Elektroautos werden in Deutschland seit diesem Jahr über den „Umweltbonus“ mit bis zu 6000 Euro bezuschusst, finanziert jeweils zur Hälfte vom Bund und den Herstellern. Zuvor betrug die 2016 gestartete Förderung 4000 Euro. Deutschlands zweitgrößter Autoclub ACE fordert nun eine weitere, deutliche Erhöhung der Kaufprämie.
Der Umstieg auf batterieelektrische Pkw müsse durch zusätzliche Anreize attraktiver gemacht werden, so der ACE in einer Mitteilung. Nach dem Anstieg der Schadstoffemissionen im Verkehrssektor im vergangenen Jahr und der Einführung des Umweltbonus müssten jetzt nur mit Batterie betriebene, „echte“ Elektroautos in den Fokus von Fördermaßnahmen gerückt werden.
In der Neuwagen-Zulassungsstatistik für den Monat Februar würden vollelektrisch fahrende Modelle trotz deutlichen Zuwachses weiter hinter teilelektrischen Plug-in-Hybrid-Fahrzeugen und Pkw mit Verbrennungsmotoren hinterherhinken. Stefan Heimlich, Vorsitzender des ACE, sehe Handlungsbedarf: „Die Zukunft des Pkws gehört rein batteriebetriebenen, wirklich emissionsfreien E-Autos. Diesen Umstieg müssen wir schnell hinbekommen, und dafür braucht es zusätzliche Anreize.“
Konkret spricht sich der ACE bei Batterie-Wagen bis zu einem Kaufpreis von 40.000 Euro für eine Erhöhung der Kaufprämie auf 8000 Euro aus. Bisher werden entsprechende Elektroautos mit 6000 Euro bezuschusst, für teurere Fahrzeuge bis 65.000 Euro gibt es 5000 Euro Prämie. Der Kauf von Plug-in-Hybriden wird derzeit mit einem Umweltbonus von bis zu 4500 Euro unterstützt – dies soll nach dem Willen des ACE der Höchstbetrag bleiben.
Der Autoclub fordert auch eine zügige Umsetzung der erforderlichen Änderungen im Wohnungseigentümergesetz, damit Wohnungseigentümer und -mieter in Mehrparteienhäusern Elektroauto-Lademöglichkeiten einfacher und unbürokratischer installieren können. Außerdem sei die Einführung eines transparenten, einheitlichen Bezahlsystems an öffentlichen Ladesäulen nötig.
Darüber hinaus begrüße der ACE den Vorschlag des Umweltbundesamtes zur Einführung einer verbindlichen Elektroauto-Quote. „Trotz der insgesamt gesunkenen CO2-Emissionen im Jahr 2019 ist im Verkehrssektor der Schadstoffausstoß gestiegen“, so Heimlich. „Das ist inakzeptabel. Deshalb geht auch der Vorschlag des Umweltbundesamtes nach verbindlichen Zulassungsquoten für E-Autos in die richtige Richtung. Diese sollte es jedoch nur für rein batterieelektrisch betriebene Pkw oder solche mit Brennstoffzellenantrieb geben, denn nur so sichern wir individuelle Mobilität.“
Swissli meint
Man sollte sich in Deutschland eher mal mit dem Ausstieg der Förderungen befassen, statt diese zu erhöhen und zu verlängern.
Kommt mir vor wie ein Junkie, der immer eine höhere Dosis benötigt für seinen Flash.
CR meint
Ich würde überhaupt keine Subventionen auf das E-Auto haben wollen. Weder Kaufprämien, noch irgendwelche Firmenförderungen durch 0,5% Steuersatz. Dann müsste sich das E-Auto schlichtweg am Markt durchsetzen und der Preis würde dann automatisch irgendwann fallen durch Rabatte etc. weil die Hersteller Strafen zahlen müssen für hohe CO2 Emissionen. Lieber nach und nach dann auch die Dieselsubventionen auslaufen lassen. Und CO2 Stück für Stück höher versteuern.
Wenn sich das E-Auto nicht so von allein durchsetzt, dann ist es nicht marktreif.
PS: Ich fahre ein E-Auto und zwar aus Überzeugung, aber nicht wegen irgendwelcher Kaufprämien.
Heureka meint
@CR
Volle Zustimmung! 1+
Peter W meint
Das ist meiner Meinung nach der falsche Ansatz. Umweltgerechtere Technik ist leider teurer als eine in Massenfertigung eingefahrene Produktion. Es gäbe keinen Fortschritt, wenn es der Markt regeln müsste, es muss in der Regel immer eine Anschubfinanzierung her um eine neue teure Technik einzuführen. Einfach nur „das Alte“ teurer zu machen ist keine Lösung und hätte eventuell auch fatale Folgen. Wie sollte man zum Beispiel den derzeitigen Preisverfall beim Öl kurzfristig ausgleichen?
