General Motors hat angekündigt, seine Tochter Cadillac zu einem führenden Elektroautobauer zu machen. Von dem Erfolg der Strategie hängt die Zukunft der auf Premium-Pkw fokussierten Marke ab. „Das ist die letzte Chance, Cadillac neu auszurichten“, sagte General-Motors-Präsident Mark Reuss im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters.
Der neue Plan müsse möglichst gut funktionieren, „darum werde ich mich kümmern“, so Reuss weiter. Kern der Stromer-Offensive von Cadillac ist ein neues Modell, das als erstes auf der Elektroauto-Plattform BEV3 des General-Motors-Konzerns aufbauen wird. Das erklärte Ziel: Branchenprimus Tesla Konkurrenz machen.
Reuss konkretisierte nicht, was die Pläne für Cadillac im Falle eines Scheiterns der E-Auto-Strategie sind. Dass es der Führungsetage des größten Autoherstellers der USA ernst mit der angekündigten Verschlankung ist, zeigen geplante Werksschließungen und Massenentlassungen auf dem Heimatmarkt. Flankierend sollen unrentable Baureihen eingestellt werden. Bereits 2017 zog sich das Unternehmen mit dem Verkauf der defizitären Tochter Opel weitestgehend aus Europa zurück.
General Motors hat angekündigt, bis 2021 eine neue flexible Elektroauto-Architektur und moderne Batterie-Technologie einzuführen. Darauf aufbauend sollen mindestens 20 neue Autos mit Elektromotor in den USA und China angeboten werden. Der US-Absatz von Cadillac ging zuletzt leicht zurück, künftiges Wachstum erhofft sich die Marke vor allem in Asien.
Wann genau Cadillac die angekündigten modernen Elektroautos in den Verkauf bringt, ist noch offen – aktuell ist von um 2022 herum die Rede. Reuss wollte sich bisher auch nicht dazu äußern, wann die Komplett-Elektrifizierung von Cadillac abgeschlossen sein wird. Er konzentriere sich „auf das, was wir im Moment tun und versuche, bei Cadillac wieder Dynamik reinzubringen“.
480+ Kilometer Reichweite geplant
Cadillac-Chef Steve Carlisle gab sich zuletzt mit Blick auf die Elektroauto-Pläne der Marke etwas offener. „Wir müssen mehr als 300 Meilen (ca. 480 km) erreichen“, sagte er auf der Detroit Auto Show. „Ein Verbrenner kann 400 Meilen fahren (ca. 640 km), das ist, was die Leute erwarten. Außerdem sei eine möglichst schnelle Ladezeit wichtig. Einen Ausblick auf das Design des ersten neuen E-Pkw gab es Anfang des Jahres.
Dass Cadillac sich mit der Einführung eines wettbewerbsfähigen Elektroautos noch Zeit lässt, begründete Carlisle mit dem Führungsanspruch des Premium-Anbieters. Da man nicht der erste auf dem Markt sei, müsse man nun etwas Besonderes bieten. Vor dem Marktstart wolle man daher sicherstellen, dass die eingesetzte Technik Höchstleistungen erzielt. Ob Cadillac seine neuen Elektroautos auch außerhalb der USA verkaufen wird, steht noch nicht fest.
Niklas meint
Ein Problem von GM ist, dass die vielen Marken in ihrem Hause alle ein ziemlich unscharfes Profil haben und für nichts stehen. Es hat in dem Konzern über die Zeit viele Übernahmen oder Gründungen von Marken gegeben, aber die wurden nicht ausreichend und glaubhaft positioniert. Man weiß zwar, dass Cadillac die Premium-Rolle haben soll, aber die Differenzierung von den Chevrolets ist, abgesehen vom Aussendesign, eher schwach — das scheint auch ein Herr Reuss zu wissen, wenn er sagt: “Das ist die letzte Chance, Cadillac neu auszurichten”.
Wenn man annimmt, dass in Zukunft alle Hersteller früher oder später elektrisch werden, ist Elektro auch keine geeignete USP.
Vor allem, womit will man diese angestrebte Vorreiterrolle begründen?
Pionier und Impulsgeber war und ist bereits Tesla. Und die Rolle dessen, der die E-Autos in der Breite durchgesetzt haben wird, wird potenziell VW haben.
Was Cadillac sich für das Jahr 2022 erhofft, kann ich nicht nachvollziehen.
Jeru meint
Ich vermute auch, dass andere (Premium) Hersteller schon heute besser aufgestellt sind und damit bessere Chancen haben werden. Genau wissen tue ich es aber nicht.
Da ich kein Amerikaner bin, kann ich auch das amerikanische Kaufverhalten nicht so gut einschätzen. Es ist ja möglich, dass die Amerikaner einem elektrischen Cadillac sehr viel Vertrauen schenken und allein die Marke ein gutes Argument ist.