Claudia Kemfert leitet am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) die Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt. Beim 12. Stuttgarter Klimagespräch der Industrie- und Handelskammer (IHK) Stuttgart machte sie sich für eine Elektrofahrzeug-Quote von 25 Prozent ab 2025 und 50 Prozent ab 2030 stark.
„Es ist dringend notwendig, dass wir umsteuern, um die Klimaschutzziele zu erreichen“, so die Wissenschaftlerin, die Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung ist. Sie mahnte, dass der Verkehrssektor viel stärker auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz ausgerichtet sein müsse. „Es ist daher richtig, auf eine direkte Elektrifizierung des Verkehrs zu setzen.“
Neben einer Elektro-Quote sprach sich Kemfert für eine höhere Besteuerung von Diesel- und anderen fossilen Kraftstoffen aus. Nach ihren Berechnungen könnte eine Energiesteuerreform bis zu neun Milliarden Euro einbringen und die Verkehrs- und Energiewende unterstützen.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und Eckart von Klaeden, Leiter des Bereichs External Affairs bei Daimler, lehnen den Vorstoß der DIW-Expertin ab. „Eine Quote halte ich für falsch“, sagte von Klaeden. „Sie würde den Kunden zwingen, sich zu entscheiden. Und der Kunde wird, wenn es eine Quote gibt, sich nicht für ein Fahrzeug entscheiden, das er nicht haben will.“ In der Konsequenz würden Autofahrer weiter ihren alten Pkw nutzen.
Von Klaeden betonte, dass der Daimler-Konzern künftig elektrische Fahrzeuge in den Mittelpunkt stellen will. Das Geschäftsmodell sei „auf den Erfolg der Elektromobilität ausgerichtet“. Das Angebot des Autokonzerns werde bis 2022 „vollständig durchelektrifiziert“.
Auch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) ist gegen eine Quote für alternative Antriebe: „Wir müssen schon unterscheiden zwischen dem, was politisch-ideologisch entschieden wird und dem, was technologisch machbar ist“, sagte er. Er warnte, dass eine falsche Entscheidung der Politik die Autobranche massiv schädigen könne. Statt Quoten müsse es daher mehr Anreize für den Kauf von Strom-Autos geben, etwa eine flächendeckende Infrastruktur.
Rene W. meint
Forstet die Wälder und Grünflächen wieder auf und ihr habt einen riesigen natürlichen CO2 Speicher.
stueberw meint
Diese Frau ist eine anerkannte Spezialistin und hat meiner Meinung nach vollkommen recht. Schon vor längerer Zeit hat sie gesagt “ Der Kohleausstieg ist machbar“ und wegen dem hohen CO2 Ausstoß auch dringend erforderlich. Nur hört leider keiner der Entscheidungsträger aus der Politik auf diese Frau. Diese Politpflaumen hören viel viel lieber auf die Lobbyisten.
Fritz! meint
Bei den Lobbyisten bekommen sie nach ihrem Politikerleben auch einen Job, die gute Frau Kempfert wird den Politikern keinen Job anbieten können/wollen.
alupo meint
Das ist wohl der Grund.
Ich versuchte vor Jahren den Lebenslauf eines erfolgreichen Politikers in Phasen zu chematisieren:
1 er wird vom Volk gewählt
2 er arbeitet hart und wird Minister, am besten für Verkehr oder Wirtschaft, oder gar Bundeskanzler
3 er tut dann das, was die Lobbyisten forden und bewährt sich aufgrund seiner Kontakte für den nächsten lukrativen Karriereschritt,
4 er wird Manager in der Industrie und ist aufgrund seiner Kontakte zur Politik jeden Euro wert.
Tja, ich denke, so läuft es optimal für einige unserer Politiker.
Reinhard Eher meint
Ja, natürlich wäre eine CO2 Steuer gefragt – nur, das trauen sich unsere Politiker nicht (Angst vor dem Wähler!) – dann also doch lieber eine Quote …
Peter W meint
Ich bin auch gegen eine Quote. Der beste Weg wäre eine echte CO2 Steuer. Fossile Brennstoffe würden dadurch teuer, und EE billiger.
