Das Technologieunternehmen Dyson – vor allem bekannt für seine futuristischen Staubsauger – bereitet derzeit den Einstieg in die Automobilbranche vor. Über das geplante erste und weitere Elektroautos ist bislang kaum etwas bekannt. Firmengründer James Dyson hat mit der NZZ am Sonntag über das Projekt gesprochen.
Dyson hat bereits angekündigt, dass sein erster Pkw „ziemlich radikal“ wird. Neben dem Design und Selbstfahr-Funktionalität stehen die Aerodynamik und Batterie im Fokus. Letztere entwickelt das britische Unternehmen selbst. „Zudem profitieren wir davon, dass wir jetzt bei Dyson enorm viel über das Verhalten von Luftströmen wissen“, so James Dyson.
Die Batterie ist das zentrale Bauteil eines Elektroautos und verantwortlich für die erzielbare Reichweite, die Kosten und die allgemeine Leistungsfähigkeit. Einige europäische Autohersteller entwickeln ihre Energiespeicher selbst, bislang gelten jedoch asiatische Unternehmen als führend in diesem Bereich. Dyson ist sich sicher: „Im Vergleich zu anderen Firmen, die Batterien entwickeln, sind wir ziemlich weit.“
Konkrete Daten zu den in Arbeit befindlichen Elektroautos verriet Dyson nicht. Er bekräftigte lediglich, dass es sich um ein ernsthaftes Projekt mit umfangreichem Investitionsvolumen handelt. „Es wird mehr als 1 Mrd. £ kosten, die Batteriefertigung aufzubauen. Und ich habe bereits einige 100 Mio. für die Entwicklung ausgegeben“, sagte der Brite. Das liege auch daran, dass die Dyson-Pkw „von Grund auf selbst“ gebaut werden.
Dyson räumte ein, dass das ehrgeizige Vorhaben die „mutigste Wette“ seiner Karriere ist. Der 71-Jährige ging noch weiter – auf die Frage, ob er seine Firma verwette, antwortete er: „Natürlich. Auf das Auto und die Batterie. Es ist schon schwierig genug, das Auto zu bauen. Die Batterie ist noch komplizierter und schwieriger zu entwickeln.“
Als Grund für seine Risikobereitschaft nannte Dyson schlicht: „Weil ich es will“ – und das bereits seit den 1990er Jahren. Damals habe er „eine Vorrichtung, um Dieselabgase einzufangen“ entwickelt, da er über Gesundheitsrisiken der Antriebsart gelesen hatte. Aufgrund der Kosten der Lösung und der erforderlichen Entsorgung der gesammelten Abgase habe die Fahrzeugindustrie sich nicht für seine Idee interessiert. „Jetzt kann ich etwas gegen die Abgase unternehmen“, erklärte Dyson.
Abschließend bestätigte der Erfinder, an einer Festkörper-Batterie zu arbeiten. Anders als aktuelle Lithium-Ionen-Speicher wird hier statt einem flüssigen ein fester Elektrolyt verwendet. Die Technologie soll für mehr Leistung und Sicherheit sorgen, ist laut Fachleuten aber noch weit von der Serienreife entfernt. Dyson ist zuversichtlich, Festkörper-Akkus schon bald praxistauglich zu machen – er arbeite bereits seit sieben Jahren daran und ist überzeugt: „Unsere leistungsfähige, kompakte Batterie wird viele Produkte revolutionieren, nicht nur das elektrische Auto.“
C. Hansen meint
Meine Wunschdaten für das Auto:
CW-Wert von <= 0,2 bei verringerter Stirnfläche
Batteriegewicht <= 3 kg/kWh
Realreichweite von 400 km im Jahresmittel!
berndamsee meint
Ich bin dankbar für so Menschen, wie Elon Musk oder James Dyson, die mit ihrem Geld und Herzblut Dinge verwirklichen, an die sich andere nicht heran trauen.
Und Erfahrung und Wissen in Sachen Aerodynamik und eMotore hat Dyson, ohne Frage.
Die Entwicklung von Feststoff-Batterien hat er sich wohl einfacher vorgestellt, zumal er auch schon einiges an Geld via der US-Firma A123 – führend in der Entwicklung von Feststoff-Batterien – versenkt hat. Auch VW hat bei dieser Firma einiges an Geld liegen gelassen.
