Das internationale Startup Byton gehört zu den vielversprechendsten neuen Elektroautobauern. Für das auf elektrische, autonome und vernetzte Technik mit hoher Leistung zum guten Preis-Leistungs-Verhältnis setzende Konzept sind maßgeblich deutsche Automanager verantwortlich. Im Gespräch mit dem ADAC hat sich Firmenchef Carsten Breitfeld ausführlich zu den Plänen von Byton geäußert.
Breitfeld war über 20 Jahre bei BMW tätig, in dieser Zeit verantwortete er unter anderem den Bau des teilelektrischen Sportwagen i8. Mit Byton will er nun einen neuen „Global Player“ der Automobilindustrie aufbauen. Die Mittel für das ehrgeizige Vorhaben stammen aktuell noch exklusiv aus China, Breitfeld ist sich aber sicher: „Wir werden zunehmend auch Kapital aus anderen Gegenden der Welt bekommen.“
Der Branchenveteran betonte, dass es „keine triviale Geschichte“ sei, ein Auto zu entwickeln und in hoher Qualität in die Massenproduktion zu bringen. Um „die Exzellenz, die die deutsche Premium-Automobilindustrie entwickelt hat, zu übernehmen“, unterhalte Byton einen Standort in München, der das Design und das Fahrzeugkonzept umfasst. Um autonomes Fahren und ein neues User-Interface kümmern sich Mitarbeiter im US-Tech-Mekka Silicon Valley.
„Um im Markt wettbewerbsfähig zu sein, muss man in China produzieren“, sagte Breitfeld. Als Einstiegspreis für das erste Modell des Herstellers, ein SUV-Crossover mit über 500 Kilometern Reichweite, werden „etwa 38.000 Euro“ anvisiert. Der 2019 kommende Stromer wird in zwei Ausführungen angeboten: Mit Heckmotor und 200 kW (272 PS) Leistung sowie als Allrader mit jeweils einer E-Maschine vorne und hinten mit zusammen 350 kW (476 PS) Leistung.
„Nennenswerte Anzahl“ von BMW-Leuten
Laut Breitfeld arbeitet mittlerweile „eine nennenswerte Anzahl von richtig guten ehemaligen BMW-Leuten“ bei Byton. Viele seien von sich aus auf das Startup zugekommen, Geld dabei nicht das entscheidende Kriterium gewesen. Breitfeld betonte: „Nur wenn wir erfolgreich sind, unser Produkt in den Markt bringen und einen Börsengang schaffen, werden die Mitarbeiter aufgrund ihrer erhaltenen Aktienpakete einen finanziellen Vorteil davon haben.“
Breitfeld ist zuversichtlich, von Beginn an hohe Qualität bieten zu können. „Ob Sie ein Produkt im Volumen in Qualität bauen können, das legen Sie schon im Design fest“, erklärte der Autoexperte. Als Beispiel nannte er die spektakulären, aber komplexen „Falcon-Wing“-Türen des Tesla-SUV Model X. „Mit keinem Prozess dieser Welt könnten sie jemals so etwas in Qualität bauen“, sagte Breitfeld.
Anders als Tesla setzt Byton vor allem auf Teile von Zulieferern, etwa Standardfahrwerke, Elektromotoren von Bosch und Batteriezellen aus China. Auch im Innenraum arbeitet das Unternehmen mit „einem großen Lieferanten“ zusammen. Als seine Kernkompetenz sieht Byton „die Connectivity und die digitale User Experience“. Das erste Elektroauto des Herstellers sei „wesentlich mehr als ein nur fahrfähiges Auto. Es hat ein völlig neues Interieur und Bedienkonzept“, kündigte Breitfeld an. „Das ist, was wir anders machen.“
Dienstleistungen statt Kaufpreis im Fokus
Das Geschäftskonzept von Byton sieht vor, vor allem mit Dienstleistungen Geld zu verdienen. „Wir betrachten das Fahrzeug deshalb als Plattform, über die wir unseren Kunden Inhalte und Services verkaufen, was immer die Kunden wollen“, so Breitfeld. Auch „Shared Mobility“ stehe im Fokus. Byton wolle „nicht mehr nur Hardware verkaufen, sondern basierend auf Flotten Mobilität anbieten“. Der Verkaufspreis des Autos sei nicht das entscheidende Kriterium für den Unternehmenserfolg.
