Mit dem Mercedes-Benz eCitaro bringt Daimler seinen ersten vollelektrischen Bus auf den Markt. Die zugrundeliegende Plattform ist der mit mehr als 50.000 Einheiten meistverkaufte Stadtbus der Welt Citaro. Die Auslieferung erster Kundenfahrzeuge soll noch in diesem Jahr beginnen. Nun hat Mercedes seinen neuen ÖPNV-Stromer offiziell vorgestellt.
Der Antrieb des vollelektrischen eCitaro besteht aus einer Elektroportalachse mit Elektromotoren an den Radnaben. Die Spitzenleistung der Motoren liegt bei 2 x 125 kW (2 x 170 PS), das technikbedingt unmittelbar anstehende Drehmoment bei 2 x 485 Nm. Die Stromversorgung übernehmen Lithium-Ionen-Batterien mit einer Gesamtkapazität von bis zu 243 kWh.
Die Batterien des eCitaro sind modular aufgebaut: Sie teilen sich in maximal zehn Module mit jeweils etwa 25 kWh. Neben zwei Batteriemodulen auf dem Fahrzeugdach gehören vier Batteriemodule im Heck zur Grundausstattung. Sie nehmen im eCitaro die Position der Antriebskombination aus Verbrennungsmotor und Getriebe ein. Hinzu kommen je nach Kundenwunsch zwei oder vier weitere Batteriemodule auf dem Dach.

Jedes Batteriemodul setzt sich aus 15 Zellmodulen sowie einer Steuereinheit zur Überwachung und Ladungsausgleich der Batteriezellen zusammen. Die einzelnen Zellmodule – an Bord sind mindestens sechs, maximal zehn – beherbergen jeweils zwölf prismatische Batteriezellen mit einer Kapazität von jeweils 37 Ah. Die Maximalzahl sichert die größtmögliche Reichweite des Busses, eine kleinere Zahl verringert Gewicht und Anschaffungskosten und steigert damit die Fahrgastkapazität.
Bei Vollbestückung mit zehn Batteriemodulen wiegt der eCitaro in Serienausführung etwa 13,44 Tonnen. Das entspricht bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 19,5 Tonnen einer Zuladung von mehr als sechs Tonnen oder rund 88 Fahrgastplätzen.
Um die Ladefähigkeit, Leistungsfähigkeit und Lebensdauer zu optimieren, werden die Batterien durch Kühlung auf Idealtemperatur gehalten. Die Kühlung erfolgt durch einen separaten Batteriekühler auf dem Dach. Bei extremen Außentemperaturen unterstützt die serienmäßige Fahrgastraum-Klimaanlage die Kühlung der Batterien. Der Fahrgastraum des eCitaro wird energiesparend durch eine Wärmepumpe beheizt. Für den Einsatz bei extremen Witterungsverhältnissen im Bereich von minus zehn Grad Celsius und darunter oder zur Verlängerung der Reichweite kann optional eine kraftstoffbetriebene Zusatzheizung verwendet werden.
Zum Serienanlauf wird der eCitaro über einen Stecker geladen. Ist zur Vergrößerung der Reichweite eine Zwischenladung nötig, kann der eCitaro optional per Dachstromabnehmer aufgeladen werden. Diese Option wird zeitversetzt nach Serienanlauf angeboten. Zwei Varianten sind geplant: In der Stufe 1 ein fahrzeugfester Stromabnehmer auf dem Dach, in der Stufe 2 Ladeschienen auf dem Dach für eine Aufladung mittels ortsfestem Stromabnehmer einer Ladestation. Der Montageraum befindet sich jeweils in Höhe der Vorderachse.
Beim eCitaro soll der Energiebedarf für Heizung, Lüftung und Klimatisierung im Vergleich zum aktuellen Citaro mit Verbrennungsmotor um rund 40 Prozent sinken. Zusätzlich gewinnt der Batterie-Bus elektrische Energie durch Rekuperation: Die beiden radnabennahen Elektromotoren der Antriebsachse arbeiten beim Bremsen als Generatoren und wandeln die kinetische Energie des Fahrzeugs in Strom um.
Nach dem Stadtfahrzyklus SORT2 erreicht der Citaro mit Batterie-Vollbestückung eine Reichweite von rund 150 Kilometern im Sommer – er kann damit laut Mercedes jeden dritten Stadtbus mit Verbrennungsmotor ersetzen. Unter Idealbedingungen soll der eCitaro rund 250 Kilometer ohne Zwischenladung abspulen können. Später ist eine Variante mit Range-Extender in Form einer Brennstoffzelle zur Stromerzeugung für mehr Reichweite vorgesehen.
Swissli meint
Positiv: die Energieeinsparungen bei Klima/Heizung.
Negativ: 150 km Reichweite im Sommer ist relativ wenig. Im Winter dann für viele wohl zu wenig. Da muss Mercedes noch nachlegen.
Die TCO im Vergleich zu Verbrennern wäre interessant.
Anonym meint
„150 km Reichweite im Sommer ist relativ wenig.“
Können Sie das mit Zahlen aus der Praxis belegen, oder ist das ihr persönliches Baugefühl?
Der Statistiker meint
Steht doch im Text! „Jeder dritte Stadtbus kann damit ersetzt werden“
Dh. 66% können mit 150km im Sommer NICHT ersetzt werden. Und wenn man den Winter dazurechnet sind es vielleicht noch mehr?
