Burkhard Weller, Chef einer der größten deutschen Autohandelsgruppen, hat mit der WirtschaftsWoche über die Zukunft des stationären Autohandels gesprochen. Auf das Autonome Fahren freut er sich, auf die Elektromobilität weniger.
Die Technik von Elektroautos ist deutlich simpler und wartungsärmer als die von Verbrennern, mittel- bis langfristig wird darunter das Zusatzgeschäft der Händler nach dem Fahrzeugverkauf leiden. „Wir machen uns nichts vor: mit zunehmender Elektromobilität sinkt der Werkstattumsatz“, so Weller. Im Autohandel werde mit Reparaturen, Gebrauchtwagen und Neuwagen Geld verdient – „in dieser Reihenfolge“.
Der Branchenexperte geht davon aus, dass die Werkstätten als Reaktion auf den sinkenden Umsatz schrumpfen werden – allerdings in einem langwierigen Prozess, „bei dem Mitarbeiter rauswachsen können, also in Rente gehen“. Flankierend würden zunehmend Reparaturen und Leistungen zurückgeholt, die früher abgegeben wurden – etwa der Reifenverkauf oder die Beseitigung von Kratzern im Lack.
Vom Autonomen Fahren erwartet Weller im Gegensatz zu Elektroautos positive Impulse für die Autohändler und Werkstätten. Er glaubt: „Gesundheitlich Angeschlagene, Sehbehinderte, Alte und Junge werden zusätzlich transportiert und das höchstwahrscheinlich individuell, also mit mehr Mobilität, nicht weniger.“
JuergenII meint
Die Werkstättenproblematik wird in absehbarer Zukunft auch die konventionellen Hersteller ziemlich belasten. Nicht nur, dass durch die E-Mobiltät deutlich weniger Wartungs- und Servicearbeiten anfallen, viele überflüssige Werkstätten müssen auch noch erhalten bleiben um den alten Fahrzeugbestand zu warten. Dazu kommt auch noch die Ersatzteilbereitstellung. Da das aber nicht mehr kostendeckend für die Werkstattbetreiber geht, müssen die Hersteller dafür zahlen.
Neu Anbieter, die sich rein auf E-Mobilität konzentrieren, werden kaum noch ein dichtes Händlernetz aufbauen. Gekauft wird entweder gleich über das Netz oder in schicken Verkaufsräumen in den größeren Städten. Die „Service-Center“ werden irgendwo in der Peripherie angesiedelt, für normale Wartungen reicht ein mobiler Service, da der Fahrzeugzustand eh vorliegt. Stehen größere Reparaturen an, kommt der Tieflader mit Ersatzfahrzeug und holt das zu reparierende Fahrzeug ab, falls der Weg für den Besitzer zu umständlich ist. Für Karosserieschäden wird es Franchise Unternehmen wie z.B. ATU ect. geben, die Hersteller übergreifend so etwas anbieten. Ähnliches kennt man ja jetzt schon von einigen Versicherungen.
Damit haben diese Unternehmen einen enormen Kostenvorteil, den die alten Hersteller kaum kompensieren können. Die Herausforderungen für die alte Industrie werden interessant. Und das alles nur noch für ein paar Jahrzehnte, denn ab 2050 sollen wir ja Karbon frei leben.
Tesla-Fan meint
Ich habe nichts dagegen, das ich mit meinem Tesla nicht mehr zu Service MUSS.
Ganz im Gegenteil – ich fühlte mich früher immer rotzfrech abgezogen von den Werkstätten.
Rainer Winkler meint
Ich hab keine Zweifel, dass die Autobauer auch bei eAutos ihre geplante Obsoleszenz durchziehen werden. Das lässt sich einiges machen.
Wenn Akkuzellen „ganz plötzlich“ den Geist aufgeben, die Software streikt, die Sensoren versagen, die Elektronik streikt, Kabel und Leitungen durchschmoren usw.
Howbie meint
Keine Sorge, spätestens wenn der Verbrenner weg vom Markt ist, dann wird auch bei den BEVs von den Herstellern der „geplante Verschleiß“ Einzug in die Werkstätten finden.
Ich vermute dann auch dass die jährliche Wartung (Auslesen des Bordcomputers) gem. Herstellervorgaben dann pauschal 250 Euro kosten wird.
Wenn es nix zu verdienen gibt, dann wird von der hiesigen Industrie etwas zu verdienen erfunden…
alupo meint
Jedes von Menschen konstruierte Bauteil ist für eine vorgegebene Belastung auf eine gewisse Zeit ausgelegt. Das gilt für alle Produkte und deren Vorprodukte, vom Fernseher über die Waschmaschine bis zum Auto. Es kommt darauf an, was der Hersteller anstrebt.