Ich sehe es durchaus als sinnvoll an, wenn der Staat eine gewollte Veränderung finanziell anschiebt. Ohne diese Anschubsubventionen wären PV-Anlagen noch so teuer wie vor 10 Jahren, und kaum jemand würde über eine teure Wärmepumpe nachdenken, wenn es zum Ausgleich keine Förderung gäbe. Mit einem leichten Preisanstieg wie zum Beispiel der CO2-Steuer, lässt sich eine neue Technik leicht gegenfinazieren. Würde man aber den Treibstoff so viel teurer machen, dass sich das E-Auto für jeden nachvollziehbar rechnet, würde man dem Land einen Bärendienst erweisen. Im Übrigen würden dadurch Pendler bestraft. Ein paar Jahre des Übergangs und ein bisschen finanzielle Nachfilfe beschleunigen den Umstieg extrem.
Uwet meint
PS: Ich fahre ein E-Auto und zwar aus Überzeugung, aber nicht wegen irgendwelcher Kaufprämien.
das Sehen eben 95% aller Käufer anders, OHNE Förderung wär Elektro heute noch bedeutungsloser, was wäre Norwegen ohne Förderung?
Ein Opel Corsa E ohne Förderung für 30000€ lässt sich eben einfach rational nicht an dem Mann bringen, wenn der Verbrennerkollege vollausgestattet für 22000€ daneben steht.
NiLa meint
Was Norwegen ohne Förderung wäre, ist eine sehr gute Frage. Fakt ist, dass BEVs dort aktuell ~50% der Neuwagenzulassungen ausmachen. Fakt ist aber auch, erstens, dass es dort in absoluten Zahlen noch nie so viele Verbrenner wie heute gab und zweitens, dass die Mehrheit der dortigen E-Auto-Besitzer zusätzlich einen Verbrenner besitzt. Das geht aus den Veröffentlichungen des Norwegischen Statistischen Amtes eindeutig hervor, ebenso wie der Umstand, dass das private E-Auto massiv Fahrten mit dem ÖPNV ersetzt.
Langer Rede kurzer Sinn: Hohe Förderungen sorgen zweifelsfrei für hohe/höhere Verkaufszahlen, aber keineswegs zwangsläufig für eine echte Verkehrswende. (Will die überhaupt jemand abseits der Birkenstockfraktion?)
Broesel meint
@NiLa
Fakt ist…? 2017 veröffentlichte nordisch.info einen Artikel über die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln in Europa. Norwegen war schon damals das Schlusslicht bei der Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel. Überhaupt nur 11% der Norweger benutzten diese. Wenn nun also 50 % der Neuzulassungen eAutos sind, wird es aber nicht sehr lange dauern, bis die eAutos auch Fahrten ersetzen, die nicht mit Öffentlichen erledigt wurden. 2017 waren die meisten der heute in Norwegen fahrenden eAutos noch nicht vorhanden, muss man vielleicht noch erwähnen. Und auch in Deutschland gibt es sehr viele Leute mit Zweitwagen. Zunächst ein sehr großes eAutopotential. Und ich gehöre dazu und will eines. Birkenstockfraktion trifft es bei mir so was von gar nicht, sie würden es kaum glauben. Aber sinnloser CO2 Ausstoss darf meiner Ansicht nach durchaus vermieden werden. Und es gilt: Der Audi etron in Norwegen stösst im Betrieb (für die Batterieladung selbstreden) etwa so viel CO2 aus, wie das ebike in Polen. In keinem Land macht ein eAuto mehr sinn als in Norwegen, dank der Wasserkraftwerke und kaum CO2 bei der Stromerzeugung.
NiLa meint
@ Broesel: „echte Verkehrswende“ ist so ein Kampfbegriff aus der grünen Ecke, der eben nicht das Ersetzen von Verbrennern durch E-Autos bezeichnet, sondern das Ersetzen von Autos allgemein durch ÖPNV oder noch besser Fahrräder. Das meinte ich. Und ich frage mich, ob DAS wirklich jemand außerhalb besagter Kreise möchte. Die Zulassungszahlen sprechen nicht gerade dafür.
Und ja, auch ich möchte CO2 vermeiden und hätte durchaus Spaß an einem BEV für den Alltag. Würde ich mein Hobbyfahrzeug mit Verbrenner dafür hergeben? Nicht in diesem Leben.