Ich würde es mal so ausdrücken: für den Anfang ganz ok. Aber es braucht sehr bald Lösungen für 100%.
Ich könnte mir denken, dass mit den Stromabnehmern und etwas mehr oder zukünftig effizienteren Akkus so eine Lösung möglich ist.
Ernesto 2 meint
Und wieder wird (unauffällig) die Brennstoffzelle ins Spiel gebracht, da könnte man meinen daß Daimler eine Kooperation mit den Tankstellen betreibt um die großen Ölkonzerne zu befriedigen.
Jeru meint
Niemand bringt die Brennstoffzelle unauffällig ins Spiel, sie ist von sich aus bereits im Spiel!
Anonym meint
man könnte auch meinen, dass Busse aufgrund ihrer Fahrpläne, Taktzeiten und den relativ geringen Haltedauer pro Stopp auch auf ein System angewiesen sind, welches den Treibstoff für mehrere Kilometer sehr schnell an Board „laden“ kann und nicht 2 mal pro Schicht zum Betriebshof zurückgekehrt werden muss um 3 Stunden zu laden!
Aber das sind ja bestimmt Fake News.
Man kann ja auch über Nacht laden. Blöd nur wenn eine Tagesstrecker länger ist, als die Reichweite. Egal! Dann werden halt 2 Busse angeschafft oder der Fharplan zusammengestrichen! Wird sich schon irgendwie rechnen.
Peter W meint
Die Daten erscheinen nicht besonders fortschrittlich. Gerade ma 2 1/2 Tesla Akkus für einen fast 20 Tonnen schweren Bus. Das kann nur funktionieren, wenn auch Geld in Ladestationen an Haltestellen investiert wird.
BYD bietet da ein komplettes „Sorglosprogramm“ für die chinesischen Stadtbetriebe an. Kann das Daimler auch?
Es bleiben leider viele offene Fragen. Kann die Daimler beantworten? Städte brauchen Komplettlösungen, und nicht nur ein paar Stadtbusse.
150kW meint
Fortschritt definiert sich in dem Bereich nicht durch die größte Akku Größe, sondern durch einen Akku der so groß wie nötig, so klein wie möglich ist.
Das Daimler das Drumherum vergisst ist recht unwahrscheinlich. Wenn ich mich recht erinnere, hat Daimler zu den Thema sogar eine eigene Tochterfirma gegründet.
Anonym meint
Wenn du so argumentierts, dann brauchen Städte ganz andere Dinge als Elektrobusse und deren Komplettlösung.
Geld für die soziale Infrastrukur! Für Schwimmbäder, Eishallen und Bibliotheken. Mehr Lehrer und Kindergärtnerinnen, mehr Mitarbeiter in der Verwaltung um den Aktenstau zu bearbeiten. Mehr sozialen Wohnungsbau und eine bessere Verkehrsinfrastruktur. Angefangen von Straßensanierungen, Radwegebau, bis zur Verdichtung des ÖPNV.
Welche Wagen nachher die Bürger befördern ist nur ein sehr sehr kleines Rad im Getriebe.
Mehr Geld für den Schuldenabbau. Um auch mal wieder größere, teuerer und langfristigere Planungen anzugehen, welche vielleicht nicht wirtschaftlich aber notwendig sind!
Peter W meint
Sorry, aber Daimler schiebt jetzt im Eiltempo einen Elektrobus auf den Markt. Das ist ja im Prinzip ok, aber die Städte brauchen dafür eine komplette Infrastruktur, und ich habe da leider bisher wenig bis nichts gehört. Von BYD weiß ich, dass sie nicht einfach E-Busse verkaufen, sondern auch den Einsatz der Busse incl. Ladestellen planen und so ein passendes Gesamtpaket bieten. In De ist das alles noch weit weg.
150kW meint
Schau dir einfach das im Beitrag verlinkte Video an.
Peter W meint
ok, hab ich gemacht. Dann hoffen wir mal, dass das funktioniert nicht zu teuer wird und angenommen wird.
caber meint
Wie armselig. Daimler baut einen Verbrenner zum E-Fahrzeug um.
Stoner meint
Auf welche Details begründet sich die von Ihnen festgestellte Armseligkeit dieses Daimler Projektes?
caber meint
Daimler hat keine E-Bus Plattform.
Akkus auf dem Dach, Innenraum verkleinert durch Batteriegruppe Heck. Vermutlich auch die alte Erhöhung der Sitzgruppe hinten,
150kW meint
Welcher andere elektrische Niederflurbus macht es denn besser?
Wännä meint
@caber „Innenraum verkleinert durch Batteriegruppe Heck“
Auch das ist falsch! Lesen Sie den Bericht oben, und schon sind ihre Postings überflüssig ;-)
Fritz! meint
Jetzt wäre noch interessant, wieviel teurer der eBus als der mit Verbrenner ist.
Fotolaborbär meint
Was interessiert ist TCO!
Fritz! meint
Wozu auch die Anschaffungskosten gehören.
eCar-Fan & TESLA-Fahrer meint
Die AK sind m.W. nicht einmal 10% der TCO auf die ges. Betriebszeit eines LKWs oder Busses. Die erheblich günstigeren Betriebskosten (u.a. Energie, Wartung und Instandhaltung) werden Mehrkosten in der Anschaffung relativ schnell egalisieren.