur unter günstigsten Bedingungen erreicht“.
Die Autohersteller investieren Karpinski zufolge zwar bereits „kräftig und rüsten auf Elektro um“, dabei hätten sie aber in erster Linie den chinesischen Markt im Visier. In Europa werde die Umstellung auf Elektromobilität „nicht über Nacht kommen“. Der Präsident des Kfz-Gewerbes betonte: „Schließlich hängen an den Verbrennungsmotoren hunderttausende Arbeitsplätze bei Herstellern und Zulieferfirmen.“
eCar-Fan & TESLA-Fahrer meint
Das gleichwohl Unverfrorene ist die Formulierung „Karpinski bemängelte, …. wegen der Diesel-Krise …“ Richtig müsste formuliert werden „wegen des Abgas-Betrugs – Skandals“ der europäischen und vornehmlich deutschen Automobil-Hersteller. Und das noch fortgesetzt bis zumindest Ende 2017! Also mithin 2 Jahre nach Bekanntwerden der VW-Betrugsaffäre!
Klar leidet das deutsche Kfz-Gewerbe wieder einmal für etwas, das nicht sie selbst sondern andere verbrochen haben. Als ob sie nicht schon gebeutelt genug wären. Aber ich fürchte, dass dies in Zukunft wohl nicht besser werden wird, wenn die Konzerne weiter so am Verbrenner, insbesondere am Diesel festhalten.
Jürgen Baumann meint
Bei mir mir kam die eMobilität am Tag. Um 11 Uhr gab ich den Verbrenner ab. Um 12 Uhr startete ich elektrisch. Man muss nicht auf die Nacht warten … :-)
Fritz! meint
„Dass die Autoindustrie die Umrüstungskosten übernimmt, „wage ich zu bezweifeln“, so Karpinski.“
Wie unverschämt ist das denn? Meine Kollegen wollen den Mist nicht bezahlen, den sie verbockt haben aus reiner Geldgier. Wenn die deutsche Autoindustrie komplett Verluste schreiben würde, könnte man ja ein wenig darüber nachdenken, denen finanziell zu helfen, aber bei den Gewinnen ist so eine Einstellung nur noch unverschämt!
Matthias meint
in Österreich darf jetzt auch eine Sammelklage gegen VW eingebracht werden. wow, geschehen ja doch noch Wunder und Zeichen. :-)
Andy meint
Wieder so ein Experte, der keine Ahnung hat:
Lieber Herr Karpinski, die Leute sind nicht verunsichert sondern haben sich schon entschieden, Sie haben es nur noch nicht gemerkt: Der Diesel ist erledigt und sobald mehr bezahlbare E-Autos auf dem Markt sind, geht es auch den Benzinern und Hybriden an den Kragen. Wer hier verunsichert ist, sind die mutlosen und innovationsfeindlichen Automobilhersteller. Ich wage mal die Prognose, ab 2020 ist der Boom da. Ich werde jedenfalls keine Verbrennergurke mehr kaufen. Lieber fahre ich meine Kiste jetzt noch 2 bis 3 Jahre und steige dann auf ein E-Auto um. Und so denken viele!
Sie Herr Karpinski hören sich sinngemäß so an, wie dereinst Kaiser Wilhelm. Zitat: Das Automobil ist eine vorübergehende Erscheinung. Ich setze weiterhin auf das Pferd….
Mann oh Mann….
150kW meint
„Ich wage mal die Prognose, ab 2020 ist der Boom da.“
Sicher. Ab da sinken ja auch die Grenzen der Flottenemissionen.
Mirko meint
„Davon abgesehen würden die heutigen Kabel dieser Belastung gar nicht standhalten können“
Also mein Kabel hält der Belastung des täglichen Ladens ohne weiteres Stand. Ich konnte in 1,5 Jahren da noch keine Probleme feststellen…
MiguelS NL meint
Die Unwahrheiten die in einem solchen Interview nach außen gebracht werden sind kennzeichnend für Öl- und Autoindustrie. Mir fällt immer wieder auf dass solche Aussagen möglichst über die Traditionelle Presse gemacht werden.
Es geht hier immer darum möglichst viele Leute zu verunsichern und zu tauschen, zu gunsten der Verbrennerindustrie bzw. den Aktionäre. Zum Beispiel um mit einer immer noch umweltschädliche Technik Gewinn zu machen und Zeit zu Gewinnen.
Ein auto fährt in Europa im Schnitt 30-40 km am Tag. Das kann mann locker mehrfach über eine standard Haushaltssteckdose (220V) laden, gelegentlich auch mit einem (vernünftigen) Verlängerungskabel.
