Die Elektrifizierung des Verkehrssektors erfordert laut einer aktuellen Studie bis zum Jahr 2040 bis zu vier Millionen Ladestationen an Gewerbe- und Industriestandorten. Die Ladeinfrastruktur muss kein Verlustbringer sein, sagen die Studienersteller. „Wenn die Nutzer von Ladestationen für Elektroautos an gewerblichen und industriellen Standorten für den von ihnen verbrauchten Strom zahlen, ergeben sich profitable Geschäftsmodelle für die Betreiber“, so Aurora Energy Research.
Das Beratungsunternehmen prognostiziert für Deutschland eine Marktpenetration für Elektrofahrzeuge von 23 bis 29 Millionen bis 2040. Aurora Energy Research hebt in seiner Studie hervor, dass Gewerbe- und Industriegebiete (G&I) mit intelligenten Ladeinfrastrukturen eine Schlüsselrolle bei der Elektrifizierung der Mobilität spielen werden. Nicht nur mit Blick auf kommerziell genutzte Fahrzeuge, sondern auch weil nur etwa 60 Prozent der privaten Haushalte über eine mit einer Ladevorrichtung ausstattbare Parkmöglichkeit verfügten.
Die Ladenachfrage auf G&I-Flächen könnte Aurora Energy Research zufolge im Jahr 2040 13-17 TWh erreichen, also im Schnitt rund 6 MWh pro Standort. Die Berater haben vier Geschäftsmodelle für Ladeinfrastruktur untersucht: den Betrieb von Elektro-Fahrzeugflotten, das Laden am Arbeitsplatz, das Laden an öffentlichen Parkplätzen sowie das Laden an Tankstellen und Autobahnraststätten.
Die erstellte Studie identifiziert in allen Fällen profitable Geschäftsmodelle, in denen die Nutzer für den von ihnen verbrauchten Strom bezahlen. Autobahnraststätten und öffentliche Parkplätze erreichen demnach hohe Auslastungen und können eine Marge auf den Stromabsatz pro kWh berechnen. Für ein 20 kW-Schnellladesystem in einem Parkhaus etwa ergebe sich ein Barwert von gut 60.000 Euro, für ein 3,3 kW-Ladesystem am Arbeitsplatz ein Barwert von 7000 Euro.
Weiteres Potenzial sieht Aurora durch die Kombination von Erneuerbaren Energien mit Elektroauto-Ladestationen. Als Beispiele werden die Nutzung der Speicher von E-Fahrzeugen im Strommarkt oder die Kombination von Ladestationen mit lokalen Solarprojekten genannt. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur an G&I-Standorten erleichtere die Koordination von „intelligenten“ Lademustern zu Zeiten niedriger Stromnachfrage, die Kopplung mit Solaranlagen und Speichertechnologien verringere zudem die Stromkosten und könne zur Netzstabilität beitragen.
„Kommerzielle, intelligente Ladelösungen werden eine Schlüsselrolle beim Durchbruch der Elektromobilität spielen und stellen eine spannende Entwicklung für die gesamte Energiewirtschaft dar“, so Hanns Koenig, Projektleiter bei Aurora Energy Research. „Insbesondere in Kombination mit dezentralen Speichern und EE-Kapazitäten kann das System flexibler und umweltfreundlicher gestaltet werden und die ambitionierten Dekarbonisierungsziele der Bundesregierung erreicht werden.“
gerhard meint
bitte nicht vergessen, diequalität eines eiektro kfz definiert sich künftig nicht so sehr über den preissondern vielmehr über die kürze der ladezeitdann lautet es nicht mehr von 0 auf hundert in x sekunden, sondern voll aufgeladen in y minuten
Tesla-Fan meint
Ach!
Paul meint
Der richtige Weg wäre kostenloses Laden bis die Masse umgestellt hat, danach kann man auf lange Sicht die Kosten wieder einspielen. Nicht zu vergessen bei Netzüberlastung könnten alle angeschlossenen Autobatterien umsonst geladen werden und würde so in der Masse als Speicherpotential genutzt werden. Es müssten also keine Anlagen deshalb abgeschaltet werden.
nilsbär meint
Sehe ich genau so! Das würde die E-Mobilität wirklich fördern.
midget meint
@nilsbär
Genau dieses „private Laden“ wollen die Konzerne verhindern
Von den 22kW (an 400V / 32A) kann der verbaute 1P-Lader max. 7,4kW nutzen…
(von Schieflast mal ganz abgesehen)
So will man den Kunden an DC-Tankstellen binden (dort werden tlw. schon Fantasiepreise verrechnet)
nilsbär meint
Ich glaube nicht, dass Ladeinfrastruktur für sich ein Geschäft sein wird. Wird wesentlich mehr als der Haushaltsstrompreis verlangt, werden die Laternenparker ihr Verhalten ändern und nur mehr am Wochenende bei Freunden und Verwandten laden. Vielleicht bekommt dann Tante Miezi am Stadtrand auch unter der Woche Besuch in ihrem kleinen Häuschen. Wo ein Wille, ist eine Steckdose.
Howbie meint
Dafür sind aber Preise von 50 Cent je KW an den DC Ladesäulen und 30 Cent je KW an den AC Ladesäulen recht teuer.
Die Zeittarife sind gegen diese beiden „günstigen“ Varianten sogar exorbitant.
Zuhause kostet da kw zwischen 23 und 28 Cent.
Ich sehe an den DC-Ladern somit annähernd doppelt so hohe Preise…
Da lade ich lieber Schnarch zuhause über Nacht.
