Ein stärkerer Fokus auf Frauen bei der Vermarktung von Elektroautos könnte die Verbreitung der alternativen Antriebsart deutlich beschleunigen. Das haben Forscher der englischen Universität Sussex und der dänischen Hochschule Aarhus im Rahmen einer aktuellen Studie herausgefunden. Gut ausgebildete weibliche Autokäufer seien eine potentiell lukrative, da bisher kaum erschlossene Zielgruppe, so die Wissenschaftler. Ihre Auswertung habe ergeben, dass Frauen ein größeres Bewusstsein für Umweltthemen und Kraftstoffeffizienz an den Tag legen.
Die Forscher raten auch, kürzlich in Rente gegangene Menschen in den Fokus der Elektroauto-Werbung zu stellen. Pensionäre hätten als Gruppe zwar kein erhöhtes Interesse an umweltfreundlichen Fahrzeugen, seien aber vergleichsweise häufig Autobesitzer mit kurzen Fahrstrecken, hohem Budget für den Pkw-Kauf und weniger interessiert an Design – Charakteristiken, die sie „zum idealen Elektroauto-Besitzer“ machen würden.
„Die Entscheidungen, die die Leute bezüglich der von ihnen genutzten oder erworbenen Transportart machen, können über das wirtschaftliche Eigeninteresse und Logik hinausgehen. Sie können durch eine Reihe verschiedener Faktoren wie Geschlecht, Ausbildung, Beruf, Alter und Familiengröße beeinflusst sein“, so Studienleiter Benjamin Sovacool von der Universität Sussex. „Je früher Elektroauto-Hersteller und politische Entscheidungsträger verstehen, wie diese Faktoren die Entscheidungen hinsichtlich der Transportart beeinflussen, desto schneller werden die Leute zu nachhaltigeren Transportmethoden wechseln.“
Die Wissenschaflter fanden in ihrer Untersuchung heraus, dass Frauen beim Autokauf eine einfache Nutzung, die Sicherheit und Betriebskosten sowie den Umweltfaktor im Blick haben. Männer interessierten sich dagegen vor allem für die Geschwindigkeit und Beschleunigung sowie Design und „Style“. Männer, speziell im Alter zwischen 30 und 45 Jahren mit höherer Ausbildung im gemeinnützigen Sektor oder aus der akademischen Welt, haben der Studie nach eine mehr als doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit ein Elektroauto zu besitzen als Frauen oder Rentner. Der hauptsächliche Kaufgrund sei dabei nicht die Umweltfreundlichkeit, sondern die Beschleunigung und der Komfort.
Allgemein leiden Elektroautos laut den Forschern an einem Imageproblem. So würden etwa Familien weiter große, herkömmlich angetriebene Fahrzeuge bevorzugen, die für Wohlstand und Status stehen.
„Wenn die Autofahrer der Welt zugunsten etwas Umweltfreundlicherem auf Benzin- oder Dieselfahrzeuge verzichten sollen, dann ist eine nuanciertere Herangehensweise als bisher nötig“, sagt Sovacool. „Ein schneller und umfassender Umschwung auf Elektromobilität erfordert eine Kombination technologischer, regulatorischer, institutioneller, ökonomischer, kultureller und verhaltensbezogener Änderungen, die zusammen das soziotechnische System umformen, das die Energie oder unsere Mobilitätsdienste liefert.“
Dietrich Gottstein meint
Nur konzentrierte und koordinierte Anstrengungen und ein offenes, vertrauenförderndes Marketing auch der Ideen (auch + vor allem der politischen) können die Stagnation lösen helfen. Zu Ideen: warum gibt es nicht schon seit Jahren das E-Pendlerauto? Mein Sohn hatte schon vor zig Jahren so eins, Prototyp, Reichweite 80Km und Hilfsaggregat mit Notkanister. Und die staatliche Förderung von privaten Ladestationen mit Zahlautomat und die passende Such-APP? Und die ‚Hermesbürgschaft‘ für die Anschaffung der Kutsche (für die wenig betuchten Rentner(paare) und Frauen? Und wenn es denn kommt, auch mit der mitreißenden Werbung, doch nicht nach Art der Hidden Persuaders (a la Vance Packard). Es müsste ein geschlossenes Selbstläuferprojekt werden wie seinerzeit das Erneuerbare Energiengesetz von je einem SPDler und GRÜNEN: unser bester Exportartikel ever.
ABER: Nicht mit unserer Autoindustrie – haltet die JA fern! Mittelständische Genossenschaft wäre was.
Leotronik meint
Das schwachsinnige Marketinggeschwafel macht mich eher wütend und bringt mich negativ eingestellt zu einem Produkt. Egal ob Auto oder Waschmittel. Je mehr Werbung für etwas desto weniger mein Kaufwille. Ich möchte nicht für dumm verkauft werden.
alupo meint
Die effizienteste Werbung war schon immer die Werbung, die man erst gar nicht bewußt wahrnimmt.
