Elektroauto-Batterien arbeiten bei kalten Temperaturen schlechter, die Reichweite sinkt dadurch je nach Baujahr und eingesetzter Technik teils deutlich. Moderne Stromer schneiden hier laut Experten aber immer besser ab. „Bei den Fahrzeugen der ersten Generation war das teils ein Problem. Die heutigen Batteriegrößen jedoch ermöglichen es problemlos, den Wagen kräftig einzuheizen“, so Volker Blandow vom TÜV SÜD im Gespräch mit der Automobilwoche.
Dass der Zustand der Batterie auch bei neueren Elektroautos Einfluss auf die Reichweite hat, bestreitet Blandow nicht. Er rät daher, mögliche Voreinstellungen zu nutzen – etwa das Vorwärmen des Energiespeichers via Smartphone-App. „Hierbei wird dann auch die Fahrzeugbatterie vorgeheizt, um Leistung, Brems- und Ladeverhalten zu optimieren.“
Auch BMW empfiehlt seinen Kunden die Vorkonditionierung ihrer Elektroautos. „Ist das Fahrzeug dabei an einer Ladestation angeschlossen oder auch nur an einem 230-Volt-Ladekabel, kommt die dafür benötigte Energie aus dem Netz“, sagt Paloma Brunckhorst von BMW. Die Reichweite werde so nicht durch das Aufheizen des Innenraums belastet.
Dass batteriebetriebene Autos im Winter weniger Kilometer mit einer Ladung fahren können, liegt zum einen an der für die Heizung benötigten Energie. Die Kälte wirkt sich aber auch direkt auf die Leistungsfähigkeit innerhalb der Batterie aus. Blandow nennt konkrete Zahlen: Eine Heizung mit einer Leistung von fünf Kilowatt sorge bei einem Fahrzeugverbrauch von 15 Kilowattstunden auf 100 Kilometern für einen Reichweitenverlust von etwa 30 Prozent.
Neben der Vorkonditionierung der Batterie kann im Winter auch während der Fahrt für mehr Reichweite gesorgt werden. Die Hersteller bieten für den Betrieb ihrer Elektroautos in der Regel verschiedene Fahrmodi, die beispielsweise die Kraftverteilung optimieren oder die Leistung der Heizung reduzieren. Blandow rät zudem, während der Fahrt die stromsparendere Sitz- und Lenkradheizung einzusetzen. Dadurch lasse sich die Innentemperatur ohne größeren Komfortverlust „durchaus um drei, vier Grad“ absenken.
Warme Batterien laden schneller
Auch auf das Laden von Elektroautos hat das Klima Einfluss. „Wer versucht, ein sehr kaltes E-Auto schnell aufzuladen, wird sich möglicherweise wundern, wie lange das dauern kann“, so Blandow. Der Grund: Die chemischen Reaktionen innerhalb der in aktuellen E-Pkw eingesetzten Lithium-Ionen-Technologie brauchen es warm. Es empfiehlt sich daher, die Ladezeit in den Wintermonaten mit Hilfe eines Timers voreinzustellen. Anschließend sollte das Elektroauto möglichst bald genutzt werden: Wenn die Batterie „quasi nahtlos von ‚Laden‘ in ‚Fahren‘ übergeht, wird sie nicht komplett auskühlen“, erläutert Blandow.
Die Rekuperation von Elektroautos, also die Energierückgewinnung beim Bremsen, wird ebenfalls von kalten Temperaturen in Mitleidenschaft gezogen. „Bei einem ausgekühlten Auto funktioniert das zunächst noch nicht so effizient wie bei einem vorklimatisierten“, so BMW-Managerin Brunckhorst. Das Fahrverhalten werde davon aber nicht beeinflusst – nach wenigen Kilometern, wenn die Batterie auf Betriebstemperatur ist, funktioniere die Energierückgewinnung meist wieder in vollem Umfang.
Uwe meint
Und dann wäre da noch die Wärmepumpe:
http://www.hochvoltkompetenz.de/details.html?content=41234&backlink=667&cHash=c86e6be1618342cc9010303b88a0dd34
Im E-Golf als Wasser-Luft-Wärmepumpe eingebaut. Grundsätzlich aber auch als Luft-Luft-Variante denkbar.
Dann kann die die Wirkung durch gesundheitsfördernde Ernährungsgewohnheiten unterstützt werden: Reichlich Knoblauch und Zwiebeln verwenden!
In allen Fällen wird die Temperierung des Kältemittels aber durch Stromverbrauch zusätzlich unterstützt, was je nach technischem Konzept die Reichweite des Fahrzeuges reduziert.
Im Renault Zoe ist das sehr gut gelöst. Die 40kwh-Variante schafft auch im Winter rund 280 km.
Leonardo meint
Für den der die volle Reichweite benötigt ist Innenraum vorheizen und Batterieheizung ausnahmsweise OK, bei allen anderen ist es pure Energieverschwendung.
Jürgen Baumann meint
Für den Winter einen kleinen Tank für Bioalkohol einbauen und dann laufen lassen.
Uwe meint
Der Flachmann wird bei der Verkehrskontrolle nicht gern gesehen!
Redlin, Stefan meint
Nicht aufregen Jungs, wenn die Verbrennerfahrer weiter so zögerlich umsteigen, dann arbeitet die Erderwärmung f ü r unsere winteruntauglichen Akkus.
