SPD-Chefin Andrea Nahles hat sich Ende 2018 für eine „Industriepartnerschaft“ zwischen Bundesregierung und Automobilindustrie ausgesprochen. Der Vorschlag wird von der Opposition scharf kritisiert.
Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter forderte im Gespräch mit der Welt, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) mit Blick auf die Zukunft der Autoindustrie „endlich konkret werden“. Die Bundesregierung müsse dazu „die unsägliche Kumpanei mit den Autobossen aufkündigen“.
Hofreiter sprach sich dafür aus, der Autoindustrie durch „Leitplanken und Anreize“ in Form von Gesetzen und Förderprogrammen anspruchsvolle Ziele für eine Modernisierung zu setzen. Gleichzeitig müsse die Bundesregierung den Beschäftigten „mit der Unterstützung von Weiterbildung, Umschulung und einer sozialen Abfederung“ zur Seite stehen.
Nahles hatte sich in einem Brief an Kanzlerin Merkel kurz vor Weihnachten für eine neue „Industriepartnerschaft Automobilindustrie 2030“ stark gemacht. Ziel der Initiative sei ein kontinuierlicher Dialog über den Wandel der Branche. „Ich denke, wir müssen das langfristig auf zehn Jahre mindestens anlegen. Das geht nicht innerhalb einer Legislatur. Ich will, dass im Jahr 2030 in Deutschland noch immer die besten Autos der Welt gebaut werden – allerdings andere, vielleicht Elektroautos“, sagte Nahles der Welt am Sonntag.
Die SPD-Politikerin mahnte, dass es um die Zukunft von mehreren Hunderttausend Beschäftigten gehe. Die erforderliche Umstellung auf die Elektromobilität und andere alternative Antriebsarten müsse deshalb „auch in der Regierung Chefsache sein“. Es gehe um „das Rückgrat der deutschen Wirtschaft“, betonte Nahles.
Mike Hammer meint
„SPD-Chefin Andrea Nahles hat sich Ende 2018 für eine “Industriepartnerschaft” zwischen Bundesregierung und Automobilindustrie ausgesprochen.“
„Hofreiter sprach sich dafür aus, der Autoindustrie durch “Leitplanken und Anreize” in Form von Gesetzen und Förderprogrammen […]“
Einfach nur grausam, diese Kunkelei unserer Volksvertreter mit den Autofirmen, die Milliardengewinne erwirtschaften. Und das mit unseren Steuergeldern.
Leotronik meint
Der beste Wecker kommt demnächst von Tesla. Das wird ein abruptes Aufwachen.
Jürgen Baumann meint
Das ist nur der Anfang. Die Koreaner, Japaner und Chinesen werden den deutschen Nischenherstellern von Elektrofahrzeugen noch gehörig um die Ohren fahren.
Karla meint
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alupo meint
Ich denke, die Chinesen haben erst einmal im eigenen Land genügend Absatzmöglichkeiten für eAutos. Daher werden sie m.M.n. in den nächsten Jahren nicht massiv nach Europa drängen, sondern sich nur ein klein wenig zeigen was sie schon alles können.
Auch haben sie als Volkswirtschaft genügend Exportüberschüsse. Da kommt es, auch aus voklswirtschaftlicher Sicht, nicht auf die eAutobranche (noch) an.
Erst wenn sie Produktionsüberschüsse haben werden sie exportieren, denke ich.
Eine ähnliche Vorgehensweise werden die Koreaner anwenden, aber sicher mehr Mengen, weil sie ja weiterhin hier ihre alten Verbrenner entsorgen wollen. Also genau soviele, um EU-Strafzahlungen zu vermeiden. Das werden sie alles über die Preise steuern.
150kW meint
Das Problem der Chinesen ist eher das sie keine Absatzmöglichkeiten haben, wenn die Subventionen weg fallen. Dann muss dieser Absatz künstlich erzeugt werden.
Mike Hammer meint
Die Chinesen haben sich das anspruchsvolle Ziel gesetzt, Marktführer in der E-Mobilität zu werden.
Und das werden sie auch mit ALLER Macht versuchen. Wir Europäer sollten das besser nicht unterschätzen.
xordinary meint
Umschulung und vor allem Weiterbildung sollten zu allererst mal Aufgabe der Unternehmen sein. Es liegt schließlich auch in deren Interesse, möglichst schnell möglichst viele ihrer „hochqualifizierten“ Mitarbeiter fit für die Zukunft zu machen!