Beispiel: Ein Euro pro kg CO2 würden bedeuten, dass bei Diesel und Benzin etwa 2,80 € pro Liter als CO2-Aufschlag drauf kommen. Bei Braunkohlestrom wären es etwa 1,20 € pro kWh und bei EE-Strom wären es 3 Cent pro kWh.
Das hätte einen durchschlagenden Erfolg für die Umwelt, aber das will ja keiner.
Leotronik meint
Ich wäre für eine Emissionssteuer auf CO2, NOx, Dioxine, SO2, Nanopartikel, unverbrannte HC und weitere schädliche Substanzen. Dadurch würde ein Verbrenner in den Bereich der hochgradig gefährlichen Einrichtungen rücken. Leider will das keiner wahrhaben und nix passiert.
nilsbär meint
Wenn ab 2050 der Verkehr CO2 frei sein soll, brauchen ab ca. 2030 einen Neuzulassungsstopp für Verbrenner.
Eine Mindestquote davor hat den Vorteil, dass die Hersteller diesen Termin ernst nehmen. Ohne Quote lassen sie vielleicht die Jahre verstreichen und der Endtermin ist dann logistisch oder politisch nicht mehr haltbar.
Also z.B. 10% emissionsfreie Autos in 2021 und dann jedes Jahr 10% mehr bis zu 100% in 2030.
Peter W meint
Der Verkehr wird niemals CO2 frei. Fzge, Reifen und Ersatzteile müssen auch hergestellt werden. Auch EE erzeugen bei der Herstellung, Montage und Wartung der Anlagen CO2. Das ist zwar wenig, aber ohne CO2 gibt es gar nichts. Man sollte sich nicht von dem Märchen des CO2 freien Verkehrs blenden lassen.
nilsbär meint
Du hast natürlich recht. Es kann immer nur um annähernd CO2 frei gehen. Aber was ist dein Punkt? Sollen wir nichts tun, weil das Ideal unerreichbar ist?
JoSa meint
Und selbst wenn wir nichts tun, atmen wir CO2 aus.
Peter W. meint
Natürlich sollen wir nicht Nichts tun, aber wir sollten unbedingt den Individualverkehr zumindest dort deutlich einschränken, wo viele Menschen auf engem Raum leben. Innenstädte und Zonen ohne Autoverkehr sollten das Ziel sein. Auch ein E-Auto ist eine Platz verschwendende Blechkiste in einer dicht besiedelten Stadt. Grünflächen sind wertvoller als Parkplätze.
Jensen meint
Frau Kempfert, deren Arbeit ich sehr schätze, hat sicher Recht, dass eine Quote von Nöten ist und allen Beteiligten Planungssicherheit und Motivation sein sollte.
Die genannten Herren Scheuer und Klaeden sollten eigentlich in Ihren Häusern über genügend Spezialisten verfügen, die Ihnen erklären können, wie sich der Weltmarkt Elektromobilität in den nächsten Jahren entwickeln wird. Die genannten Anteile am Markt dürften die absoluten Unterwerte sein, egal was sich nun VDA-Mitglieder, Verkehrsministerium und andere Lobbyisten so ausmalen, wünschen und für Deutschland verbreiten lassen.
Keine Quote für E-Autos ist faktisch eine Quote für Verbrenner, um mal den etwas schiefen Blick von Herrn Klaeden aufzunehmen. Durch das Nichtangebot von E-Autos gibt es faktisch einen Verbrennerzwang beim Kauf.
„In der Konsequenz würden Autofahrer weiter ihren alten Pkw nutzen.“
Das wäre sehr zu wünschen, den vorhandenen Wagen so lange zu nutzen, wie es geht und dann auf ein BEV umzusteigen, wenn es für sie möglich ist. Jeder weiter genutzte Verbrenner, der eben nicht gegen ein Verbrenner-Neufahrzeug ausgetauscht wird, ist auch eine wichtige Unterstützung für die Elektromobilität und ein klares Signal an die Industrie.
alupo meint
Das sehe ich genauso.
Nur heute keinen neuen Verbrenner mehr kaufen. Den will in 2025 keiner mehr.