Ich fahren seit mehr als 4 Jahren einen Tesla, seit dem 130.000 km gefahren. Davon 90% über eine Außenhaushaltssteckdose geladen, den Rest über Supercharger. Über die Haushaltssteckdose lassen sich in 3 Stunden 40 km Reichweite nachladen (zumindest bei einem Tesla). Das heisst wenn das auto 12 Std. vor der Tür steht, dann werden 160 km nachgeladen.
Mit Starkstromanschluss geht es noch schneller ist aber nur die wenigsten notwendig.
Es gib leider immer zu wenig Informationsquellen mit dem Privat- und Berufsleute richtig informiert.
Jürgen Baumann meint
+1
Frank meint
Das Kfz-Gewerbe wird es hart treffen und das schon bald. Kaum Fachkräfte für E-Mobilität, sinkende Umsätze bei Instandhaltung, Kostendruck durch notwendige Investitionen. Schon wenn eine neue Technologie absehbar ist, setzen massenhaft Überlegungen ein, ob Ausgaben in die alte Technik sich noch lohnen. Da wird bald an der Wartung gespart, da diese Kosten wegen sinkender Wiederverkaufswerte nicht mehr amortisiert werden können.
H2O3 meint
Die haben sich Jahre lang Dumm und Dämlich verdient. Jetzt ist halt damit Schluss!
Bei den Nachwuchssorgen ist das auch nicht weiter schlimm. Eine Bereinigung auf diesem Sektor ist schon lange überfällig!
MartinAusBerlin meint
Der Mann hat ja viel Vertrauen in die Deutsche Kabel-Industrie:
„Davon abgesehen würden die heutigen Kabel dieser Belastung gar nicht standhalten können“.
Was glaubt er, wie derzeit E-Autos geladen werden und wie Porsche die 350kW (oder 400kW?) bei seiner Schnellladestation erreicht? Von Spannung und Stromstärke hat er vermutlich keine Ahnung.
Redlin, Stefan meint
Wieder so ein letztes Aufbäumen. Bei mir kam die E-Mobilität über Nacht. Ich weiss es noch wie Heute. Bis zum 07.11.2013 war ich Verbrenner-Fahrer, ab 08.11.2013 dann nur noch E-Auto-Fahrer. So einfach geht das !
Daniel meint
Bei mir auch: über Nacht. Bis zum 22.2.2015 Verbrenner, am nächsten Tag nie mehr Verbrenner, sondern nur noch Elektroauto. Ganz einfach, über Nacht.
MiguelS NL meint
Bei mir auch, es ging ganz einfach. Ich habe vom Elektriker einen Außenhaushaltssteckdose machen lassen. Konten um die 100 Euro.
Jürgen Baumann meint
Passt auf mit den Haushaltsdosen – die sind für Haushaltsgeräte gemacht. Ein bisschen Professionalität darf schon sein …
Sepp meint
Lieber Jürgen!
Sehr unprofessionell, deine Aussage!
Klar heißen sie Haushaltssteckdose aber das definiert doch nur die Form und die Absicherung – verwenden kann man sie für alles, was in diesen Rahmen passt und man darf auch eine Kreissäge anstecken.
Redlin, Stefan meint
Hab mir vom Elektromeister eine 11 KW-Wallbox installieren lassen.
ulli0501 meint
Hallo zusammen,
was im Bericht nicht erwähnt wird Herr Karpinski ist 67 Jahre alt. Damit erübrigt sich schon jede Diskussion für mich. In wenigen Jahren ist er in Rente und damit Thema durch. Ähnlich wie diese Politiker und Lobbyisten in diesem Alter wird weder an die Zukunft der nächsten Generation gedacht oder an die Umwelt, sondern nur an die eigene Tasche.
Sorry aber für mich ist der Mensch unglaubwürdig.
H2O3 meint
Absolut richtig!
Der soll einfach in Rente gehen und die Klappe halten, als weiterhin diesen Unfug zu erzählen!
Sepp meint
Ich bin heuer 60 geworden und erlaube mir durchaus, an die Zukunft meiner Kinder zu denken. Herrn Karpinsky das abzusprechen, find ich gemein. Was denkt ihr, bei wie vielen dämlichen Jungspunden ich genau die selben Äußerungen höre. Klugheit ist kein Privileg des Alters aber leider auch nicht der Jugemd. Erfahrung find ich gut, schade nur, dass nicht jeder damit umgehen kann – Herr Karpinsky kanns halt nicht. Für Rassismus etc. gibts einen Namen für Herabwürdigung des Alters oder der Jugend keinen – ist aber nicht besser!!
