Umweltsenator Joachim Lohse will die Umrüstung der Bremer Busflotte von Diesel- auf Elektrofahrzeuge deutlich beschleunigen: Statt einem Viertel könnten bis Mitte des nächsten Jahrzehnts alle Busse der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) mit Elektroantrieb fahren, berichtet der Weser Kurier.
„Wenn alle Akteure ihre Hausaufgaben machen, dann könnte ab 2025 die BSAG auf E-Fahrzeuge umgestellt haben“, erklärte Lohse. Entscheidend sei, dass die Fahrzeugindustrie – insbesondere die deutsche – entsprechende Produkte anbiete. Aktuelle E-Bus-Modelle seien noch doppelt so teuer wie Dieselfahrzeuge, schafften aber nur die halbe Fahrleistung.
Der Umweltsenator wies darauf hin, dass Bremen das EU-Forschungsprogramms „Horizont 2020“ zu Elektrobussen leitet. In dem Projekt wird untersucht, wie Elektrobus-Konzepte technisch weiterentwickelt und auf die Straße gebracht werden können. Die Umweltbehörde hat dem Thema Fahrzeugantriebe und Infrastruktur in ihrem „Green-City-Masterplan“ ein eigenes Arbeitspaket gewidmet. „Hiermit wird eine Voraussetzung für den Zugang zu Förderprogrammen des Bundes erfüllt“, so Lohse.
Christoph meint
In Bremen fuhren schon 2010 Mercedes Hybridbusse herum. Die waren toll.
Hatten zwar noch einen Motor, aber immerhin. Und die gibt es seit Jahren nicht mehr.
Alles alte Diesel hier in Bremen.
Ich glaube dem Lohse kein Wort. Alles Gelaber. Genau wie der Fahrradschnellweg von Bremen Nord nach Sebaldsbrück.
Das wird in Jahrtausenden nix.
Martin meint
Über diese Meldung habe ich mich richtig geärgert! Das ist leider nicht mehr als reine PR des Bremer Umweltsenators. Joachim Lohse (Die Grünen) hat sich erst kürzlich öffentlich in der gleichen Zeitung deutlich gegen die Elektromobilität positioniert. So wolle er ganz bewusst keinen Masterplan Elektomobilität für die Hansestadt. Das solle der „Markt“ alleine regeln. Außerdem wären ja auch E-Autos nicht umweltfreundlich, wegen des Energiemixes und dem Feinstaub der Bremsen usw. Da scheint der Senator sich eher halbherzig eine Meinung gebildet zu haben.
Die Bremer Politik, allen voran Senator Lohse, möchte keine E-Mobilität fördern. Bremen gehörte bis vor kurzem zu den 10 größten Städten in Deutschland – andere Großstädte sind mal wieder viel weiter als Bremen. Das ist ein Armutszeugnis, aber es spiegelt den Spirit der Bremer Grünen sehr gut wieder: Da ist viel 68er-Verbohrtheit und Starrsinngkeit im Spiel. Sie fahren Fahrrad und lieben ihre alten Dieselfahrzeuge – gerne verziert mit Antiatomkraftaufklebern. Aber Bremen ist weit weg von einer Ökostadt – Bremen ist eine Industrie- und Logistikstadt mit sehr hohem Verkehrsaufkommen.
Mercedes ist nach der Stadtverwaltung der größte Arbeitgeber in Bremen. Warum will der Senator warten, bis Mercedes E-Busse anbietet? Bremens Polizei hat schon vor Jahren auf VW umgestellt. Mercedes fand das nicht nett als wichtiger Arbeitgeber. Bremens Busse kommen seit Jahren aus Polen. Warum können Bremens E-Busse also nicht aus China kommen? Im Bremer Mercedes Werk wird bald ein E-Auto produziert und Borgward (auch aus China) plant eine E-Automontage in Bremen. Die Bremer Politik hätte das gemeinsam mit der Industrie zum Anlass nehmen können, die Stadt mit guten Ideen für die Zukunft als Elektomobilitätsmetropole zu positionieren. Das hätte dem Image der Stadt gut getan.