Byton will seinen Kunden auch Ladelösungen für zuhause anbieten und installieren. Investitionen in eine eigene öffentliche Ladeinfrastruktur sind nicht geplant. Breitfeld deutete an, dass es hier Kooperationen mit anderen Herstellern geben könnte. „Wir wollen unseren Kunden natürlich eine Karte in die Hand geben können, mit der sie überall laden können. Da sind wir im Gespräch, auch mit Tesla.“
Paul meint
Byton sollte im Vertrieb mal ganz neue Wege gehen um dieses Auto massentauglich zu machen und sich sofort jeder der ein altes Auto fährt leisten kann. Es sollte in Form einer Mietpauschale angeboten werden. Da die E-Autos inkl. Batterien viel länger halten, stabiler und wartungsärmer sind könnte man hier mit 20 Jahren kalkulieren, sodass ein solches Auto mit monatlich unter 200 E weggeht inkl der Jahresinspektion exkl. minimaler Verschleissteile. Da ja darin und im billigeren Fahrpreis die Win-Win-Situation liegt, sollte die Umstellung jedem möglich werden. Dann hätte man sofort ein neues Autogefühl auf den Strassen und ein Anfang wäre getan. Weiterentwicklung in Software können dann je nach Wunsch dazugekauft werden.
Anderer Blickwinkel meint
Glaubst du wirklich irgendein Anbieter oder Hersteller würde so ein Premium- und Prestigeprodukt (sowohl von der Motorisierung, Ausstattung etc.) zu so einem so marktunüblichen Preis VERRAMSCHEN?!
Wenn ja, dann weißt du wohl nicht, wie Kapitalsimus funktioniert!
Schau dir doch mal an, was für Wagen (Ausstattungsbereinigt) du aktuell für einen Kurs von 200€ in der Miete (nicht im Leasing (mit Anzahlung und Restwertablöse)) bekommst!
Völlig egal, wie günstig dieser Wagen in Fernost produziert werden kann, keiner wird dir so ein Gefährt für einen solchen Kurs überlassen. Warum auch, weder Hersteller noch Händler haben ein überaus großes Interesse daran das du ihnen möglichst wenig Geld zahlst.
sagrantino meint
Endlich ein Fahrzeug ohne die abstehenden Ohren der Außenspiegel! Das ist überfällig.
Rainer Zufall meint
Wird es ersetzt durch ein radargestütztes System welches Fahrzeuge in 100 und in 0,5m entfernung erkennt und auf einem Bildschirm darstellt oder mit Farbbildschirm und Kamera. Zweiteres halte ich für falsch, da es nicht ansatzweise leisten kann was das menschliche Auge leistet, ersteres wird schon im Rennsport eingesetzt, allerdings auch nur für den Nahbereich. In einer Welt in welcher alle 120 kmh fahren braucht man am hinteren Horizont nichts erkennen, auf unserer Autobahn aber schon.
Schon bei 80km/h Unterschied muss man 100m nach hinten sehen zu können um innerhalb von 5 Sekunden beobachten und entscheiden zu können ob man jetzt raus fährt oder nicht. Das kannst mit Kamera und Monitor vergessen. Aber diese deltas sind nun mal die Realität in der wir leben, noch, bis auch diese Freiheit wir uns selbst nehmen.
Anonym meint
Ich glaube es ist (zumindest in Deutschland) auch gar nicht zulässig ein Auto auf die Straße zu bringen, welches keine Seiten- bzw. Rückspiegel hat. Gibt glaube ich irgendwo einen Passus in der Zulassungsverordnung und/oder sogar beim TÜV.
Gibt ja auch nicht wenige Motorradfahrer die mit ihren winzigen „Zahnarztspiegeln“ unterwegs sind, in denen man zwar so gut wie gar nichts erkennt, die aber nur da sind, weil sie (Spiegel) da sein müssen. Ob man was drin sieht oder erkennt ist eher weniger von Belangen.
Denke daher werden solche Ausführungen auch immer nur in den „Konzepten“ und „Studien“ auftauchen. In der Serienfertigung sieht es dann alles wieder anders aus.
Porsche 911 meint
Eigentlich schon wenn man bedenkt wie viele Menschen die Außenspiegel überhaupt nutzen…
Ist aber schwierig es zu ersetzen, die Sicht muss ja gewährleistet werden und wo kann ich die Monitore anbringen die mir zeigen was passiert, dass es a) niemanden stört und b) in Sekundenbruchteilen wahrnehmbar ist?
Franky meint
Konnte bisher noch kein einziges Serienauto ohne Seitenspiegeln entdecken.
Bei sehr vielen Konzepten Studien, Vorstellungen, (Tesla MX, Tesla Semi, Tesla Roadster 2020, BMW iNext, Byton, Porsche MissionE, alle VW ID-Modelle, Daimler EQ, usw. ) sind durchwegs keine normalen Seitenspiegeln vorhanden, in der Serie sind sie dann auf einmal da. Hat sicher was mit den Zulassungsgesetzen zu tun. Würde dem cw-Wert ein bisschen dienlich sein, gleich wie man die Scheibenwischerblätter unter der Motorhaube verstecken könnte, machen aber nicht viele Hersteller.
150kW meint
VW XL1 hat keine Außenspiegel und Straßenzulassung.
Michael S. meint
Beim XL1 gab es eine Ausnahmegenehmigung für die Kleinserie, da diese bisher nicht zulässig waren. Durch diese Ausnahmegenehmigung müssen sich derzeit die Behörden beschäftigen, inwieweit derartige Systeme in Zukunft zulassungsfähig sind.