Daniel meint
Nur peinlich, Herr Karpinski: Den Steuerzahler bemühen um eigene Fehler auszubügeln, an den Haaren herbeigezogene falsche Aussagen zur Ladeinfrastruktur und Stromversorgung, Drohungen mit Arbeitsplatzverlusten, die Elektroautos schlecht reden. Also wenn alle Vertreter der Kfz Branche so rückwärtsgewandt sind, dann gute Nacht. Ich würde an Ihrer Stelle das Ruder neuen und visionäreren Kräften überlassen. Ihre Zeit ist um.
Gerd meint
„…„Schließlich hängen an den Verbrennungsmotoren hunderttausende Arbeitsplätze bei Herstellern und Zulieferfirmen.“
Wann in der jüngsten Geschichte hat sich eine Technologie davon aufhalten lassen?
Hat Karpinski schon regisitriert, dass in Europa (!) bereits mehr Model S als MB S-Klasse oder BMW 7er neu zugelassen werden???
Es ist wirklich nur noch zum fremdschämen, was Politik, Lobbyisten und Automobilindustrie aus Deutschland machen!
Landmark M3 meint
„Autofahrer in ihrer Freiheit beschnitten werden, dass sie hohe Wertverluste erleiden“.
Nicht Autofahrer werden durch die Giftgase der Verbrenner Fahrzeuge geschädigt und deren Leben bedroht. Sie erleiden hohe Wertverluste, an Freiheit und Lebensqualität.
cui bono
Landmark M3 meint
der Nichtautofahrer …..
midget meint
Da kann man sich nur noch fremdschämen!
Nur weil sie unfähig sind E-Autos zu bauen sollen die Steuerzahler die Umrüstung der Dieselstinker bezahlen, an denen die Autoindustrie sich dumm und dämlich verdient hat…
henry86 meint
>>Die Zahl der 2017 in Deutschland zugelassenen Elektro- und Hybridautos bezeichnete er als „lachhaft wenig“. Der Grund für die schleppende Stromer-Nachfrage ist seiner Ansicht nach, dass es „keine Infrastruktur“ für das Aufladen gibt. „Davon abgesehen würden die heutigen Kabel dieser Belastung gar nicht standhalten können“, glaubt Karpinski.<<
Schon der zweite Beitrag, wo wieder der gleiche Unsinn verzapft wird. Hat das irgendwie Methode?
Es gibt keine "schleppende Stromernachfrage". Es gibt ein "schleppendes Angebot". Wer einen Stromer haben will, muss ein Jahr oder länger auf das Fahrzeug warten.
Das hat nix mit dem zugegebenermaßen unzureichendem Ladenetz zu tun, sondern damit, dass die Hersteller nicht wollen und eine Verweigerungshaltung gegenüber der E Mobilität an den Tag legen.
Düsentrieb meint
Hab ich eben erst noch gelesen.
3-400km sind m.E. durchaus eine akzeptable RW. Dazu kommt das BEV’s in der Anschaffung kaum noch teurer sind als Diesel. Mit den Jahren rechnet es sich aber ganz schnell, dazu braucht nicht erst die Dieselsubvention kippen. Das ist etwas was die Regierung jetzt hoffentlich angeht.
Und das mit dem ewigen Warten erst die Arbeitsplätze in Gefahr gebracht werden ist schon ausreichend dargelegt worden…
Düsentrieb meint
Hallo!
Fond? Warum sollte ich mit meinem Steuergeld dafür einstehen, dass die Automobilindustrie versucht mit Betrug die Grenzwerteinhaltung vorzutäuschen und es aus Kostengründen nicht realisiert. Die Bundesregierung hat damit jetzt nichts mehr zu tun. Es ist Sache der Gerichte dafür zu sorgen, dass nicht immer mehr Menschen krank werden, bloß weil die Automobilindustrie den Rachen nicht voll genug bekommt.
MartinAusBerlin meint
Wenn die Politik die Industrie nicht zwingen will, können sie ja ruhig einen Fond bilden, der durch eine Erhöhung der Diesel Steuer (oder Absenkung der Diesel-Subvention, wie auch immer man es nennen möchte) machen.
So gäbe es eine (wenn auch fadenscheinige Begründung (wir schützen Arbeitsplätze und belasten nicht die Industrie) und gleichzeitig werden die alten Autos sauberer (was viel wichtiger ist, als neue weniger schmutzige Diesel auf die Straße zu bringen.
Denn sind wir mal ehrlich. Glaubt hier jemand, dass einfach so der Diesel-Preis dem Benzin-Preis angeglichen wird?