Nach dem Kauf denkt man dann, man wäre von ganz alleine auf die glorreiche Kaufidee gekommen.
Danach noch ein paar Maßnahmen des Herstellers um kognitive Dissonanzen zu unterdrücken hilft, die subjektive Zufriedenheit mit der eigenen Entscheidung zu vergrößern.
Aber ich schalte Werbung, wenn sie mir bewußt wurde, auch immer aus. Aber dann ist sie mir schon bewußt geworden und ist bei mir meistens negativ besetzt, wie z.B. das nervige Müsli von S…bacher.
icke meint
Da könnte ein Schub aus Brüssel schon sehr wirksam sein.
Das konventionelle Autofahren muss ja nicht noch teurer gemacht werden.
Wenn die Klimaziele erreicht werden sollen, müssen Wege gefunden werden.
Als wirksam ist sicher folgender
Lösungsansatz : 10 Jahre mit sauberen Strom fahren wird zu 75% gefördert.
Fertig, Aus.
Das wirkt.
nilsbär meint
‚Ein stärkerer Fokus auf Frauen bei der Vermarktung von Elektroautos könnte die Verbreitung der alternativen Antriebsart deutlich beschleunigen.‘
Grundsätzlich Zustimmung, nur: Es gibt praktisch kein Marketing für E-Autos. Im Gegenteil, es gibt jede Menge Schmutzkampagnen: CO2 bei der Akkuherstellung, Kinderarbeit für Kobalt, Atomkraftwerke für E-Auto-Strom. Aber von den riesigen Schweinereien der Ölindustrie wird geschwiegen: Alberta-Ölsande, USA-Fracking, Nigerdelta-Shell, Tankerreinigung auf See usw.
Und es gibt auch praktisch nur wenige E-Autos zu kaufen (lange Lieferzeiten). Der Grund für die schleppenden Fortschritte der E-Mobilität ist nicht das geringe Interesse, sondern die versteckten Bremsmanöver der Auto- und Erdölindustrie.
icke meint
So isses.
Daniel meint
@Allgemein: Volle Zustimmung.
„Allgemein leiden Elektroautos laut den Forschern unter einem Imageproblem. So würden etwa Familien weiter große, herkömmlich angetriebene Fahrzeuge bevorzugen, die für Wohlstand und Status stehen.“
Was sind das für Wissenschaftler, die so einen Müll veröffentlichen. Lassen wir mal Tesla wegen der hohen Preise außen vor. Welches E-Auto sollte man sich den als Familie kaufen? Viele Familien müssen mit dem Auto in Urlaub fahren, weil Bahn und Flieger zu teuer sind. Ja es gibt eine Menge Stromer, die 4 Personen sehr bequem aufnehmen können, aber keines hat einen Kofferraum, der das Urlaubsgepäck eines 4-Personen-Haushaltes aufnehmen könnte, bei vielen reicht es nicht mal für den Wocheneinkauf. Da bliebe nur der Nissan eNV, der aber eine erbärmliche Reichweite besitzt, die eine Urlaubsfahrt zu Fiasko werden lässt. Wo bleibt der Kombi (Golf- oder Astragröße) oder Minivan (Zafira) mit 65 kWh Akku, Schnellladung mit 100kW und 3-Phasen-Lader zu einem Preis zwischen 30.000 und 40.000 €? Dann kaufen auch die Familien.
Der Statistiker meint
Danke für den Beitrag, auch mir ist dieser Teil ziemlich aufgestoßen!
Ich habe ein Familienauto für 5 Personen und würde gerne umsteigen. Doch es geht nicht, da kein taugliches e-Familienauto vorhanden ist.
So ein e-Auto wird schon noch kommen, da bin ich mir sicher. Aber Familienväter einen Hang zum Verprenner zu attestieren, ist schon eine negative Meisterleistung einer Interpretation rudimentärer Studiendaten…
Leonardo meint
Wir fahren seit 2 Jahren zu fünft im 30 kwh Nissan Leaf in den Urlaub. Das funktioniert Problemlos mit abstrichen bei weit entfernten Zielen. Der Kofferraum ist größer als bei so manchen Hausfrauenpanzer (SUV).
Aber sie haben Recht, das Angebot der Autohersteller ist sehr bescheiden.
………Ich will ein Elektroauto mit Anhängekupplung……. (kein Model X)
Der Statistiker meint
Also nicht böse sein, aber man muss in die Elektromobilität schon ziemlich blind verliebt sein um mit einem Leaf fünfköpfig einen Auslandsurlaub zu machen…. –> in Mittel- und Süd-Kroatien zB. sucht man einen Chademo-Anschluss vergeblich.