Wenn man Bremens Nachbarstädte betrachtet, sieht man, was Politik dort geschafft hat: In Hamburg ist Elektromobilität allgegenwärtig – überall sind Ladestationen. Das viel kleinere Oldenburg ist auch deutlich besser aufgestellt als Bremen. Für die Stadt Bremen bleibt zu hoffen, dass der Energieversorger EWE (mit seiner Bremer Tochter SWB) weiter investiert. Von der Bremer Politik ist da leider wirklich überhaupt gar nichts zu erwarten. Ein Trauerspiel. Hoffentlich wird Bremens Luft noch ein kleines bisschen schlechter – es fehlt nicht mehr viel, dann sind die Feinstaubgrenzwerte auch zu hoch und die Deutsche Umwelthilfe könnte über eine Klage Druck ausüben auf die Bremer Politik. Denn wenn das Klientel der Bremer Grünen nicht mehr ihre Weinkisten mit dem Diesel einkaufen kann, dann tut sich vielleicht doch was. Bremens einziger echter Carsharinganbieter hat übrigens zu 95% Dieselfahrzeuge in der Flotte – aber es gibt immerhin ein paar wenige E-Autos zum Vorzeigen – aus PR-Gründen.
Leonardo meint
Bremen erhält pro Einwohner ca. 1000,-€ aus dem Länderfinanzausgleich.
Eigentlich sollten Bayern, Baden-Würtemberg und Hessen, also die Länder die es sich leisten können so etwas machen.
Fotolaborbär meint
Da die TCO niedriger sind werden immer die anfangen die genauer rechnen müssen.
Andreas meint
Liest sich erstmal gut – nur fehlt mir der Glauben das es in Bremen umgesetzt wird. Die Ladeinfrastruktur für PKW ist in Bremen wohl eine der schlechtesten bundesweit.
Ladesäulen nur vom „Stadteigenen“ Versorger und auch nur mit gebührenpflichtiger Karte.
Keine öffentlichen Ladesäulen- geschweige denn extra Parkplätze.
Einige vorhandene Ladesäulen wurden zurückgebaut!
Öffentliches Bekenntnis das man daran nichts ändern wird da man ja eigentlich gar keine Autos in der City will. Für Fahrräder wurde aber seit Jahren auch zu wenig getan.
……usw.
Priusfahrer meint
Wenden Sie sich doch an die meistgelesene Zeitungs-Redaktion vor Ort und
bringen Sie diese Eckpunkte persönlich oder zumindest telefonisch und per
email an die Zuständigen. Die haben für solche Zustände bestimmt ein offenes
Ohr. Alle anderen Kommunen werden nähmlich (von Berlin gesteuert) gerade aufgerüstet.
Jonatan meint
Kleines Experiment: mit guten noise cancelling Kopfhörern Bus fahren.
Das bringt Vorfreude auf das was hoffentlich bald kommt.
Daniel meint
„Entscheidend sei, dass die Fahrzeugindustrie – insbesondere die deutsche – entsprechende Produkte anbiete“
Warum deutsche? BYD bietet doch jetzt schon solche Busse?
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Klar, aber in Bremen hat Mercedes ein großes PKW-Werk, also müssen die Busse aus dem Mercedes-Werk Mannheim kommen. Aber in deren Showroom gibt es nichts elektrisches; also muss man bis es dann mal soweit ist, Sprüche klopfen.
Jörg meint
Auf Grund des Auftragsvolumens muss die Kommune wohl das Ganze europaweit ausschreiben. Wenn sie das jetzt machen würde, würden die deutschen Hersteller nichts anbieten können.
Die Kommunen müssen warten, bis die Deutschen auch was liefern können um dann die Ausschreibungskriterien zielgenau auf diese abzustimmen.
Auch ein Kommunalpolitiker braucht mal ne Anschlussverwendung.
Die auf Bundesebene machen da ja vor wie es geht.
BR meint
Alle Achtung für den Mut von Bremen für die schnelle Umrüstung. Ich hoffe, daß das Druck auf andere Städte ausübt, auch schneller voranzukommen. Die allermeisten anderen Städte in Deutschland sind viel zaghafter.