Um das Startup Lucid Motors ist es zuletzt etwas ruhig geworden, der US-Elektroautobauer arbeitet aber weiter intensiv an seinem ersten Modell – dem Lucid Air. In einem ausführlichen Interview hat Technikchef Peter Rawlinson – zuvor unter anderem für Jaguar und Lotus tätig sowie verantwortlich für Teslas populäre E-Limousine Model S – diverse Details zu Lucids Erstlingswerk verraten.
Lucid setzt beim Air auf hohe Leistung, große Reichweite und Schnellladung. In den dafür erforderlichen Batterien werden vorrangig zylindrische Batteriezellen von Samsung SDI verbaut, kleinere Mengen sollen zudem von LG Chem bezogen werden. Die Größe und Form der Zellen entspricht dem Industriestandard, die Zellchemie ist laut Rawlinson aber der der Konkurrenz überlegen. Die Akkus von Lucid sollen daher auch bei wiederholtem Schnellladen nicht übermäßig schnell an Leistung verlieren.
„Wir haben ein Jahrzehnt Erfahrung mit Batterien“
Für eine möglichst lange Lebenszeit seiner Batterien hat Lucid eine eigene Wasser-Glycol-Kühllösung entwickelt. Dazu Rawlinson: „Ich glaube, das ist wirklich zentral für unsere Batterie-Technologie. Wir haben vor 10 Jahren als Batterie-Technologie-Unternehmen begonnen. Wir haben ein Jahrzehnt Erfahrung in diesem Bereich und mit unseren Batteriepaketen in der Praxis mittlerweile um die 20 Millionen Meilen angesammelt.“
„Wir können eine außerordentliche Paketdichte von Zellen umsetzen, und ich glaube, dass unsere Pakete außerordentlich sicher sind. Ich glaube, sie sind wesentlich sicherer als bei der direkten Konkurrenz und das hat viel damit zu tun, wie wir unser Kühlsystem designt haben“, so Rawlinson weiter. Da Lucid seine Batterie komplett selbst entwickelt, besitze das Unternehmen heute eine „Fülle an Patenten“.
Auch seine Elektro-Motoren entwickelt Lucid selbst. Für die auf der Hinterachse montierten Maschinen – Allradversionen erhalten einen zusätzlichen Motor auf der Vorderachse – verspricht Rawlinson eine „außerordentliche Effizienz“.
“Unsere Leistung ist schockierend besser“
Lucids Technikchef ist überzeugt, dass nur in Eigenentwicklung entstandene Bauteile ein optimales Ergebnis bringen. „Wenn man die Technologie unserer Batterie, unseres Motors, unseres Inverters, selbst unseres Getriebes betrachtet, kann man diesen Technologiegrad nicht von der Stange kaufen. Es gibt ihn einfach nicht“, sagte Rawlinson. „Wir haben Vergleiche mit direkten Wettbewerben durchgeführt, und unsere Leistung ist schockierend besser.“
Wer seine Elektroauto-Technik nicht selbst entwickelt, strebt laut Rawlinson „Mittelmäßigkeit“ an. Neben der optimalen Leistung der einzelnen Komponenten sei auch deren harmonisches Zusammenspiel enorm wichtig. „Wenn wir von der Stange kaufen, dann ist das eine todsichere Methode, einen Frankenstein zu erschaffen – das ist die beste Analogie, die ich machen kann.“ Rawlinson unterstrich, „nicht das Rad neu erfinden zu wollen“, neben den Batteriezellen beziehe Lucid daher auch andere Komponenten von Zulieferern – etwa die Computerchips für die Inverter, Kupferdraht oder Edelstahlbleche für die Motoren.
Lucid Air: Kompakt, geräumig und dynamisch
Rawlinson äußerte sich auch zum Design des Lucid Air. Die Limousine sei trotz ihres selbstbewussten Auftritts kürzer und schmaler als ein Tesla Model S, biete im Inneren aber den Raum einer Mercedes S-Klasse in der Langversion. „Ein kompakteres Auto lässt sich besser fahren“, erklärte Rawlinson. „Wir hatten eine Mercedes S-Klasse als Vergleichsauto, es ist ein fantastisches Ingenieurprodukt, aber es ist kein Auto, das sich wirklich angenehm fahren lässt – es ist dafür einfach zu groß.
Rawlinson betonte, dass Lucid keine „Lösungen für Probleme anbietet, die es nicht gibt“. Er ist überzeugt, dass sein Unternehmen einen „sehr direkten und konkreten Wert“ auf die Straße bringt. Lucid biete „Komfort und Beinfreiheit auf eine sehr pragmatische und wertige Weise, die man schätzen und jede im Auto gefahrene Meile genießen kann“.
Im Anschluss an den „in etwa 24 Monaten“ in Produktion gehenden Technologieträger Air plant Lucid auch Elektroautos für den Massenmarkt. Rawlinson geht davon aus, dass ab 2020 die Kosten für Batterien auf Zellebene bei „magischen“ 100 Dollar pro kWh liegen werden. In welcher Form Lucid dies für einen Volumen-Stromer nutzen wird, verriet er noch nicht.
Strauss meint
Sicher OK , dass auch in der Oberklasse noch einer mehr mitmischen will.
Ob die noch Platz finden bei dem geringen Markt wird sich zeigen.
Besser wäre mehr Wettbewerb in der Tesla 3 Klasse. Dann kämen die mit den Preisen runter. Aber Hut ab, Tesla hat ja auch selbst das beste Ladenetz aufgebaut. Der Massenmarkt wird wohl künftig von Start up Unternehmen und den bekannten Autozulieferer dominiert werden.
Porsche 911 meint
Die S-Klasse lässt sich nicht angenehm fahren weil sie zu groß ist…
Kleiner Tipp: Wenn man mit einem Auto nicht umgehen kann, sollte man das Problem eher hinter dem Lenkrad suchen als in der Länge/Radstand.
alex meint
Bevor man große töne spuckt, sollte man selber was handfestes liefern.
Die ganzen Ankündigungen sind nur noch zum gähnen…
Peter W. meint
Mittelmaß ist aber das, was benötigt wird um einen Stromer-Massenmarkt aufzubauen. Für unsere Umwelt wäre es besser, wenn ein paar tausend Luxusverbrenner und millionen E-Autos herumfahren. Umgekehrt bringt das nichts.
Stocki meint
Beat Tesla! Kann man das ernst nehmen oder schickt sich da nur ein weiterer Hersteller an Ankündigungsweltmeister zu werden?
Florian meint
Wenn das so leicht zu sagen wäre…..