Broesel meint
@CR
Also wenn sie den Steuersatz der Firmenförderung nicht anpassen, werden sie den (in vielen Fahrzeugbereichen absolut maßgebenenden) Geschäftswagenbereich überhaupt nicht erreichen. Der Stromer ist deutlich teurer, die Firma zahlt dies. Der Nutzer zahlt dafür auch noch mehr, da der Wagen teurer ist. Lädt der Fahrer Strom zu Hause, ist dann die Bezahlung durch das Geschäft eventuell auch schwierig. Den Sprit allerdings zahlt der AG. Und da hilft es nichts, wenn sie CO2 Abgabe erhöhen und Dieselsubvention abschaffen (Dank Corona ist der Ölpreis ja stärker gefallen als die „Dieselsubvention“ hoch ist). Dumm speziell in Deutschland ist ja unser extrem hoher Strompreis. Da gewinnt man über den Betriebsstoff kaum etwas. Mein Bluemotion Passat braucht etwa 4,8 l/100 km * 1,10 €/l=5,28 € bei 30 Cent/kWh ergibt dies 17,6 kWh/100 km, um momentan Gleichstand zu erreichen.
Der Mischa meint
Grundsätzlich sollte jede Förderung gestrichen gestrichen werden. Ebenso die 0.5% Regelung.
Auch Supercredits müssen gestrichen werden. Erst dann wird die Industrie auch von Grundaif günstige Autos entwickeln.
Wenn sie Regierung jemanden belohnen möchte kann sie das nachträglich machen ein dem es einen Rabatt auf die Steuer oder der Kfz-Versicherung gibt wenn ein BEV / FCEV gekauft/geleast hat oder ein Fahrzeug das im RDE eine ganze Tankfüllung Schadstoffarm (CO2 und andere Schadstoffe) verfährt
MiguelS NL meint
Sollte es soweit kommen, dann bitte (effektiver Weise) erst ankündigen wenn die Regelung eingeht.
MiguelS NL meint
8.000 Euro wären sofort möglich.
PHEV-Förderungen sollten sofort gestrichen werden, d.h. auch auch die 0,5% Regelung für Firmenwagen.
Die Prämie für Firmenwagen sollte sowieso wegfallen.
Alleine 8.000 Euro wären bis 50.000 Euro, würde die heutige Steigerung Anzahl-BEV noch mal verdoppeln.
Ich denke all diese Maßnahmen würden die Anzahl BEV-Zulassungen mit 500% Steigern gegen über dem Vorjahr.
Viel effektiver wäre es um alle Förderungen zu streichen. Dafür ist es jetzt (natürlich) zu spät, aber man könnte die Förderungen innerhalb der nächsten 3 Jahr auf Null bringen und im gleichen Zeitraum (ggf. über 5-Jahre) sollten Verbrenner bedeutend teurer werden lassen, insbesondere die Spritkosten.
NiLa meint
Bedeutend teurere Spritkosten treffen alle, die sich nicht mal eben so ein neues Auto leisten können. Oder möchten Sie, dass möglich wenig Leute Auto fahren können? Dann sollten Sie das auch gleich so sagen.
Aber hey, wer sich kein Brot leisten kann, soll halt Kuchen essen, oder?
MiguelS NL meint
Ist mir klar, es gibt aber verschiedene Wege die nach Rom führen, z.B
1. es sollte daher möglichst gleichmäßig laufen
2. in 5 Jahren ist Mobilität sowieso günstiger, Dienste, autonom, elektrisch, Gebraute BEV ab 3.000 Euro, keine KFZ-Steuer, sehr wenig Wartung…
3. man kann es auch über die KFZ-Steuer steuern z.Bfür junge Verbrenner bedeuten deutlich erhöhen, je jünger desto teurer.
hu.ms meint
Bei der kfz-steuer gabs bisher für zugelassene fahrzeuge bestandsschutz.
Neu bei neuzulassungen könnte man eine satte emissionsabhängigen zusätzliche zulassungssteuer erheben. Wie z.b. in DK.
Die würde dann die BEV-förderung teilweise finanzieren. :-)
NiLa meint
Ein Bonus-/Malussystem bei der NEUzulassung scheint mir das fairste Instrument zu sein.
Gunnar meint
Waren die vom ACE das letzte halbe Jahr im kollektiven Winterschlaf? Es wurde doch erst Ende 2019 eine Aufstockung angekündigt und nun verbindlich umgesetzt. Die hätten sich mal ein paar Monate früher melden sollen, um mit in die Verhandlungen zu kommen.
Wenn ein Fußballer nach dem Abpfiff ein Tor schießt, zählt das dann noch?