Der Restwert berechnet sich dann als Marktpreis in z.B. Tschetschenien minus Transportkosten minus Händlermarge. Da bleibt nicht mehr viel übrig für den Vorbesitzer.
Das läuft mit dem Diesel schon heute so ab, nur dass Bulgarien, Rumänien etc. noch nicht ganz so weit weg ist.
Leotronik meint
Es sieht nicht danach aus dass die chinesische Autoindustrie mit der Pflichtquote geschädigt wird. Im Gegenteil haben sie dadurch enorme Vorteile und die ganze Welt zittert vor der chinesischen EV Übermacht. Lü Lü Lü gn gn gn er er er.
nilsbär meint
Die Chinesen haben eben einen Masterplan für die E-Mobilität, den sie mit aller Konsequenz und Brutalität verfolgen. Erschreckend und faszinierend zugleich. Weiß nicht, ob das für uns ein Vorbild sein soll.
Peter W meint
Sich von Betrügern verschaukeln zu lassen, wie wir es tun, ist auch nicht Vorbildlich. Da darf man dann schon fragen was schlimmer ist: Staatsquoten oder freie Betrugswirtschaft.
150kW meint
Die Subventionierung China ist auch nicht ohne Betrug vonstatten gegangen.
Jörg2 meint
@150kW
Schon wieder diese Kindergartenargumentation? „Ich hab zwar Daniel den Holzklotz geklaut, aber Christian macht das mit Rolf-Peter auch immer!“….
150kW meint
Nicht ich habe China und Betrug ins Spiel gebracht.
Düsentrieb meint
Hoffentlich lassen sich die was ändern wollen nicht von ‚Lügen‘ wie durchelektrifiziert‘ beeinflussen. Damit sind nämlich in erster Linie Verbrenner mit Batterien gemeint.
Und bitte nicht die Schiffe und Flugzeuge vergessen…
Gerhard Brouwer meint
VW wird keine Quote brauchen und 50% 2030 könnte eine Bremse für die Elektromobilität sein. Unbedingt her muss eine höhere Besteuerung von Diesel und Benzin! Vielleicht eine nach oben hin offene Mindestquote?
Düsentrieb meint
Vor der höheren Besteuerung müsste erst mal die Subventionierung fallen…
Peter W meint
Soll ich jetzt lachen oder heulen? VW muss etwa 25% abgasfreie Fzge bis 2023 erreichen um die ca. 95 Gramm einzuhalten. Abgasfrei bedeutet aber nicht BEV, ein Plug-in tuts auch.
Und warum sollte eine Quote eine Bremse sein? Eine Quote wäre eine Mindestanforderung. Oder werden in Firmen keine Frauen mehr eingestellt, wenn die Frauenquote erfüllt ist?
jomei meint
Quote kombiniert mit höherer Treibstoff-Besteuerung? Nachher holt der Scheuer seine gelbe Weste aus dem Kofferraum und legt sich quer vor die Einfahrt zum DIW ;-)
Skodafahrer meint
Der Vorteil einer Elektroautoquote ist:
Es gibt keine Subventionen für neu in den Markt tretende reine Elektrowagenhersteller wie zB. Tesla.
Tesla bekam 7500$ Förderung für (bis 200000 gebaute Elektroautos) in den USA.
Nach Rückgang der Förderung folgt der Eintritt des Models 3 in Europa im nächsten Jahr. In Deutschland gibt es derzeit eine Förderung von 2000€ durch den Staat (+2000€ Eigenanteil durch den Hersteller).
Michael S. meint
Naja, das ist extreme Vereinfachung des amerikanischen Systems. Erstmal bekommt nicht der Hersteller die Förderung sondern der Kunde. Zweitens ist der Betrag anrechenbar auf die Einkommenssteuer und wird nicht vom Kaufpreis abgezogen oder ausgezahlt. Drittens läuft diese Steuergutschrift in mehreren Stufen über einige Quartale Stück für Stück aus, sobald der Hersteller sein 200.000. Fzg in den USA zugelassen hat. Das ganze System ist keinesfalls mit dem in Deutschland vergleichbar.
