General Motors hat am Montag ein radikales Sparprogramm bekanntgegeben. Der US-Autobauer wird im Rahmen des neuen Kurses in vielen Bereichen den Rotstift ansetzen und sich von 15 Prozent seiner Mitarbeiter trennen. Auch Werkschließungen und der Produktionsstopp bestimmter Modelle sind geplant. Nicht gespart werden soll bei Zukunftsthemen wie der E-Mobilität und selbstfahrenden Autos.
Mit den angekündigten Maßnahmen soll General Motors fit für die Zukunft gemacht werden. Konzernchefin Mary Barra begründete den Schritt mit der Notwendigkeit, sich den verändernden Marktbedingungen anzupassen. Es gehe darum, „das Unternehmen für langfristigen Erfolg zu positionieren“, hieß es in einer Pressemitteilung. Aus dem defizitären Europageschäft mit der deutschen Ex-Tochter Opel und der britischen Marke Vauxhall hat sich General Motors bereits 2017 zurückgezogen.
In einem weiteren Schritt wird General Motors nun verkaufsschwache Modelle einstellen und sich bei Investitionen stärker auf Technologien der Zukunft wie die Elektromobilität und autonome Autos konzentrieren. Dafür ist laut Barra ein tiefgreifender Konzernumbau nötig. In Nordamerika könnten bis Ende 2019 fünf Fertigungsstätten geschlossen werden, zudem soll der Betrieb in zwei internationalen Werken eingestellt werden. Der Personalabbau könnte US-Medien nach zwischen 10.000 und 15.000 Mitarbeiter betreffen.
Mit der neuen Kosten- und Effizienzoffensive will General Motors seine Aufwendungen bis 2020 um rund 4,5 Milliarden Dollar drücken. „Durch die Maßnahmen, die wir nun ergreifen, bleibt unsere Transformation hochagil, stabil und profitabel, während wir mit Blick auf Investitionen in die Zukunft flexibel bleiben“, so Barra. Die Börse nahm die Strategie gut an – die General-Motors-Aktie reagierte mit deutlichen Gewinnen.
Trucks, SUV & Elektroautos
Ähnlich wie Ford setzt General Motors künftig insbesondere auf in den USA beliebte Fahrzeuge im Truck-, Crossover- und SUV-Format. Traditionelle Limousinen, Kompakt- und Kleinwagen spielen keine zentrale Rolle mehr. Der mittlerweile in der zweiten Generation erhältliche Teilzeit-Stromer Volt – hierzulande einige Jahre als Opel Ampera verfügbar – wird Berichten zufolge eingestellt. Wie es um den Elektroauto-Kleinwagen Chevrolet Bolt EV – in Deutschland als Opel Ampera-e auf den Straßen – bestellt ist, ist noch unklar.
General Motors hatte im Mai erklärt, in den nächsten fünf Jahren über 20 neue Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb einzuführen. Der Konzern bekräftigte, das E-Mobilitäts-Engagement fortführen zu wollen. „General Motors hat vor, bei künftigen Investitionen in Fahrzeuge Batterie-Elektro-Architekturen der nächsten Generation zu priorisieren“, teilte das Unternehmen diese Woche mit. Angaben zu geplanten Modellen oder technologischen Zielen wurden nicht genannt.
nilsbär meint
Derzeit machen die Verbrennerhersteller noch gute Gewinne, auch GM (2,5 Mrd $ netto im 3.Quartal). Vor allem Chinas zunehmende E-Auto-Quote erzwingt aber große Investitionen. Das finanzielle Polster der deutschen Hersteller mag das noch einige Jahre abfedern.
hu.ms meint
Der nächste riese der aufwacht.
Wann sie welche BEV-modelle mit welcher reichweite liefern können steht noch nicht einmal fest.
Die sind ja noch langsamer als VW.
Andilectric meint
Hm, einerseits soll E-Mobilität massiv ausgebaut werden, im gleichen Zug aber wird schon mal klargestellt, dass der Volt entfällt und beim Bolt ist alles unklar? Das klingt nicht nach gerade nach Aufbruchstimmung in Richtung E-Mobilität.
Jörg2 meint
Wenn Volt/Bolt nur Feigenblätter waren, bei deren Entwicklung weder auf Ertrag/Gewinn noch auf Großserienskalierbarkeit geachtet wurde, dann müssen die eingestampft und das Thema eAuto neu angegeangen werden.
Niklas meint
Das muss nicht zwingend etwas bedeuten, falls GM einfach ein neues Modell entwickelt, welches dann statt einem direkten Nachfolger namens „Volt“ oder „Bolt“ erscheint. Die amerikanischen Hersteller sind da ziemlich beliebig und haben in ihrem Portfolio meist nicht so eine Kontinuität wie zB die deutschen, wo die Nomenklatur zur Markenbildung gehört.
Andilectric meint
Sehe ich ein, wir haben da von den uns geläufigen Marken echt einen stabileren Eindruck was Modelltreue betrifft usw. Es hat nur den Anschein, als ließe GM Bolt und Volt sterben und danach ein E-Vakuum entstehen („in den nächsten 5 Jahren…“), bis dann mal ein ernst gemeintes Modell kommt. Vielleicht beweist GM aber auch das Gegenteil und liefert ab. Würde mich freuen.
Swissli meint
Vielleicht war da nur der „Opel“ Ampera-e gemeint, der bekanntlich von PSA verkauft (aber nicht gebaut) wird. Das ist wohl weder für GM noch PSA interessant.
Die Kapazität für den Bolt wurde in den USA vor wenigen Monaten noch ausgebaut (inkl. Zelllieferant). Denke nicht, dass man das rückgängig macht. Aber es wäre sowieso bald für ein kleines Update des Bolt Zeit (die Kinderkrankheiten austreiben, fehlende Technik).
Niklas Trump meint
Das hat rein gar nichts mit chinesischen Importzöllen als Folge von amerikanischen Importzöllen zu tun.
Peter W meint
Da gehts ja mächtig abwärts. Kündigt sich da die nächste Automobilkrise in den USA an? Viel ist ja ohnehin nicht mehr da, wenn man sich an die goldenen Zeiten erinnert.
Swissli meint
Tesla hat Mitte Jahr auch einen Job-Cut von 9% angekündigt – trotz oder wegen des Umsatzwachstums.
Nicht dass ich GM jetzt mit Tesla vergleichen möchte. Aber Job-Cuts gehören leider immer wieder dazu, wenn man langfristig überleben möchte als Unternehmen – in jeder Branche.