Leotronik meint
Batteriekonditionierung und Fahrgastraumerwärmung ist doch nicht das Gleiche. Konditionierung soll ja die Batterie erwärmen. Das geht aber nicht wenn der Innenraum mit Netzstrom temperiert wird. Eigentlich wäre am besten den Innenraum von der Batterie aufzuheizen und anschliessend den Verbrauchten Teil schnell mit Netzstrom nachzuladen. Ein 3kW Ladeanschluss ist aber zu schwach, besser wäre 11kW oder mehr. Klar geht das wieder auf die Lebensdauer. Aber dadurch wäre die Reichweite im Winter besser.
Ich meint
Wenn der Innenraum durch die Batterie erwärmt werden kann, kann die Batterie auch durch den Innnenraum erwärmt werden.
: )
Blackampdriver meint
Eines der größten Herausforderungen für die E-Bauer und Entwickler. 30% Unterschied in der Reichweite zwischen Sommer und Winter ist bei einem 30 kwh Akku kein Pappenstil. Vor allem beim Kauf wäre eine adäquate Beratung seitens des Händlers mehr als gewünscht. Vielleicht dann doch zu der größeren Batterie greifen und dem Winter gelassener entgegen sehen.
Swissli meint
Ist auch der Grund warum ich auf mind. 500 km WLTP (=Sommer) warte. Dann sollten im Winter 350-400 km möglich sei, sodass einem Skitag in den Bergen (ohne Nachladen) nichts mehr im Wege steht.
Aber jeder hat halt ein anderes Fahrprofil.
Hans Meier meint
Winterreifen, Berge, Kälte, Heizen und Höhenmeter überwinden mit vollbepacktem Auto verlangen von einem E-Auto Akku ziemlich alles ab. Schnell in die Berge fahren und wieder nach Hause wird auch mit 400km RealRW ohne Nachladen nicht lustig, warts ab. Wenn ich was gelernt habe, dann Berge nicht zu unterschätzen. Beim Bergauffahren gehts schnell in die 30 – 40 kWh Verbrauchsbereiche (ohne Heizung) im Sommer.
E-Tom meint
Auch wenn ein E-Auto natürlich kein Perpetuum mobile ist, so habe ich festgestellt, dass sich die bergauf und bergab Fahren fast ausgleichen. In dieser Reihenfolge ist es besser als umgekehrt und bergauf lieber langsamer und dafür bergab schneller ergibt ein erstaunliches Ergebnis mit der Reichweite.
Jürgen Baumann meint
Schau Dir mal den grossen Kona electric an. Der ist mit WLTP 482 km angegeben.
Im Winter wirst Du die 300 km haben. Habe ihn bestellt und werde berichten.
R_Müller meint
@Swissli
Ich fahre den Kona mit dem grossen Akku.
Wenn du damit anständig fährst, schaffst du 400 Km im Winter ohne auf Wohlfühltemperatur verzichten zu müssen.
BB meint
Grundsätzlich richtig, nur sind die 5 KW Heizleistung sehr hoch gegriffen.
Meiner hat eine Wärmepumpe, die geht zu Beginn mal kurz über 2-3KW und pendelt sich nach ein paar Minuten weit darunter ein (je nachdem wie kalt es ist zwischen 0.5-1.5)
Aber klar, eine kalte Batterie ist auch so schon schwächer.
Satcadir meint
Ein kleines Fach, in dem ein benzinbetriebenes 1kw el und 3kw th Stromaggregat etwa der Grösse eines Honda 10EUi mit Abwärmenutzung hineingestellt werden kann, wäre mein Traum.
Und ja, Verbrennung….lieber globale Erwärmung als Eiszeit im Auto!
McGybrush meint
Wenn dieser Baurraum aber Platz für zusätzlich 3kWh Akku bieten könnte dann würde ich lieber die nehmen. Mit 3kWh kann ich etwa 1h heizen und hab im Sommer 15km mehr Reichweite.
Und auch „Was nicht verbaut ist kann auch nicht kaputt gehen“.
Leotronik meint
Die normalen Stromaggregate sind nur für den Betrieb im Stand konstruiert. Das ständige Hoppeln, Drehen und Schütteln beim Fahren macht wohl einen kurzen Prozess. Rasenmähermotoren mit AutoLichtmaschine gekoppelt wäre wohl robuster. Ich habe im Ion eine Diesel Standheizung aus China eingebaut und funzt einwandfrei. 3kW Leistung und kostet neu 150 €. Je Stunde Verbrauch ca. 0,15 bis 0,2 l bei Halblast. Etwas Fummeln muss man schon. Im Sommer fliegt es wieder raus.
Satcadir meint
Das ist korrekt mit der für Fahrbetrieb ungeeigneten Technik.
Mein alter Berlingo electrique hatte eine Benzin Standheizung serienmässig. Bei allem sonstigen Leiden an französischen automobilen Konstuktionsverbrechen….das war excellent und reduzierte nachhaltig den WAF Faktor*.
*womens acceptance factor
Hans Meier meint
@Satcadir
sollte wohl richtig heissen, „erhöhte nachhaltig den WAF“. Neben Benzin gäbts ja auch noch die Ethanolheizung.