Die Preise sind doch nicht gemacht um E-Mobilität zu fördern sondern um Geld zu verdienen.
Auch die Energiewirtschaft ist kein Samariter. Die holen es ebenso aus dem Geldbeutel der Kunden.
Und ich wage sogar eine Wette: Günstiger wird es in Zukunft nicht.
nilsbär meint
Und ich wage auch eine Wette: Wenn es große Preisdifferenzen zwischen privatem und öffentlichen Laden geben sollte, werden das die Millionen Laternenparker nicht akzeptieren. Man stelle sich nur mal vor, jeder Eigenheimbesitzer hätte heutzutage eine private Diesel/Benzintankstelle, wo der Sprit nur die Hälfte kostet…
midget meint
Mit der Reichweite sinkt – im Alltag – die Notwendigkeit eine Strom“Tankstelle“ aufsuchen zu müssen
Ideal wäre DC > 100kW für unterwegs
+ AC 22kW für Zwischenladungen während des Einkaufs, etc.
Leider versuchen die Hersteller das „private Laden“ zu unterbinden und verbauen 1phasige „Schnarchlader“ in ihre BEV
Sie wollen in (naher) Zukunft endlich auch am Treibstoff verdienen!
( bisher mussten sie diese Einnahmequelle notgedrungen der Erdölindustrie überlassen…)
Hans Meier meint
Ich glaube der Studie nicht. E Autos lassen sich über die Steckdose problemlos aufladen. Steckdosen gibt es in jeder Garage und kann kostengünstig bereitgestellt werden. Wer keine Steckdose zuhause hat oder in der Mietgarage, wird auch kein E Auto kaufen. Schnellader braucht man nur beim Reisen. Die Akkugrösse der Autos wird die Ladeproblematik in den Hintergrund drücken.
Man muss auch kein Business draus machen. :) Besser wäre es, über eine jährliche E Auto Steuer die Infrastruktur zu finanzieren und zu unterhalten, ähnlich wie bei den Strassen. Wenn alle zahlen, kostet die Infrastruktur so gut wie nix und es braucht keine Abrechnungssysteme.
Sind wir ehrlich, die einzigen Probleme die es geben wird sind die Schnellader an der BAB in der Ferienzeit. Dafür hab ich noch keine Idee.
Peter W meint
… Wer keine Steckdose zuhause hat oder in der Mietgarage, wird auch kein E Auto kaufen.
Sorry, Hans Meier, das wäre gleichbedeutend mit „wer keine Tankstelle hat kauft keinen Verbrenner“.
Es wird in absehbarer Zukunft keine Verbrenner mehr geben, und Dienstleister die etwas verkaufen wollen werden einen Vorteil erwirtschaften, wenn sie Ladesäulen haben.
Odes was glaubst Du, warum es an jedem Mc-Donalds einen Spielplatz gibt?
Peter W meint
Das erscheint mir alles recht schlüssig. Ladestationen werden in erster Linie da gebraucht wo die Besitzer sich länger aufhalten, also an der Schlaf- und Arbeitsstätte. Ob nun eine Firma Geld fürs Laden verlangt oder nicht, wird in erster Linie vom Arbeitsmarkt abhängen. Werden Mitarbeiter gesucht, oder sollen gehalten werden, dann gibts den Strom als Bonbon, wie das günstige Essen in der Firmenkantine. Das Elektroauto wird manches verändern, weil der Besitzer nicht mehr an Tankstellen gebunden ist. Er/Sie kann überall da, wo es billigen oder kostenlosen Strom gibt, Einkaufen, Arbeiten oder ins Kino gehen. Es wird bald keine Einkaufszentren, Freizeitparks, Hotels oder Gewerbegebiete ohne Ladesäulen mehr geben.
EsGeht meint
+1 sehe ich auch so.
Jeru meint
LIS wird dann zum Businesscase, wenn der Nutzer zur Kasse gebeten wird. Das erkennt die Studie richtig.
Das bedeutet aber auch, das BEV‘s in der Nutzung teurer werden und das ist hier nicht gern gesehen. Die Vorstellung, mit einem BEV völlig unabhängig und dazu noch extrem günstig unterwegs zu sein ist aus meiner Sicht völlig daneben. Es wird Abhängigkeiten von LIS, Batterieherstellern oder dem „Paket“ eines OEM geben und auch der Betrieb muss Geld kosten, da sonst niemand LIS betreiben wird.
Frank meint
Es ist halt alles relativ. Relativ zum Vergifterantrieb bin ich mit E-Antrieb unabhängiger wegen
– der Möglichkeit Kraftstoff selbst herstellen zu können
– günstigen Strom von einer Vielzahl völlig voneinander unabhängiger Quellen beziehen zu können (Haushaltsstrom, Supermarkt, kommunale Angebote, touristische Anlagen …)
– weniger häufigen zwingend notwendigen Serviceintervallen
– simplerer, zukünftig wohl auch immer mehr standardisierter Technikkomponenten die eine Diversifizierung der Seviceangebote beschleunigen werden
Oder anders gesagt, die Möglichkeiten der Industrie am Autokunden über die Lebenszeit hinweg Geld zu verdienen werden durch E-Antriebe eher eingeschränkt. Deshalb ist zu befürchten, dass die Verkaufspreise für e-Pkw noch weiter anziehen. Wer sich wirklich unabhängig fortbewegen will, wird wohl weiterhin zu Fuß gehen müssen.