Jörg2 meint
Was meint Herr von Klaeden mit: “Sie würde den Kunden zwingen, sich zu entscheiden. Und der Kunde wird, wenn es eine Quote gibt, sich nicht für ein Fahrzeug entscheiden, das er nicht haben will.” ???
Soll das eine Quote für den Käufer sein? Im Sinne von „Jedes zweite Auto, was Du kaufst, muss vollelektrisch sein!“?
Oder eine Herstellerquote?
Im Übrigen: Ich, als Kunde MUSS mich IMMER entscheiden. Mindestens zwischen „kaufen“ und „nicht kaufen“. Und natürlich entscheide ich mich als Kunde niemals FÜR etwas, was ich nicht haben will (so lange es Alternativen gibt).
Was für ein Lobbyistengedöns …
Dieselfahrer meint
Eine Herstellerquote „50% E-Fahrzeuge“ führt immer zu einer Kundenquote „50%“, wenn sie für alle Hersteller gilt. Im Zweifel müsste man dann mit seiner Bestellung seines Benziners so lange warten, bis jemand anders ein E-Auto bestellt hat. Oder die Hersteller steuern die Preise so, dass sich die Quote einstellt.
Egal: Ich habe das Gefühl, dass alle diese Vorschläge vor 10 Jahren Sinn gemacht haben, aber jetzt eh schon obsolet sind. Das BEV werden mit Macht kommen.
Jörg2 meint
@Dieselfahrer
Das gilt doch nur für einen abgeschottenen, begrenzten Markt. Den gibt es faktisch aber nicht.
Mir ist als Kunde auch egal, wieviel kleine eSmart DAIMLER in seine CarSharing-Flotten parkt, um eventuelle Vorgaben zu erfüllen. Wenn ich das angebotene Auto XY kaufen möchte (und die Rahmenbedingen stimmen), dann kaufe ich das. Egal, welches Quotenproblem der Hersteller hat.
Jörg2 meint
Wie muss ich mir das praktisch vorstellen?
Sagen wir mal, die Quote lautet „50/50 rote und weiße Autos“.
Wenn beim Händler alle roten Autos weggekauft sind (da aus irgendeinem Grund begehrter), dann wird erstwieder rot in den Verkausraum geschoben, wenn die gleiche Anzahl weißer Autos verkauft wurde?
Oder reden wir eher von einer Mindestquote? DAS wäre unproblematisch, wenn das „mindestens“ auf die Autos zutrifft, die sowieso begehrter sind.
Peter W meint
Eine Quote für E-Autos wäre sowieso eine Mindestquote, was denn sonst? Oder glaubt jemand. dass mit der Erfüllung der Quote nur noch Verbrenner verkauft werden dürfen?
Jörg2 meint
@Dieselfahrer sieht das als Erfüllungsquoten (zumindest lese ich das bei ihm so).
Ralf Schoch meint
Die Realität wird schneller sein, als die vorgeschlagenen Quoten!
Schon heute ist in bestimmten Märkten und Fahrzeugsegmenten der Tipping Point erreicht. Dort werden mehr E-Fahrzeuge als Verbrenner verkauft. Die Verbrenner sind dort sehr stark eingebrochen. Dieses Signal ist wohl auch bei deutschen Automobilherstellern angekommen.
Welche Auswirkungen es bei Ihnen in der Praxis hat wird man noch sehen. Ansonsten machen halt andere das Rennen. Bin schon gespannt wie es nächstes Jahr in Deutschland aussieht, wenn das Model 3 kommt. Da werden wohl ein paar Statistiken auf den Kopf gestellt werden.
McGybrush meint
Glaube auch das die Quote überflüssig ist und dem Realen Geschehen ab 2030 hinterher hinken wird.
Wäre so als ob sich Apple und Google 2009 dafür einsetzen würden das in 10 Jahren mindestens 50% der Handy‘s Smartphones sein sollen.
Tim Leiser meint
:-)
xordinary meint
Wie wär’s, wenn die Regierung mal ihre fetten Diesel abschaffen würde?
midget meint
Quote ist das Einzige das hilft -> siehe China
Dann bleibt auch (ein Teil der bzw. ) die Produktion in Deutschland