Klar ist, wenn die Komplexität und die Zahl der verbauten Teile sinkt, dass das tendenziell besser ist für den Käufer.
Bei eAutos sehe ich die Schwachstelle insbesondere in den verbauten Elektrolytkondensatoren der Leistungselektronik. Ohne sie funktioniert kein Ladegerät. Das wird beim Model 3 nochmals besser, weil durch Siliziumcarbid-Leistungstransistoren die Frequenz deutlich erhöht werden kann und man mit kleineren Kapazitäten auskommt. Hierbei ist das Model 3 der gesamten Autoindustrie meilenweit voraus (die Modelle S & X haben auch noch die alte Siliziumchemie verbaut…).
Paul meint
Die bisherigen Werkstätten müssen sich anpassen. Das E-Auto ist ja ein fahrender Computer, also er benötigt Software und Abdates und mit entsprechenden Schnellladestationen mit dem Kaffeeshop dazu lässt sich auch über Runden kommen. Dazu kommt, dass ja viele alte Fahrzeuge weiterhin im Verkehr bleiben. Nicht jeder hat das Geld für ein E-Mobil. Wichtig ist dass der Gesamt-C02-Ausstoss plus Staubemission sich veringert. So wird die E-Mobilität eine WIN-WIN-WIN-Situation (Umwelt/Verbraucher/Sicherheit plus Werkstatt, wenn sie sich rechtzeitig anpasst.
alupo meint
Ich hoffe doch, dass ab sofort alle Autos per eingebauter SIM Karte eine verbesserte Software zu Hause aufgespielt bekommen können. Das macht Tesla schon seit dem Model S, also seit 2012. Irgendwann wirds Zeit… Ich freue mich schon auf die Version 9.0, mit einigen Weiterentwicklungen..
Ich bin froh, dass ich keinen Keil- oder Zahnriemen mehr wechseln lassen muss, auch auf einen lärmenden Auspuff und dazugehöriger pseudo-ASU-Abzocke verzichte ich gerne. Übrigens, ich lasse auch keine Inspektionen machen, für den Garantieerhalt sind sie nicht vorgeschrieben und Wischwasser kann ich alleine nachfüllen.
Dennoch bleibt für die Werkstätten noch etwas übrig wie Reifenwechsel, oder Unfallreparaturen.
Ich freue mich, dass ich in den bisherigen 2 Jahren nur Kosten für die Versicherung gehabt habe. O.k., und in Summe 5,72 € für Strom auf den 55.000 km. Aber jetzt sind neue Reifen fällig…
nilsbär meint
Gestern war unsere Familienkutsche beim jährlichen Service (ja, ja, ein Diesel, bin auch noch ein Sünder). 586 € nur für das Tauschen von einigen Filtern. Wäre mir mit einem E-Auto erspart geblieben.
Ich habe null Probleme damit, wenn diese Abzocker-Werkstätten in einigen Jahren den Bach runter gehen. Je eher, desto besser.
nilsbär meint
Der Ölwechsel war auch noch dabei bei den 586 €.
Mike meint
Wie wird man eigentlich Experte?
Ausbildung, Studium oder Volkshochschule?
Denn auch mir leuchtete schon vor langer Zeit ein…..oh,oh,oh, ich ahne böses, falls irgendwann einmal Elektroautos in größerer Stückzahl gebaut werden,könnte es für die Zusatzgeschäfte eng werden (außer beim Verkauf von Fuchsschwänzen,a la Manta), das liegt quasi in der „Natur“ dieser Elektromobilität ;)
Und ich vermute nun das ich den falschen Beruf erlernt habe .
Wahrsager oder Experte, das wär´s gewesen ;)
Peter W meint
Einfach mal bei Google eingeben. Jeder ist ein Experte, und wenn er sich auch nur am Stammtisch gut auskennt :-))
Schuhmacher meint
Und auf wen würde das denn nicht zutreffen wenn nicht auf die Kommentatoren hier auf der Webseite. Denn wenn man sich hier durch die Kommentare arbeitet, sind die Kommentatoren ja in allem die Experten.
Sebastian meint
Experte ist jeder, egal wer, wenn die Presse ihren Aussagen irgendeine Bedeutung verleihen will. Man kann ja nicht schreiben, dass das Hinz und Kunz gesagt hat. Die Boulevard-Presse hat dazu z. B. Society-Experten oder Royal-Experten erfunden. Wie wird man das? Gibt’s da ne staatliche Ausbildung mit Gesellenbrief und Möglichkeit den Meister zu machen. Oder ist das ein Studiengang an der Uni? Gibt’s da auch Doktorandenstellen?
caber meint
interessant dass die Autohäuser mit Reparaturen das meiste Geld verdienen und mit Neuwagen Verkauf das wenigste.
McGybrush meint
Ja ist so.
