Studenten der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) haben ein US-amerikanisches Elektroauto aus dem frühen 20. Jahrhundert fahrtüchtig gemacht – damals gehörten Fahrzeuge mit Elektromotor zum normalen Straßenbild. Der Stromer wurde von der 1941 aufgelösten „Detroit Electric Car Company“ hergestellt. Das Auto gehört einem privaten Sammler, der das historische Fahrzeug von zwei Studenten im Rahmen ihrer Abschlussarbeit instandsetzen ließ.
An der Mechanik wurde nichts geändert, da der Besitzer möglichst viel vom Originalzustand des Fahrzeugs bewahren wollte. Um einen Austausch der Batterie kamen die angehenden Elektroingenieure der FHNW nicht herum: Die zerstörten, ohnehin nicht mehr originalen Bleibatterien wurden durch zeitgemässe Lithium-Ionen-Batterien ersetzt. Die neue Akku-Technik machte den Einbau eines Managementsystems erforderlich, das den Ladestand und den Zustand der 72 Zellen überwacht. „Bei einem Fehler könnten die Batterien in Brand geraten“, so Student Marc Müller.
Angetrieben wird das E-Auto von Detroit Electric von einem vierpoligen Gleichstrom-Reihenschlussmotor mit einer Leistung von knapp 4,5 PS. Das sei angesichts der Geschwindigkeit von 25 bis maximal 35 km/h ausreichend, so Professor Dr. Felix Jenni, der das Studentenprojekt betreute. „Die meisten Leute denken, Elektroautos seien ein neues Phänomen“, merkte Jenni an, „aber um 1900 gab es mehr elektrisch betriebene Fahrzeuge als solche mit Verbrennungsmotor“. Der Professor ist überzeugt: „Der Verbrennungsmotor war ein 100-jähriger Umweg – die Zukunft gehört dem Elektroauto.“
Gesteuert wird der Detroit-Electric-Stromer nicht über ein Lenkrad, sondern über eine Stange, die man vorwärts stoßen oder rückwärts ziehen kann – vorwärts ist links, rückwärts rechts. Mit einem zweiten Hebel wird die Stufenschaltung bedient. Diese regelt den Antrieb über Serie- und Parallelschaltung der beiden Batterien. Mit den sechs Fahrstufen – eine rückwärts, fünf vorwärts – wird gleichzeitig die Kraft und damit die Geschwindigkeit reguliert. Ein Gaspedal ist nicht vorhanden.
Simon Maier meint
Interessantes Projekt, mich würde interessieren wie die Geschwindigkeiten gewählt werden können (Leistungselektronik gibt es dafür erst seit den 80er Jahren). Wahrscheinlich entweder über Widerstände oder sie greifen verschiedene Spannungen am Akku ab, das mit den Widerständen wurde bei den frühen E-Lokomotiven mit Gleichstrom gemacht.
Die Technik mit den Bleiakkus ist bei Gabelstaplern auch heute noch Stand der Technik, da hier das Gewicht sowiso als Kontergewicht benötigt wird. E-Stapler sind beliebt bei Getränkehändlern (sie sind ruckelfrei beim anfahren und sehr feinfühlig zu fahren) und überall wo Abgase nicht erwünscht oder erlaubt sind, z.B. in der Lebensmittelindustrie.
Priusfahrer meint
Ich wundere mich nur, daß es dieses Elektro-Fahrzeug überhaupt noch gibt.
Normalerweise wird dort alles eingestampft, was nicht entspricht. In Detroit
Stadt gab es sogar mal Oberleitungsbusse, die die Angestellten der
Auto-Hersteller in die Arbeit bringen sollte. Der Nachteil war nur, das diese
infrastrukturelle Maßnahme von den Autokonzernen finanziert wurde. Als
die Busse durch Individualverkehr nicht mehr rentabel waren, wurden alle
Fahrzeuge und Oberleitungen „verwertet“.
Jürgen Baumann meint
Cool. Gut gemacht!
Lewellyn meint
Oma Duck fährt auch einen Detroit Electric.
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