Thomas R. meint
Das größte Problem für Byton wird die Schnellladeinfrastruktur sein.
„Wir wollen unseren Kunden natürlich eine Karte in die Hand geben können, mit der sie überall laden können. Da sind wir im Gespräch, auch mit Tesla.“
Wenn man sich wirklich mit Tesla einigen kann rollt hier eine gigantische Welle auf uns zu.
Rainer Zufall meint
Wegen einem Pressebericht? Wegen den Absprachen mit einem anderen Startup? Eine gigantische Welle?
Also ich sehe ein Startup und das soll mal machen. Ist auch gut so erstmal.
Von der Idee deutsches KnowHow (Achtung jetzt legen sie gleich wieder los) nach China zu verkaufen und von vornerein des kompletten wertschöpfenden Prozess dort hin zu verlegen weist allerdings nur auf ein Primärziel (Gewinnmaximierung) und einen Nachteil (fast keine Arbeitsplätze in Deutschland) hin. Das wird hier natürlich auf einmal gut geheisen, ist ja ein Elektrofahrzeug. Schön wie sich die Leute hier freuen über den Niedergang einer kompletten Industrie (wenn er denn eintreten würde). Solche Leute braucht man im Lande!
Thomas R. meint
Wo habe ich geschrieben, dass ich mich freue?
Thomas R. meint
Übrigens.
Das Stichwort für uns alle dürfte
„Made in China 2025“ sein.
Peter W. meint
Es ist noch nie gelungen ein Massenprodukt dauerhaft in einem Industrieland mit hohen Löhnen zu produzieren. Von den PV-Modulen über den Küchenmixer bis zum Fernseher kommt mitlerweile alles aus Billiglohnländern.
Das Auto mit seinem hochkomplexen Verbrennungsmotor ist bis Heute die Königsdisziplin in der Massenproduktion. Das ändert sich mit dem E-Motor drastisch, und deshalb ist das Ende der deutschen Autoproduktion abzusehen. Daimler, BMW usw. werden weiterhin Luxusautos bauen und verkaufen können, aber der Massenmarkt wird wahrscheinlich nicht mehr aus Deutschland oder Frankreich bedient werden. Volvo baut jetzt schon alle PKW in China, und kaum einer hat’s gemerkt.
Nichts ist so beständig wie der Wandel.
Thomas R. meint
Dein Kommentar wird noch erhellender wenn man bedenkt, dass hinter byton FOXCONN und TENCENT stecken..
Guter Beitrag.
Rainer Zufall meint
Ist es dann so verwerflich wenn man als europäischer Arbeitgeber versucht alternativen zu finden bei denen Wertschöpfungsketten nicht in das Ausland wandern?! VW und Co hat das Thema alternative Antriebe und Energiespeicher absolut verpennt, keine Frage, war auch schwer mit so einem vorgehen wie dem Tesla zu rechnen (geschweige dem fast unlogischem Erfolg), aber wenn sie nun versuchen die Arbeit hier im Lande zu halten, gegebenenfalls mit alternativen Konzepten, gehen hier die Buh-Rufe schon los, bzwm man wünscht der Industrie den Niedergang. Ist hier auf der Webpage dutzendfach zu lesen.
Thomas R. meint
Natürlich nicht. Das sollte im Sinne aller sein Arbeitsplätze im Land zu halten und das ist es wohl auch bei der großen Mehrheit.
Andererseits möchte ich als Kunde so wenig wie nötig(!) für Mobilität ausgeben müssen bzw. besser gesagt die Entscheidung haben zwischen viel weniger ausgeben als jetzt oder nicht.
Diese Entscheidung werde ich als Kunde haben (elektrisch, autonom und ggf. chinesisch). Ob ich das dann so mache weiß ich noch nicht. Ein Fahrzeug wird sicher amerikanisch (so denn es mal geliefert werden sollte…).
Es ist wie in der Landwirtschaft. Früher haben hunderte Leute einen Acker bearbeitet; heute macht es eine (der fährt Traktor).
Bedeutet es ist schlicht der Lauf der Dinge. Das hat auch nichts, zumindest in meinem Fall, mit boshaft oder nicht zu tun.
Thomas R. meint
38.000 Euro inkl. Steuern
Wenn man den Preis wirklich so schafft haben „wir“ ein großes Problem!
Ich höre schon den Scheuer um Zölle betteln. Das wird aber nicht klappen weil China größter Absatzmarkt ist…
Zwei Jahre haben wir wohl noch.
Swissli meint
Byton scheint vieles richtig zu machen (bewährte Standartkomponenten verbauen, Design/Konzept München, Produktion in China usw.)
Bleibt zu hoffen, dass sie bei der Umsetzung dran bleiben und wirklich ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis abliefern können.