Dass inzwischen wirklich bei jedem Furz nach dem Staat geschrien wird – selbst von den Unternehmen selbst, die sich dadurch als komplett un-unternehmerisch outen –, ist ein trauriger Effekt des Zeitgeistes einer Vollkasko-Mentalität. Abseits des Elektro-Auto-Themas ist das meiner Ansicht nach eine überaus gefährliche Entwicklung, wenn niemand mehr die Verantwortung mehr für nichts übernehmen will und stattdessen dauerhaft eine Vollversorgung vom Staat wünscht. So etwas ist nicht erst einmal in der Geschichte arg nach hinten losgegangen!
TwizyundZoefahrer meint
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Frank Fox meint
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Die Konzerne lieben sich Subventionen für alles ein, obwohl Sie das locker aus ihren Gewinnen finanzieren könnten. Die Gelder sollten lieber in innovative Start-Ups investiert werden, die frischen Wind und Ideen und somit die Zukunftsarbeitsplätze bringen.
Wer zu sehr im jetzt lebt, dem fehlen die Visionen von morgen!
Stephan meint
1 +
alupo meint
Wenn Unternehmen massiv nach dem Staat rufen bzw. Subventionen einfordern oder notwendige Weiterentwicklungen verschlafen, ist das für mich ein klares Zeichen, dass sie lieber eine Planwirtschaft hätten weil sie sich nicht so sehr mit Entscheidungen herumquälen müßten.
Jetzt aber nicht an Versager wie die DDR u.a. denken, sondern an Gewinner-Länder wie China. Diese haben Wachstumsraten, die aktuell nur noch von Tesla übertroffen werden, siehe die weiter steigenden Mengen in Q4.
Was Menschenrechte betrifft, ist China allerdings ein Entwicklungsland. Man sollte sich überall nur das Beste zum Vorbild machen.
Besonders abschreckend sind Manager dann, wenn sie die Probleme aussitzen und nichts zu deren Lösung unternehmen. Das gilt gleichermaßen für Politiker. Davon haben wir viel zu viele in unserem Land.
Reiter meint
Ja mei , man ist bei VW Staatskonzern, die Klüngelei bei Gesetzgebung und Förderung in Bayern bei BMW und BaWü bei Daimler sieht ähnlich aus….
Soll das nach SPD Lesart Kohleausstieg 2.0 bedeuten? Arbeitsbeschaffung und Statistiktricks auf Staatskosten sind uns lieber als Marktführerschaft und Innovation. Soziale Marktwirtschaft bedeutet Besitzstandswahrung. Wo gehobelt wird, wirds Arbeitslose geben…..aber mit mehr Flexibilität würden neue Geschäftsideen verwirklicht mit neuen Arbeitsplätzen….(siehe tencent, amazon, baidu, alphabet, apple …) Wir haben lieber einen Staatsapparat der Arbeitslose verwaltet und Digitalisierung komplett verschläft. Dafür zahlt man dann die Hälfte seines Lohnes.
Sebastian meint
Immer diese Angst wenn einer der OEMs den Bach runter geht. Viele der Jobs, die mit der Autoindustrie zusammen hängen, wirds hier auch mit amerikanischen und chinesischen Autos noch geben. Unsere Zulieferer, ohne die die OEMs kein Auto mehr bauen könnten, sind hoch gefragt. Ebenfalls bei den Amerikanern und auch bei den Chinesen. Der BYD ES8 enthält, so wie Tesla, extrem viele deutsche Teile. D. h. zwar nicht, dass langfristig diese Teile nicht auch in China hergestellt werden könnten aber dass unsere OEMs diese dann nicht auch aus China kaufen, ist auch nicht ausgeschlossen.
Meine German-Angst hält sich ehrlich gesagt in Grenzen. Klar kann der Industriestandort und (ehemalige) Exportweltmeister Deutschland wirtschaftlich den Bach runter gehen. Aber wenn dann weil wir die Zukunft verschlafen und uns an alte Technologien geklammert haben, weil dieses Geschäft doch sooo gut gelaufen ist. Tja, alles hat ein Ende.