Ich denke, dass dies auch einer der Gründe war, warum die deutsche Autoindustrie so zurückhaltend bei der Entscheidung zur Zellproduktion war. Sie wollten sich einfach an State-of-the-Art-Produktionen finanziell beteiligen und wären mit an der Spitze gewesen. Doch leider ist bisher diese Rechnung nicht aufgegangen. Im Gegenteil, sie sind ans Ende der Entwicklung gedriftet und stehen ohne Eigenentwicklung im Batteriebereich da. Der Hut brennt!
Aber es bleibt spannend!
LG Bernd
nilsbär meint
Klingt für mich eher nach Fisker als nach Musk. Dyson verspricht den Mond, hat aber noch nicht mal ein Konzept vorgestellt, geschweige denn einen Prototyp. Und die Erfahrung mit den Luftströmen in Staubsaugern macht Dyson auch zu einem Experten in der Aerodynamik von Fahrzeugen? Dann bin ich neugierig auf die Beschleunigungswerte des E-Autos von Kalaschnikow. Wegen seiner großen Erfahrung mit explosiv bewegten Teilen:-)
Jin meint
Sehr gut, was ich allerdings befürchte, ist dass da ein weiteres, für „normale“ Menschen unbezahlbares Fahrzeug in Kleinserie rauskommen wird.
Swissli meint
Vision und Wille ist bei Dyson sicher vorhanden.
So langsam sollte er aber mal was abliefern.
Und das mit „mutigster Wette“ ist neu… ganz so einfach scheint es doch nicht zu sein.
Bin jedenfalls gespannt auf das erste Dyson E-Auto
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
„Mutigste Wette“ zeigt, was Elon Musk auf die Beine gestellt hat und heute pro Tag 1.000 Fahrzeuge produziert.
Herr Dyson hat auch enorm viel geleistet und ist heute in einem Alter, in dem er sicherlich ruhig sagen kann „das letzte Hemd hat keine Taschen“. Dann setzt ein Großteil seines Vermögens auf die letzte große Wette …
Musk sagte zur Tesla-Gründung: „Ich bin zu jung um reich zu sein.“
Beides echte Könner.
psing90 meint
Musk musste sich 2008 sogar noch Geld leihen um seine Miete zahlen zu können nachdem er alles in die risikoreichsten Unternehmen der Welt gesteckt hatte. So etwas muss man einfach wertschätzen.
Peter W. meint
Vielleicht kann sich Dyson bald mit Musk vergleichen. Wir brauchen dringend solche Visionäre, die das Geld haben neue umwerltverträgliche Ideen umzusetzen.
Dieses visionäre Vorgehen fehlt unserer Autoindustrie vollkommen. Sie hätten das Geld, die Ingenieure und sogar Zulieferer, die man in die Entwicklung einbinden kann. Leider wird die Innovation nur am Erhalt des Vorhandenen ausgerichtet und jede Gesetzeslücke zur Gewinnsteigerung genutzt.
Rainer Zufall meint
Dem kann ich ausnahmsweise mal zustimmen ;-) Bin auch mit der Formulierung zufrieden.
Düsentrieb meint
+1
caber meint
1+
Landmark M3 vs. Sion meint
Sehr guter Kommentar, ich denke auch wenn die Ingenieure nur dürften wie sie können, wären wir in DE schon 1000x weiter. Aber die Manager die Geld als reines Machtmittel sehen und nicht als Quelle etwas neues und großartiges zu errichten behindern jeden Fortschritt.
H.Stork meint
Stimmt!! Unsere Autoindustrie ist genauso zähflüssig wie unsere Politik, nur mit sich selber beschäftigt!!
Rainer Zufall meint
Kannst dich ja mal freiweilig dazu melden jeden Tag für die Sicherheit von sagen wir mal einer Teilmenge von 15.000 Leuten verantwortlich zu sein.
Denk dir ein beliebig unauffälliges Autoteil mit irgendeiner Funktion aus. Kannst dir sicher sein, dass alleine dieses Teil schon ein Budget hat, dass dir die Ohren schlackern, geschweige denn das Budget einer Teams oder einer Abteilung. In der Skala kannst du auch du alleine mal schnell für 15-20 Leute und deren Auslastung zuständig sein.