„………Ich will ein Elektroauto mit Anhängekupplung…….“
Beim neuen Leaf (ZE1) soll es bald einen Fremdanbieter geben!
Leonardo meint
Noch sind so lange Strecken in der Ladewüste Kroatien ein Abenteuer und nicht jedermanns Sache aber mit den neuen E-Autos der 60 kwh Klasse kein Problem mehr.
Bis dahin sehe ich das Sportlich mit der Parole „der Weg ist das Ziel“. Im Notfall mit Zwischenübernachtung an einer Schukodose.
JoSa meint
Schon einen SION reseviert?
Damit kommt man sogar aus Kroatien wieder raus, wenn man Zeit hat. :)
Leonardo meint
@Josa
Sion, nein Danke.
Ich habe bereits mein Lehrgeld mit einem Motorrad der Marke VOR gezahlt. Dieser Hersteller war noch vor dem ende der Garantie Pleite und das Motorrad ein wirtschaftlicher Totalschaden. Das brauche ich nicht noch einmal. Ich wollte halt mal einen kleinen, neuen Hersteller unterstützen. Kann beim Sion passieren, muß aber nicht.
icke meint
Und die Kupplung braucht man für den Fahrradträger. Oder wie soll das Rad sonst mitkommen?
alupo meint
Die Ansprüche haben sich, nicht nur was das Gepäck betrifft, eben exponentiell erhöht.
Früher war man froh wenn man zu viert mit einem VW Käfer (der hatte damals schon einen Frunk ;-)) in den Urlaub fahren konnte. Die Zeiten sind vorbei.
Aber ich frage mich dennoch, was für intelligente Packungskünstler doch unsere Eltern noch gewesen sind.
In 50 Jahren benötigt man für den Familienurlaub sicherlich schon einen 7,5 Tonner, in 100 Jahren dann einen 40 Tonner. Aber bis dahin gibt es dann günstig zu kaufende gebrauchte Semis von Tesla die mit erneuerbarer Energie ihre 800 km schaffen.
Landmark M3 meint
Ja die Leute vom Marketing arbeiten zu viel, logisch das die da ihre Frauen vernachlässigen. Da ist dann die E Mobilität schuld an einer erhöhten Trennungsrate bei Paaren und Eheleuten. lol musste sein……..
…. und Rentner haben eh nie Zeit…….
EsGeht meint
+1 :)
Thrawn meint
Wo doch grade das Marketing eine Frauendomäne zu sein scheint. Man kann mal in jede beliebige Agentur oder auch Abteilung reinschauen. Dort ist der Frauenanteil üblicherweise weit jenseits der 50%. Oder sind das i.d.R. alles Praktikanten die nix zu sagen haben? Kann sein…
Anonym meint
“ seien aber vergleichsweise häufig Autobesitzer mit kurzen Fahrstrecken, hohem Budget für den Pkw-Kauf und weniger interessiert an Design – Charakteristiken, die sie “zum idealen Elektroauto-Besitzer” machen würden.“
Zwischen den Zeilen gelesen:
eAutos sind teuer, kommen nicht weit und sehen bescheiden aus!
Was ist das für ein Statement? Gerade das mit dem Design bezogen auf ältere Leute. Nicht das ich zu dieser Käuferschicht gehöre – aber selbst in meinen Augen liest sich recht frech.
Wiedermal ein Beitrag welcher der eMobilität nicht helfen wird…
alupo meint
Ich habe mein eAuto auch erst gekauft, nachdem ich meinen Beschluß zum nicht mehr für Geld arbeiten in die Tat umgesetzt habe. Aber Rentner bin ich nicht ;-), noch nicht.
Ich kann mir schon vorstellen, dass die ältere Bevölkerungsschicht auch eher in der Lage ist, die heute noch teureren eAutos kaufen zu können.
Meine erwachsenen Kinder sind aus verschiedenen Gründen jedenfalls begeistert vom auspufflosen Autofahren. Der Sohn besonders von der Beschleunigung und danach von den erreichbaren Kurvengeschwindigkeiten aufgrund des sehr niedrigen Schwerpunktes, die Tochter eher von der Ruhe und dem auspufflosen Fahren, incl. mit meinem Windstrom. Aber keiner will jemals wiefer freiwillig zurück in die Vergangenheit. Sie sind jetzt alle für die Verbrennerindustrie verloren, insbesondere für alle bekannten Betrüger- und Vergifterfirmen :-). Das finde ich sehr gut und ich würde sie auch nur beim Kauf eines echten eAutos noch finanziell unterstützen, egal ob Twizzy oder….
Ich denke, die Studie hat einige interessante Ansatzpunkte bewußt gemacht. Das finde ich gut.