Nehmen wir mal an ein Kaugummi kostet 40Cent.
Dann kann der Händler den locker für 60, oder 80 Cent verkaufen.
Heisst er kann 100% aufschlagen und verdient das doppelte vom Einkaufspreis.
Beim Auto das 25.000Eur kostet bin ich mir Sicher das der händler Ihn nicht für 12.500Eur bekommen hat.
Oder wenn er ein Luxus Auto für 70.000Eur einkauft kann er den nicht für 140.000Eur verkaufen.
Selbst bei 71.000Eur wird er davon nur 1-10 Autos im Quartal verkaufen.
In der Werkstatt kann man aber Problemlos Wischerblätter für 50Eur verkaufen. Was die so kosten sieht man ja im Zubehör.
Je billiger ein Produkt ist um so höher kann man Prozentual drauf schlagen weil die Summe weiterhin bezahlbar bleibt. Das ist aber auch jenseits der Automobilbranche der Fall.
Peter W meint
Stimmt:
Ich verkaufe Gummibälle. Die kosten im Einkauf 5 Euro. Dann schlage ich 5 Euro drauf und ich verlaufe sie für 10 Euro. Also habe ich 5 Euro, bzw. 5% verdient.
Von 5% kann man echt gut leben.
Aber mal im Ernst:
Ich glaube das Märchen nicht, dass man am Neuwagenverkauf weniger verdient als an der Werkstatt. Wenn man keine Werkstatt braucht, spart man sich auch die sehr hohen Kosten für Werkzeug, Personal und auch das Gebäude. Im Gegensatz zu einem „Tesla-Store“ ist eine Werkstatt eine sehr große Investition. Am Ende werden „Verkausstationen“ für Autos entstehen, so wie es Elektronikhändler gibt, die keinen Fernseher reparieren. Vor 40 Jahren hatte noch jeder Fernsehmechaniker einen Laden und in erster Linie vom reparieren der Kisten und installieren von Antennen gelebt. Der deutlich schrumpfende Aufwand für die Instandhaltung wird sich auf weniger, aber dafür größere Werkstätten reduzieren. Und die verdienen dann auch wieder genug um zu leben. Die Entwicklung wird also ähnlich verlaufen wie die in der Unterhaltungselektronik.
Howbie meint
Doch…
der Händler hat keine all zu große Marge.
Aber drauflegen tut kein Händler. Es wird definitiv KEIN EINZIGES Fahrzeug ohne Gewinn verkauft. Ob neu, gebraucht oder als Schrott..
Der Hersteller hat allerdings die größte Marge bei seinem Verkauf an den Vertragshändler.
Jeru meint
Na dann freuen wir uns mal alle auf die schöne neue Wegwerf-BEV Epoche, wo niemand mehr Fahrzeuge repariert und ich mir dann eben ein neues BEV kaufe.
Ist ja wie hier immer betont wird, nichts dran, außer ne immer billiger werdenden Batterie und bisschen „Elektro“.
Klasse!
Reinhold meint
@ Jeru
Wo bleibt dein „Wir brauchen einen MobilitätsMix, BEV und Brennstoffzelle“?
Von dir kommt mehr und mehr „BEV sind böse.“ Scheinbar weil dir dir echte positive Argumente zu BZ ausgehen.
Wir sprechen uns in 2-3 Jahren.
Teilweise entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Redlin, Stefan meint
Es gibt sehr viele Beiträge die sich mit der nachgelagerten Auswirkung solch gravierender Veränderungen befassen. Jeder einzelne ist auch nicht falsch oder unberechtigt. Nur ändert das nichts an der Tatsache, dass es wegen Klimawandel und Erderwärmung eiligst nötig wird umzusteuern. Dabei geht es um saubere Energie und Dekarbonisierung der Forbewegung und der Hausheizungen. Es wird etliche negativ treffen und bei anderen werden neue Arbeitsplätze entstehen. Eben Wandel mit allen Konsequenzen. Wir können deswegen aber nicht alles so belassen wie es ist.
berndamsee meint
Ja, da stimme ich voll zu.
Die eMobilität wird zu Recht als disruptive Technologie eingestuft. Soll heissen, das die eMobilität alles davor gewesene beenden wird. Und es wird so sein.
Wer dies nicht verstehen will, der möge sich das Auftauchen der ersten Automobile um die Jahrhundertwende ansehen. Von den ersten Automobilen bis zum Verschwinden der Pferde aus dem Strassenverkehr sind gerade einmal 10 Jahre verstrichen. Und damals gingen die Uhren noch langsamer, als heute ;-).
Wenn ich das aufs Heute umlege, dann sind 2028 keine Verbrenner mehr auf der Strasse. Wir nähern uns sehr schnell dem Tipping Point der eAutos, wo ein eAuto in den Gesamtkosten preiswerter, wie ein konventionell angetriebenes Fahrzeug sein wird.