Auf Ihr Industrie- und Wirtschaftsweisen: Nach vorne an die Front, zeigt mal was ihr könnt.
Vielleicht solltet ihr einfach etwas mehr fragen wie sagen, wenn ihr schon keinen Plan habt.
Und ihr glaubt nicht wie oft man den Tag hinweg irgendwelche Leute was Fragen muss wenns nicht in den eigenen Zuständigkeitsbereich gehört. Jeden Tag bald lernst was dazu, vielleicht auch nur noch jede Woche, aber genug um zu wissen dass kein Banker, kein Metzger, kein Dachdecker und kein Hobbyökologe hier Forenkleinkriege gegen Arbeitnehmer der Fahrzeugindustrie lostreten muss (was ja zum Glück erkannt wurde ein Stück weit, siehe oben). Ich meine jetzt übrigens damit nicht die Diskussionen mit mir sondern die weitreichende Urteile welche hier drinnen ständig gefällt werden.
Senrim meint
Was wäre die Lösung? Die Zeit anhalten?
Rainer Zufall meint
Ja…da sind wir wieder beim deutschlands Diskussionskultur angekommen…0 und 1, schwarz und weiss. Industrie einstampfen oder ???
Nein. genau das was jetzt passiert (bzw. schon seit Jahren, aber entschuldigt die Vorstände dass sie das nicht mit euch diskutieren). Einen fließenden Übergang zwischen den Technologien mit verantwortbarem Risiko und verantwortbarem Auslassen ursprünglich mal geplanter Projektziele vor dem ganzen Hype.
Chris meint
Da wird der Herr Dyson aber etwas arg vervisioniert :) Mir fällt da ein Zitat ein: „Wer Visionen will, darf nicht an den Drogen sparen.“ Bei Steve Jobs hat das gut gepasst. Dyson dagegen ist kein Visionär sondern wenn dann höchstens ein Trittbrettfahrer, und selbst davon ist er weit entfernt. Oder hat hier irgendjemand überhaupt jemals irgendwas Automäßiges von Dyson gesehen? Ich jedenfalls nicht. Nichtmal ne Studie oder eine geschnitzte Figur :)
alupo meint
Wir sehen es heute und werden es auch in Zukunft am weltweiten eAuto-Produktionsranking sehen, wer es Ernst meint, und wer auf dem Level „Ankündigungsweltmeister“ stehen bleibt.
Wenn aber Streetscooter, eGo und Sono oder Dyson zukünftig mehr produzieren sollten, na dann gibt es die Arbeitsplätze eben dort. Wer nicht will, oder will aber nicht kann, auf den trifft Gorbatschows grausamer Satz eben zu. Der hat den Darvinismus eben verstanden.
Tatsache ist, dass die deutschen Hersteller da gar nicht weit sind wie wir uns das hier wünschen. Erst gestern habe ich wieder ein update aus dem „Level 1“ eines süddeutschen Premiumherstellers bekommen :-(.
Daher hat Dyson von den etablierten Autobauern quasi eine Einladung zur Entwicklung eines eAutos und dessen Produktion bekommen. Und es sieht so aus, dass er es Ernst meint.
Chris meint
Jaja, nur außer Visionen kommt da nicht viel. Und die Behauptung, dass die Deutschen nicht können, ist nichts anderes als Kaffeesatzlesen.
Redlin, Stefan meint
So etwas zu lesen begeistert. Wir brauchen mehr solche Visionäre. Ein Sympathischer Milliardär, sein E-Auto-Projekt freut mich sehr. Bin gespannt ob das Ding so revolutionär wird damals der Staubsauger ohne Saugkraftverlust. Damals hat er jedenfalls nicht zuviel versprochen.
Düsentrieb meint
Zusätzlich zum Saugkraftverlust wäre da noch die Ersparnis der Beutel zu erwähnen…
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Und die gesamte Staubsauger-Industrie hat gegen Dyson gearbeitet. Als dann aber die neuen Stromsparvorgaben von der EU kamen, war Dyson plötzlich ganz vorne – und alle anderen produzieren heute Staubsauger nach dem Dyson-Prinzip. Respekt !