Yoyo meint
Vielleicht hat die Autoindustrie mit ihren Connections zum ACE das bei der jetzigen Absatzflaute lanciert. Nur mal so gedacht…. ;-)
DerMond meint
„normal berechnen, auf diesen Preis mein eigenanteil für die Umweltprämie draufrechnen,“
Das ist im Prinzip das Vorgehen dass praktisch bei allen Ökoförderungen durchgezogen wird. Bevor der erste Endkunde was kauft ist da schon die Kalkulationshilfe für den Händler raus.
hu.ms meint
Ich habe für einen ID.3, 58kwh rd. 12.000 € preisdifferenz zu einem golf benziner errechnet.
Natürlich kommen bei mir über 10 jahre / 125.000 km nutzung rd. 8.000 € davon durch fahrenergie-, kfz-steuer-, wartung-, ersatzteil-ersparnisse wieder herein. Zusammen mit der aktuellen prämie von 6.000 € geht es sogar ins plus.
Aber der masse der käufer ist das kaum zu vermitteln, da sie es weder verstehen, noch glauben und auch den mehrpreis nicht „bevorschussen“ können.
ID.alist meint
Darf ich mal fragen mit welchem Golf Du verglichen hast? Ich komme auf eine (austatungsbereinigte) kleinere Differenz.
hu.ms meint
ID.3, 58 kwh, 150 kw, metallic + 2 paktete, minus kleiner rabatt = 38.000 €.
Golf 8, 150 PS automatic, metallic + ausstattungen wie ID.3, minus guter rabatt = 26.000 €.
MiguelS NL meint
Dein Vergleich : Golf 8 150 PS Automatik vs ID.3 204 PS
bedeutet in Anschaffung unterm Strich, d.h. abzüglich Rabatte/Prämien, eine Differenz von 6.000 Euro.
Übrigenz, mit rund 21% Rabatt beim (neuen) Golf 8 bist du aber sehr optimistisch.
MiguelS NL meint
12.500 Euro ??? Ich komme bereits ohne Förderung auf negative Differenz, d.h. bessere Preisleistung des ID.3.
Der Golf 8 mit 130 PS mit Handschaltung kostet 26.500 Euro. Mit Automatik (150 PS) 32.500 Euro.
Der ID.3 mit 330 km aber trotz 125 PS schon den deutlich besseren Antrieb, soll Listenpreis unter 30.000 Euro kosten. Die 420 km Version mit 204 PS (!!) rund 36.000 Euro.
In meinen Augen ist der ID.3 ( und andere MEB…), wie Tesla, nicht teurer als vergleichbare Verbrenner, eher günstiger.
MiguelS NL meint
„Mit Automatik (150 PS) 32.500 Euro.“ Ich korrigiere, 30.000 Euro.
Nach Abzug der Förderung kostet der ID.3 6.000 weniger als der Golf 8 mit Automatik. Ja, ich weiß bei den Verbrennern wird es jede Menge Rabatte geben.
Baldiger Konafahrer meint
Nochmehr Förderung? Warum?
Dann müssen die Hersteller ja nichts mehr am Preis machen!
Ich würde dann als Autozulieferer folgends machen.
Meinen Verkaufspreis fürs Auto normal berechnen,
auf diesen Preis mein eigenanteil für die Umweltprmie draufrechnen,
Somit: Ich verdiene mein Geld mit dem Auto normal, und der Vater Staat vergünstigt das Auto, super läuft. Warum sollte ich mich den jetzt anstrengen den Preis weiter zu reduzieren?
Ich finde den Weg besser mit den Strafzahlungen für die Automobilhersteller.
Zuviel CO2 Ausstoß Strafe Zahlen.
Jetzt sind die Hersteller daran intressiert diese Strafzahlungen so gering wie möglich zu halten. Da kann der Automobilhersteller auch den E-Wagen günstiger verkaufen, wenn dies immer noch billiger ist, als die Strafzahlungen, nur über Strafe lernt die Firma (Mensch), freiwillig verzichtet keine Firma auf Gewinn!
Bernhard meint
+1. So ist es. Die Autohersteller kalkulieren doch jetzt bei jedem neuen Modell die Prämie gleich mit rein und im Endeffekt hat der Endverbraucher fast nichts davon.
Hoffen wir, daß der Druck durch die CO2-Steuer mehr bewirkt als diese unnötige Quersubventionierung und dadurch spätestens zum Herbst hin die Rabatte auf BEV´s kommen.
Heike meint
Ja aber genau diese Subvention von Herstellern die BEV bauen ist doch gewollt. Um den Verbraucher geht es doch gar nicht! Es soll sich für die Industrie rechnen auf BEV umzusteigen, deren Margen aus verschiedenen Gründen (u.a. Akku) geringer ausfallen als bei ICE. Verstehe das Problem nicht…