Und da spielen auch die Wartungskosten eine Rolle. Beim Verbrenner ist/war die verpflichtende Kontrolle der Abgase vorgeschrieben.
Was schreibe ich beim eAuto vor? Keine Abgase zu kontrollieren! Bremsen rekuperativ, also auch kaum Verschleiss. Elektrik wird Elektronik, also auch kaum zum Umbringen. Updates kommen On The Air (OTA), die eAutos werden laufend verbessert – und dies ohne Werkstattbesuch. Remote Wartung, das nächste Schlagwort. Mobile Werkstattfahrzeuge a la TESLA.
Für Werkstätten, besonders für freie Werkstätten werden harte Zeiten kommen. Das Betätigungsfeld verlagert sich von der Mechanik zur Elektronik.
Der Buben-Traumberuf Automechaniker hat ausgedient und wird verschwinden.
Jetzt heisst es Augen auf und flexibel sein! Wer sich nicht (mehr) verändern will, wird gehen müssen.
Es bleibt spannend!
LG Bernd
MM meint
Dieses Jammern hatten wir auch schon in den 90ern, als die Inspektionsintervalle von 10000 auf 15000 angehoben wurden.
Und es kam doch anders..
Natürlich ändert sich die Werkstatt mit den E-Fahrzeugen.
Aber wer sich früh genug einstellt wird überleben.
Wer nur Jammert und nix macht wird bald nicht mehr sein..
xordinary meint
Das ist aber der Springende Punkt: Ich komme einiges rum in „Werkstätten“ bzw. „Autohändlern“. Und was ich da mitbekomme ist – um es mal freundlich zu formulieren – selbst heute noch ein völliges Nicht-Wahr-Haben-Wollen der E-Mobilität. Man versteckt seine arrogante Noch-so-ein-Spinner-Haltung notdürftig hinter der notwendigen Höflichkeit gegenüber einem Kunden, aber außer den an einer Hand abzählbaren Häusern wie Sangl habe ich bisher ausnahmslos (!) kein einziges Autohaus gefunden, das beim Thema E-Mobilität auch nur im Ansatz positiv eingestellt wäre. Von euphorisch will ich gar nicht erst anfangen.
Entsprechend sind die alle auch nicht vorbereitet und eingestellt, wie du schreibst. Das ist aber genau das selbe wie bei den OEMs, und die kriegen jetzt mächtig auf den Sack. Dumm nur, dass so ein lokaler ändler nicht mal eben Fehler mittels Milliardenbeträgen ausbügeln kann.
Für mich ist das aber einfach Darwin …
Sebastian meint
Kenn ich. Als ich damals in Autohaus marschierte, wurde ich freundlich empfangen. Als ich mitteilte, dass ich den rein elektrischen Ioniq zur Probe fahren möchte, ging die Freundlichkeit sprunghaft und spürbar nach unten.
Satcadir meint
Die Arbeitsplatzverluste werden durch den Fachkräftemangel bei weitem kompensiert.
D läuft in die geburtenschwachen Jahrgänge hinein, die auch nicht ansatzweise durch Zuwanderung kompensiert werden können.
JuergenII meint
Nun, gerade was Wartung anbelangt haben die Hersteller einen Kniefall vor ihrem Händlernetz vollzogen. Eigentlich brauchen die neuen Fahrzeuge nur noch alle 50.000 km einen Service oder Ölwechsel. Und das auch nicht mehr Jährlich! Was hier neben sinnlosen Ölwechsel auch noch an Kosten generiert wird ist Irrsinn.
Ganz besonders kritisiere ich da Firmen wie Hyundai oder Kia, die die Kunden bis zu 8 Jahren jährlich in die Werkstätten treiben, damit sie ja nicht ihre Garantie verlieren. Dabei fallen an Wartung und Verschleiß deutlich höhere Beträge an, als durch „Garantiereparaturen“.
Hans meint
Tja Herr Weller wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Da werden sich ganz andere Geschäftsfelder auf tun. Aber wer lieber weiterhin Öl und Keilriemen wechselt für den wirds schwierig.
Ducktales meint
Die Weller Gruppe . Interessant, bei Google zu recherchieren.
– Toyota, Lexus, Seat, B&K –
also Mehrmarken teilweise (B&K ausgenommen) ohne echtes BEV Angebot,
warum wohl?
– Max Moritz Gruppe (ehemals VW Retail Ostfriesland) erst übernommen
und dieses Jahr die Insolvenz …
BEV Erfahrung bis dato ausschließlich mit BMW möglich…
Von Toyota / Lexus / Seat ist noch nichts im Programm
ist das Grundlage genug für derartige Aussagen?
oder eher ein Pfeifen im Walde, wenn es dunkler wird…